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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Neue Kunstlitteratur
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-a-*ö> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN <^£=^

es zu und will solche menschliche Strafe nur recht-
fertigen aus dem Nützlichkeitsprinzip, d. h. daraus,
dass Das müsse Gesetz werden, was für die Gesamt-
heit und für den einzelnen nützlich ist. Was ist dann
aber nützlich? — Was Einen angenehm ausleben
lässt!—VonTeleologie will Böcklin nichts hören; von
unmittelbarer sittlicher Norm im Innern auch nichts.
Ich berief mich, zum Beweis der Berechtigung des
absoluten sittlichen Gefühls, dem Künstler gegen-
über auf das jenem parallele unmittelbare Schön-
heitsgefühl; man könne ja auch nicht beweisen,
warum das und jenes schön sei. Das gab Böcklin
zu, aber — er behaupte von nichts, das sei schön,
sondern das scheine ihm schön, mache auf ihn den
Eindruck der Harmonie. — Da hört natürlich alle
Diskussion auf. Es ist ganz dieselbe Anschauung,
wie sie seinerzeit ein Maler S. gegen mich aussprach :
Jede Weltanschauung ist die richtige.« — Am
6. Mai 1870 knüpfte sich ein Gespräch an einen von
Böcklin citierten Ausspruch Schadows: Nehmen Sie
Flügel der Morgenröte und gehen Sie ans äusserste
Meer, so wird Sie doch Ihre Individualität nicht
verlassen.- Böcklin war über diesen Ausspruch
hoch erfreut und erweiterte ihn: >Wer eigentliches
Talent besitze, der gebe von seinem Ich nichts auf,
sondern bereichere es nur, indem er auch Fremdes
betrachte und zu Rate ziehe; seine Individualität
könne gar nicht verloren gehen: denn seine An-
schauung und Auffassung des Fremden sei schon
eine ganz individuelle, nur ihm eigene.« — Solche
für Böcklin charakteristische Aussprüche finden sich
in den Tagebuchblättern noch mehrere; namentlich
geben sie auch über die Entstehungszeiten Böck-
linscher Bilder dankenswerten Aufschluss. G.


victor mytteis im weidlingthal
(Jahresausstellung im Wiener Künstterhause)

A ACH EN. Während der Wiederherstellungsarbeiten
am und im Aachener Rathause, die jetzt im
grossen und ganzen als vollendet anzusehen sind,
ist auch ein Teil des bedeutsamen mittelalterlichen
Bauwerks mit neuem malerischen Schmucke ver-
sehen worden. In Betracht kamen dafür der soge-
nannte Krönungssaal, jene denkwürdige, in dem be-
kannten Schillerschen Gedicht genannte Stätte, an
der die deutschen Kaiser nach stattgehabter Krönung
sich mit ihren Getreuen zu festlichem Mahle zu
versammeln pflegten, und die stattliche Treppe, die
zu diesem Saale emporführt. Für die Treppenhalle
waren von der Stadt an Professor Albert Baur
in Düsseldorf, einen geborenen Aachener, zwei
grössere Wandgemälde in Auftrag gegeben worden.
Das eine, das der Künstler bereits 1898 vollendete,
stellt den Eidschwur der Vorsteher der Aachener
Bürgerschaft vor Kaiser Friedrich Barbarossa dar,
die Stadt innerhalb vier Jahren mit Mauern und
Wällen zu befestigen, das andere, das etwa zwei
Jahre später fertig wurde, schildert die Auffindung
der Aachener Heilquellen durch den römischen
Legaten Granus Serenus. Es galt nun weiter, sowohl
den Baurschen Bildern als namentlich auch den
berühmten Rethelschen Fresken im Krönungssaale
durch ornamentale Bemalung der sie umgebenden
Wandflächen und Decken einen wirkungsvollen
Rahmen zu geben. Mit dieser Arbeit wurde Professor
Hermann Schaper-Hannover betraut. Der Künst-
ler, von dem schon früher eine ähnliche Aufgabe
auf der Marienburg bei Danzig mit allgemein aner-
kanntem Geschick gelöst worden ist, hat auch in
Aachen eine sehr glückliche Hand bekundet. Seine
Malereien heben nicht nur die Fresken, sondern vor
allem auch die ganze Architektur des Krönungssaales,
und so sehr einerseits die von reicher Fantasie und
einem vornehmen Farbensinn zeugenden mittelalter-
lichen Ornamente das Auge fesseln und dadurch
gewissermassen selbständig in Erscheinung treten,
so sehr verschmelzen sie andrerseits eben mit der
Architektur und den Gemälden zu einem harmoni-
schen Ganzen. Ohne Zweifel sind die Schaperschen
Malereien ein sehr bemerkenswerter künstlerischer
Schmuck des Rathauses. S.
TARESDEN. In der Plakat-Konkurrenz für die
*-* Deutsche Städte-Ausstellung 1903 erhielt den
ersten Preis 600 M. der Entwurf iDresden« von
F. Nigg in Berlin (schwarze, nonnenartige Frauen-
gestalt mit dem Künstlerwappen auf der Brust und
einem altdeutschen Haus im rechten Arm als Hin-
deutung auf die Pflicht künstlerischer Grundsätze
im deutschen Städtebau), den zweiten Preis 500 M.
der Entwurf »Drasia« von Oskar Popp in Dresden
(anmutige Frau mit Ruder in der Rechten, Ober-
körper nackt, grünes Gewand, Silhouette von Dres-
den), den dritten Preis der Entwurf >Arbeit< von
Paul Rössler und Gottl. Gottfr. Klemm, den
Urhebern des Grünen Jungen , der im vorigem
Jahre die Dresdner Kunstausstellung repräsentierte.
Der jetzige Entwurf zeigt eine riesige gelbe Mauer-
krone auf schwarzem Marmorsockel. Durch ehrende
Erwähnung und Empfehlung zum Ankauf wurden
ausgezeichnet die Entwürfe Heiliger Florian« von
P. Leuteritz in München und iEinfach« von
H. D. Leipheimer in Darmstadt. Eine Reihe von
Entwürfen sind der Auszeichnung für würdig befunden
worden, mit den oben genannten, preisgekrönten
(laut § 7 der Bestimmungen des Ausschreibens) in
der 1903 stattfindenden Städte-Ausstellung selbst
ausgestellt zu werden. Die Wahl des auszufüh-
renden Plakats bleibt den Bürgermeistern, die im
Ausschuss der Ausstellung sitzen, vorbehalten. *

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