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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Winkler, Georg: Graf Schack und Böcklin, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0551

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-a-SÖ> GRAF SCHACK UND BÖCKLIN

dem waren. Ueber die Annahme oder Ab- nicht mehr, wenn sie aus seinen Händen
Weisung eines neuen Werkes Böcklins, welcher waren. Ganz im Gegensatz zu Feuerbach
Schack das Vorkaufsrecht eingeräumt hatte, war er ein Verächter des Ruhmes. Während
entschieden mehr der Geschmack und die jener jedes fertige Werk mit Vaterwonne
Gesinnung der Berater des kunsteifrigen ans Herz drückte und vor dem Momente
Barons als dieser selbst. bangte, wo er es „einsargen", d. h. zum Ver-
So mögen denn der Schackgalerie durch senden in eine Kiste packen musste, stiess
fremden Rat manche gute Werke Böcklins Böcklin es ab wie ein Baum die reife Frucht,
verloren gegangen sein. Von einem derselben Er wusste auch nicht, welche seiner Werke
weiss ich das ganz bestimmt. Es ist dies die sich in dieser und jener Ausstellung be-
titelte des Frühlings", jetzt „Frühlingsreigen" fanden; einem Gespräche darüber hörte er
genannt, in der Dresdener Galerie; ich werde bei dem erwähnten Besuche mit einer ge-
darauf noch zurückkommen. wissen komisch wirkenden Neugierde zu.
In seinen brieflichen'") Antworten bewies Bald wechselte er dann das Thema und
Böcklin bei den oft grausamen Enttäuschungen, sprach von seinen Studien in alten Büchern
welche die Abweisungen Schacks für ihn über die Farbe van Eycks und von seinen
brachten, einen bewundernswerten Gleich- eigenen Experimenten. Er war überzeugt,
mut, eine fast rührende Unterwerfung unter zu seinem langerstrebten Ziele gelangt zu
die Kritik seines Auftraggebers und dessen sein und dadurch, dass er nur Erdfarben ver-
Berater. Weit davon entfernt, seine Bilder wende, sie mit Eiweiss und Gummi arabicum
als Ausflüsse seines Genies zu erachten und mische und nur auf Holz male, die höchste
zu lieben, kümmerte er sich um dieselben Leuchtkraft seines Kolorits zu erzielen. Wer
- _ . . , , . . , „ . da den bescheidenen und einfachen Mann über
*) Im Familien- und Freundeskreise legte er sich nach H. A. • • r--i. ■
Schmid, Fioerke u. a. in dieser Hinsicht keine zügei an; doch solche technische Dinge mit einem Eifer reden
kräf'i8' aber V°"S,ändig und °hnC hörte, als beruhe auf ihnen seine Kunst,
musste sich mit Gewalt daran er-
innern, dass dies der berühmteste
Maler der Welt sei.
Von den Gemälden, welche
den prunklosen, mit schwarzem
Holze ausgelegten Arbeitsraum
auf dem Zürichberge damals
schmückten, blieb mir ein „Gang
zum Bacchustempel" deshalb am
besten im Gedächtnis, weil der
Meister in Bezug auf eine mit der
Insel Capri endigende Wolken-
perspektive äusserte: „Wie ich das
gemalt habe, habe ich Heimweh
bekommen. Da habe ich denn auf-
hören müssen." Aehnlich klingt,
was er einst zu Graf Schack sagte,
als ihn dieser träumend vor seinem
„Heiligen Hain" antraf: „Eben bin
ich in diesem Walde gewesen."
Solche Worte kennzeichnen den
Poeten. Ueber ein im Atelier be-
findliches angefangenes Frauen-
bildnis bemerkte der originelle
Künstler: „Die Dame war sehr
unglücklich, dass ich die schöne
Farbe ihres Kleides auf dem Bilde
änderte; aber ich Hess ihr keine
Wahl: ,Entweder werden sie so
gemalt, oder gar nicht' und da gab
sie nach."
OTTO H. ENGEL KINDERBEGRÄBNIS IN DER OBERPFALZ^ . Von de" Briefen- Welche Böck-
Jahres-Anssteltung im Münchener Glaspalast: Vereinigte Berliner Clabs Hfl >n Seiner grossen und ZÜglgen


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