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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0387

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-^sg> VERMISCHTE NACHRICHTEN - KUNSTLITTERATUR

IVJÜNCHEN. Die Künstler-Genossenschaft hielt hat. Er ist selbst Sammler und führt den Leser mit
V* ihre heurige, sehr zahlreich besuchte ordent- lebhafter freudiger Anteilnahme in das Gebiet ein,
liehe Generalversammlung am 2. April im Festsaale das wohl den allermeisten noch fremd und doch
des Künstlerhauses ab. Sie wurde vom stellver- so interessant ist. Die Behandlung geht vorzugs-
tretenden Präsidenten Prof. Josef von Kramer ge- weise vom sozial- und kulturhistorischen Standpunkt
leitet, da der Präsident Prof. Hans von Petersen aus; damit ist wohl eine gewisse Einseitigkeit ge-
infolge Todesfalles in der Familie verhindert war. geben, aber auch die Möglichkeit für weite Kreise
Der Jahresbericht wurde vom Schriftführer Richard populär zu wirken. Daneben tritt jedoch endlich
Gross, der Kassabericht vom Kassierer Franz Schmid- die kuntsgeschichtliche Betrachtung oft genug in den
Breitenbach verlesen. Beide Berichte wurden ein- Vordergrund und man muss dem Verfasser das
stimmig genehmigt und ebenfalls einstimmig dem Verdienst zusprechen, dass er besonders in der Aus-
Kassierer Decharge erteilt. Die vom Vorstand vor- wähl der Karikaturen das künstlerische Interesse
geschlagenen Statutenänderungen, in der Haupt- hat walten lassen. In den überaus zahlreichen und
sache eine Neuregelung des Kassawesens be- zum grossen Teil niemals publizierten Abbildungen
zweckend, wurden mit geringen Modifikationen ein- liegt darum auch der eigentliche Wert des Buches,
stimmig angenommen. Ein Antrag von Mitgliedern Mag man im Text da und dort eine Lücke bemerken,
auf Errichtung einer Stelle für unentgeltlichen oder zu engen Anschluss an etwaige französische
Rechtsschutz wurde freudigst begrüsst und im Prin- Vorlagen, so kann dadurch das Verdienst nicht ge-
zip genehmigt. Der Vorstand berichtete hierauf über schmälert werden, dass Fuchs in dem Demonstrations-
die Angelegenheit der Jahresausstellung 1904 und material eine ziemlich vollständige und künstlerisch
die Schritte, welche er that, um eine solche auch lehrreiche Geschichte der Karikatur geliefert hat
in genanntem Jahre, wo Räume des Glaspalastes und das heisst viel, wenn man die eminente kunst-
staatlicherseits für eine Kunstgewerbe-Ausstellung historische Wichtigkeit dieses Genres bedenkt, vi.
zur Verfügung gestellt werden, zu ermöglichen. Die
Debatte ergab eine erfreuliche Uebereinstimmung Adolf Rosenberg, Handbuch der Kunstge-
zwischen den Anschauungen des Vorstandes und des schichte in einem Bande, mit 885 Abbildungen und
Plenums. Dem Vorstande wurde für seine Mühe- 4 Beilagen (Bielefeld, Velhagen & Klasing, 12 M.)
waltung im vergangenen Jahre der Dank der Ver- In der Buchhändleranzeige dieses Buches ist
Sammlung ausgesprochen. — Die hiesige Künstler- gesagt, Rosenberg habe sich stets das Wort Goethes
Vereinigung „Luitpoldgruppe" ist jetzt vom Haupt- vor Augen gehalten, dass Lehrbücher nur dann ver-
vorstand der Allgemeinen deutschen Kunstgenossen- lockend seien, wenn sie die heiterste, zugänglichste
schaft als >Lokalverein München III« anerkannt Seite des Wissens und der Wissenschaft darbieten,
worden. Damit ist in der That das neue Handbuch der Kunst-
geschichte gut gekennzeichnet; es mutet dem Leser
DRESLAU. Eine „Vereinigung schlesischer Kunst- nicht zu, in die Tiefe der Probleme zu steigen,
lerinnen" zur Wahrung der Standesinteressen sondern bietet dem Leser die Ergebnisse der Kunst-
und behufs Veranstaltung gemeinschaftlicher Aus- geschichte in leicht fasslicher und ansprechender
Stellungen ist hierorts begründet worden. Der der- Weise dar. In seiner Auffassung der Kunstwerke
zeitige Vorstand besteht aus der Landschaftsmalerin bietet Rosenberg viel Subjektives, und namentlich
Gertrud Staats als Vorsitzende, der Porträtmalerin in der Schilderung der neuesten Zeit, welche er
Anna Gritschker-Kunzendorf als Schriftführerin und selbst als einer der hartnäckigsten Vertreter der
der Porträtmalerin Marie Spieler als Kassiererin. alten Richtung erlebt hat, sind mancherlei Spuren
seiner ablehnenden Stellung gegenüber der modernen
JV/l ANNHEIM. Der Maler Otto Propheter wurde Kunst zu bemerken. Er ist in dieser Hinsicht der
"* von der Stadt beauftragt, ein Bildnis des Gross- Antipode von Richard Muther, dessen Geschichte
herzogs von Baden zu malen. der Malerei im neunzehnten Jahrhundert bekannt-
lich durchaus vom Standpunkte der Moderne aus
KUNSTLITTERATUR geschrieben ist. Das Buch ist von der Verlags-
handlung reich und vielseitig mit Bildern ausge-
Eduard Fuchs. Die Karikatur der europä- stattet, welche die Brauchbarkeit des Buches wesent-
isehen Völker vom AItertum bis zur Neuzeit. lieh erhöhen. —n.
(Berlin, A. Hofmann & Cie., 15 M., gebd. 22Va M.)
Dieses im Laufe des Vorjahrs lieferungsweise er- Die preisgekrönten Entwürfe zum Bis-
schienene Werk ist mit ungewöhnlicher Bereitwillig- m a rc k - D e n k m al für Hamburg. 21 Licht-
keit vom Publikum aufgenommen worden und wird drucktafeln mit einer Vorrede von Georg Treu,
binnen kurzem bereits in einem zunächst unver- (Hamburg, Strumper & Co., 12 M.)
änderten Neudruck erscheinen. Als Verfasser wurden Der Umstand, dass die in obigem Mappenwerk
zuerst Eduard Fuchs und Hans Krämer angegeben; in behandelte, in ihrer Bedeutung auch in diesen
der That hat Fuchs allein die sehr umfassende Auf- Blättern gekennzeichnete Konkurrenz berufen sein
gäbe bewältigen müssen, da Hans Krämer verhindert dürfte, einen Markstein in der Geschichte unserer
war, sich an ihr zu beteiligen. Der Verfasser sagt Denkmalskunst abzugeben, legte den Gedanken
mit berechtigtem Stolze, dass sein Werk in deutscher nahe, deren Ergebnis, soweit es sich in den Ent-
Sprache keinen Vorgänger hat. Die Geschichte der würfen dokumentiert, die in dem engsten Wett-
Karikatur ist ja ein noch fast durchaus unbebautes bewerb des Preises würdig befunden wurden, in
Gebiet und wenn man einerseits den Mut und die einer besonderen Publikation festzuhalten. Selbige
Sachkenntnis des Verfassers anerkennen muss, der liegt jetzt in der eingangs erwähnten Mappe vor,
trotz der spärlichen Vorarbeiten sich an die schwere die insgesamt 15 Entwürfe (11 prämiierte und 4 zum
Aufgabe machte, so kann auch natürlich nicht ver- Ankauf empfohlene) in sauberen Lichtdruckrepro-
kannt werden, dass es sich hier um einen ersten duktionen Kleinfolioformats vereinigt. Beigegeben
Versuch handelt. In methodischer Hinsicht mag ist der Abdruck der Bestimmungen des Wettbewerbs,
nun das manche Schwäche zur Folge haben, aber das Gutachten des Preisgerichts und eine einleitende
es hindert nicht, dass uns Fuchs mit seinem Werk Betrachtung Georg Treus, des Direktors des Dres-
eben doch eine äusserst anregende Studie geschenkt dener Albertinums, der dem Preisgericht angehörte.
Redaktionsschluss: 5. April 1902. Ausgabe: 17. April 1902.
Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwärtz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-c. in München, Nymphenburgerstr. 86. — Druck von Alphons Bruckmann, München.
 
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