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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Plehn, Anna L.: Kombinationsdrucke
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0373

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-?-5s£> KOMBINATIONSDRUCKE <^^~


mit derben, schwarzen Schattenflächen und
starken Konturzeichnungen im Licht. Wieder
war es die Lithographie, welche für ein oder
zwei Flecken und einige Schraffierungen im
Licht und zur Belebung durch Ueberdruck man-
cher Partien des Schwarz ausgeholfen hatte. In
anderen Fällen brachte derselbe Künstler Mehr-
farbendrucke in Holzschnitt allein heraus.
Für die Beurteilung eines graphischen
Blattes als Kunstwerk ist es nun zwar unter
Umständen gleichgültig, durch welche tech-
nischen Prozeduren es entstanden ist. Es
kann als Wiedergabe einer Anschauung und
als Ausdruck einer Empfindung ein Werk
ersten Ranges sein, selbst wenn es technische
Unvollkommenheiten enthält, oder wenn es
auf eine technisch anfechtbare Weise ent-
standen ist. Aber jenes Vergnügen an der
handwerklichen Mache, welches ein Teil des
künstlerischen Genusses ist, wenn auch freilich
nicht alle Augen dazu erzogen worden sind,
dieser Gewinn wird unter Umständen durch
eine Technik beeinträchtigt werden, welche
sich aus ihren natürlichen Grenzen entfernt.
Wird man es nun Pedanterie nennen
wollen, wenn hier erwogen werden soll, ob
das Vorgehen des Kombinationsdruckes sich
mit dem orthodoxen Gewissen eines Gra-
phikers verträgt? Auf diese Gefahr hin ge-

stehe ich, dass ein Instinkt in mir schon
dagegen protestiert, dass man Blätter in die
Welt fliegen lässt, welche nicht einmal bei
einem ehrlichen, deutlichen Namen gerufen
werden können, welcher ihrer Art allein zu-
kommt. Die Bezeichnung, welche für die
Mischverfahren festgesetzt worden ist, lässt
nicht erkennen, welche Faktoren im bestimm-
ten Fall zusammengewirkt haben, und die
angeführten Beispiele beweisen, dass die
Resultate ganz verschiedener Zusammenstel-
lungen von Techniken mit demselben Namen
bezeichnet werden.
Ernstlicher, als die aus diesem Umstand
hervorgehende Unsicherheit, fällt der Um-
stand ins Gewicht, dass der Charakter der
Druckarten sich verwischen müsste, wenn
solche Kreuzungsprodukte häufiger auftreten
würden. Das Gefühl für die Besonderheiten,
mit welchen Strich und Tonflächen bei jeder
einzelnen normalerweise in die Erscheinung
treten, könnte sich abstumpfen, wenn sie
nicht mehr regelmässig in der gewohnten
Vereinzelung blieben. Wenn in dieser Be-
ziehung die völlige Willkür proklamiert würde,
so könnte ja auch die scharfe Pikanterie eines
mittels der Radiernadel gezogenen Konturs auf
dasselbe Blatt neben die treuherzige aber etwas
massige Energie des Umrisses gesetzt werden,

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