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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Die Karlsruher Jubiläums-Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0498

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~*-4g5> DIE KARLSRUHER KUNSTAUSSTELLUNG vS^-
viel weniger blind für die energischen ziel- geben. Die Farbenskala ist eine beschränkte,
bewussten Kräfte, die sie dauernd zu einer in fein abgewogener Weise ist ohne nennens-
wirklich modernen Kunststätte gestalten wollen. werten Anklang an frühere Zeit mit Weiss
Wenn man die weiten Räume der Ausstel- und Gold operiert,
lung durchwandert, so wird man freudigst Natürlich kann ein so grosses, von so hohen
überrascht von der fein durchdachten Art und erziehlichen Gesichtspunkten geleitetes Unter-
Weise, mit der die ganze Anordnung gemacht nehmen, wie das Karlsruher, ohne namhafte
ist. Nichts ist hier schablonenhaft, nichts materielle Opfer nicht ins Dasein treten und
gedankenlos traditionell, alles ist auf einen wenn die Künstler auch aus Enthusiasmus
ganz bestimmten Zweck hin komponiert und für das Gelingen des schönen Werkes die
sowohl die Abmessung der Säle nach Höhe grössten Opfer gebracht haben, so hat der
und Breite, wie die überaus geschickte Wahl badische Staat und die Stadt Karlsruhe es
der Hintergründe verrät einen rastlosarbeiten- doch — mit bekanntem rühmlichen Verständ-
den Geist, der sich wohl bewusst ist, dass hier nis für die hohe Wichtigkeit der Kunstpflege —
die Kunstwerke die Hauptsache sind und dass nicht versäumt, nach der Seite hin helfend
der moderne Architekt oft mehr leistet, wenn einzutreten, nach welcher derartige Gemein-
er verschwindet, als wenn er geräuschvoll wesen überhaupt solche Institutionen zu för-
hervortritt.— Das Aeussere des Ausstellungs- dern vermögen.
Gebäudes charakterisiert sich mit vollem Zur Durchführung dieses, auf dem Boden
Recht als ein Interimsbau und was an feinem Karlsruhes noch ungewohnten Unternehmens
künstlerischem Reiz in diesem, immerhin be- hat man in den Personen der erst neu hieher
schränkten Rahmen zu erreichen war, hat uns berufenen, hervorragenden und weltbekannten
Friedrich Ratzel, der geniale Erbauer des Meister, wie Ludw. Dill und Hans Thoma —
neuen Badischen Kunstvereins und der Gross- die grosse Energie und Zähigkeit mit echtem
herzoglichen Majolika-Manufaktur, voll ge- künstlerischen Gefühl, das allen berechtigten,
lebensfähigen Richtungen in der Kunst
gerecht wird, vereinen — die richtigen
Kräfte gefunden. Durch diese wahr-
haft glückliche Wahl wurde der Mittel-
mässigkeit und der Verkaufsware, die
wir von anderen, oft pomphaft in
Scene gesetzten Ausstellungen und
von unseren braven Kunstvereinen
her zur Genüge kennen, das Thor
strikte geschlossen. Die Aufforde-
rungen zur Beschickung der Ausstel-
lung sind nach reiflicher Ueberlegung
einheimischen und fremden Künst-
lern, sowie Besitzern hervorragender
Kunstwerke zugegangen. Auf diese
Weise ist der internationale Charakter
des Ganzen im wahren und zugleich
schönsten Sinne gewahrt worden.
Diesem Umstände verdanken wir eine
wirklich glänzende Vertretung der
französischen und eine sehr gute der
englisch-schottischen Schule, —deren
Meister nebenbei zum Teil als Seces-
sionisten in ihrer Heimat weniger an-
erkannt wurden — sowie die einzig da-
stehende exquisite Sammlung Knorr
aus München, aus dem bayerischen
Staatsbesitz die herrliche Kollektion
Langhamaier, eine wahre Offenbarung
in Bezug auf Vereinigung feinster
schottischer Empfindungen mit deut-
leop. graf v bildnis scher Klarheit, den hochinteressanten
kalckreuth Karlsruher Ausstellung Nachlass der beiden, allzufrüh leider


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