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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Pascent, E. N.: Die Sommer-Ausstellung der Münchener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0528

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-r£3g> MÜNCHENER SECESSION: SOMMER-AUSSTELLUNG <2?s^


Hengeler, Zuaibusch (s. S. 486 u. 498) und
Julius Diez bilden eine kleine Gruppe von
Neu-Romantikern, in welcher Diez an Phan-
tasie, wie an Formgebung und Kolorit der
originellste ist. Das „Märchen", zu dem ihn
die seltsamen Formen der Dolomiten-Berg-
welt inspiriert zu haben scheinen, hat bei
aller tollen Phantastik eine fast beängstigende
Glaubwürdigkeit.
Im Gegensatz dazu sind Ph. Klein und
E. Pottner strenge Wirklichkeitsschilderer,
natürlich nicht im Sinne jenes „abstossenden
Naturalismus", der heute nur noch in den
Köpfen gegenwartfremder oder völlig ununter-
richteter Leute spukt. Ph. Klein hat eine
Dame gemalt, die musizierend am Klavier
sitzt, ein breiter Sonnenstreif bricht belebend
ins Bild hinein. Emil Pottner zeigt eine
Mutter mit ihrem Töchterchen am Theetisch,
in die Betrachtung eines Bilderheftes ver-
tieft — ich fürchte, es ist die Woche; sonst
ist aber auch da absolut nichts Schreckliches
und Brutales zu entdecken, es müsste denn
Greuel und Missethat sein, wenn ein junger
Maler in Technik und Farbenanschauung von
Slevogt lernt.
Aber freilich, für manche Leute ist ja auch
Fritz v. Uhde heute noch ein krasser Na-
turalist! Ein Glück, dass er sich durch das
Geschrei nie hat einschüchtern lassen. Bis
heute ist er sich selbst treu geblieben, hat
sein Können immer aufs neue zu erweitern
und zu vertiefen gestrebt. Mit zwei nicht


LUDVC'. VON ZUM BUSCH BILDNIS
Sommer-Ausstellung der Münchener Secession


HER.M.HAHN BILDNIS-STUDIF.
Sommer-Ausstellung der Münchener Secession

umfangreichen Bildern, einem „Barmherzigen
Samariter" und einem „Interieur" erinnert
er an seine Doppeleigenschaft als „Historien-
maler" (verzeihen Sie das harte Wort!), der
die erstarrte biblische Malerei mit neuem
Leben und neuen seelischen Ausdrücken be-
schenkt hat, und als „Pleinairmaler" (auch
ein hartes Wort!), der dem Studium des
Lichts mit Liebe und Eifer nachgeht. Der
Vorgang in dem Bilde des „Samariters" ist
mit grosser, einfacher innerer Wahrheit ge-
schildert, die Lichtfülle, die auf dem „In-
terieur" aus dem Garten herein in das
Zimmer mit den zwei jungen Mädchen flutet,
mit köstlicher Frische in Farben übersetzt,
nein: festgebannt. So bleibt Uhde, der
Fünfzigjährige, als Künstler ein unverrück-
bares Vorbild für alle Jüngeren, die es mit
der Kunst und mit der Natur redlich meinen!
In der( kleinen Reihe plastischer Werke
dominieren die drei Arbeiten Hermann
Hahn's: Der Liszt für Weimar, ein Werk
voll edler Einfachheit und bestimmter Grösse,
ein anmutiger Frauenkopf (s. S. 498) und die
Büste eines greisen Gelehrten von fabelhaft
packender charaktervoller Hässlichkeit. — Jn
der Vorhalle steht, ein bischen einsam, die
grosse eindrucksvolle (a. S. 482 abgebildete)

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