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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Winkler, Georg: Graf Schack und Böcklin, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0553

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-a-5^> GRAF SCHACK UND BÖCKLIN <&=^

meistens fertige Bilder schickte, bestimmte
den Preis derselben selbst, und es ist mir
kein Fall bekannt, in welchem Schack an
diesem gefeilscht hätte. Das „verunglückte
Experiment" hielten Künstler und Auftrag-
geber zunächst für wertlos; es soll im Speicher
seinen Aufenthalt gefunden haben. Als es
aber, unschwer repariert, in seiner vollen
Pracht an der Wand der Galerie prangte, da
ist nach meiner Ueberzeugung irgend ein
Abkommen zwischen dem glücklichen Be-
sitzer, der es in seinem Katalog von 1868
mit 2000 fl. abschätzte, und Böcklin ge-
troffen worden. Direkte Beweise dafür be-
stehen nicht; aber die indirekten besitzen
Beweiskraft genug: es sind die Fortdauer
des guten Einvernehmens zwischen beiden
und ^der dankbare, durch eine Misstim-
mung über diese Angelegenheit nicht ge-
trübte Ton derjenigen Briefe Böcklins aus


W'ILH. MÜLLER-SCHOENEFELD UNTER ROSEN
Jahres-Ausstellung im Münchener Glaspalast:
Vereinigte Berliner Clubs

den Jahren 1865 und 1866, welche erhalten
sind. Sie lauten:
„Verehrtester Herr Baron! Etwas ver-
spätet erhalten Sie die Empfangsanzeige
Ihres Vorschusses von 250 fl., da ich zu-
gleich die Versendung der Kiste mit den
Bildern anzeigen wollte. Diese wird infolge
der Feiertage erst am 28. Dezember abgehen
können und Sie werden also dieselbe in
ungefähr sechszehn Tagen erhalten. Die
Preisangabe wird den Bildern beigefügt sein.
Auf Ihren, sowie auf allgemeinen Beifall
glaube ich hoffen zu dürfen, da solcher mir
hier zu teil wurde, doch rechne ich nicht
unbedingt darauf und bin auch auf das
Gegenteil gefasst, in welchem Falle ich Sie
bitte, Geduld mit mir zu haben und die
Bilder an Herrn Rudolf Lang, Kunsthand-
lung in Basel, adressieren zu wollen. Ihr
günstiges Urteil über die beiden Bilder er-
füllt mich mit Freude und giebt mir Mut,
meinem Streben treu zu bleiben. Mit
wärmstem Dank für Ihre gütige Hilfe ver-
sichere ich Ihnen meine Hochachtung und
Ergebenheit". (22. Dezember 1865.)
„Rom, den 6. März 1866. Verehrtester
Herr Baron! Mit herzlichem Danke zeige
ich Ihnen den Empfang des Wechsels von
250 fl. an und habe nur mit diesem Briefe
gezögert, weil ich hoffte, zugleich die
Vollendung des Bildes Amaryllis und die
Absendung desselben anzeigen zu können.
Dass Ihnen aber alle drei zugesandten Ge-
mälde missfallen haben, wirkte so ent-
mutigend, besonders, da ich das Gegenteil
zu hoffen gewagt, dass Tag um Tag ver-
strich, ohne mich dem Ziel merklich näher
zu bringen. — So übersende ich Ihnen,
verehrtester Herr Baron, diese paar Zeilen
und verspare fernere Anzeigen auf einen
späteren Brief, da auch dieses überwunden
sein wird. Mit vollkommener Hochachtung
Ihr ergebenster A. Böcklin."
Resignation und Schmerz finden in diesen
Briefen einen durch seine Einfachheit be-
sonders ergreifenden Ausdruck; ein Vorwurf
könnte höchstens aus dem „auch" des letzten
Satzes herausgetüftelt werden. Dieses „auch"
ist aber zur Genüge erklärt durch die da-
malige notorische und durch Lenbach, Ludwig
u. a. bezeugte drückende Lage des Meisters.
Georg Winkler
{Der Schluss folgt im nächsten Hefte)


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