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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0063

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NEUE KUNSTLITERATUR —

PERSONAL-NACHRICHTEN

arbeitet hat.« Von diesem Standpunkt aus betrachtet, Wilkes stehen in dieser Mappe plötzlich einige uns
müssen Rudolf Wilkes Skizzen gewiß als vollendet in dieser Umgebung fremd anmutende Elemente:
angesehen werden. Denn das ist sicher: die wenigen landschaftliche und architektonische Stücke, von
charakteristischen Striche, die Wilke aufs Papier hin- denen eine ausgezeichnete, mit den primitivsten far-
schleuderte und zu Figuren zusammenballte, drücken bigen Mitteln zu glänzendem koloristischem Aus-
gerade das aus, was er wollte. Das ist ja eben das druck gebrachte alte Kleinstadtgasseden ersten Rang
Geniale an Rudolf Wilke — und diese Publikation behaupten kann. Ich vermute, daß dieses Blatt eine
seiner Skizzen bestätigt es uns —: was er will, das Skizze zu dem von Wilke beabsichtigten Werk
vermag er auch restlos auszudrücken und zwar so .Aus einer kleinen Stadt« ist. Auch einige andere
kurz, präzis und knapp wie eine mathematische Blättergehören dahin. Das Übrige ist Studienmaterial
Formel. Die Ausdrucksmittel, deren er sich dabei für >Simplizissimus<-Zeichnungen. — Der Verlag
bedient, sind grob, primitiv, unliebenswürdig, und hat die Mappe, die sich ansieht wie ein köstliches,
seine Formensprache ist rauh, wie es seiner nieder- die unmittelbare Natur des Künstlers voll erschließen-
sächsischen Art entspricht. Für den Durchschnitts- des Skizzenbuch, glänzend ausgestattet. Dasenglische
Kunstgenießer, der nicht durch das Äußere hindurch Collotyp-Papier, auf das die Reproduktionen gedruckt
ins tiefere Wesen des Künstlers zu dringen vermag, worden sind, eignet sich für solche Publikationen
wird Wilkes Kunst darum für immer unannehmbar außerordentlich gut. GJ.W.
sein. Andere freilich wissen, was in diesem Rudolf
Wilke steckte. Nicht nur in seinen Manifestierungen

als bildender Künstler, sondern auch in seinem PERSONAL - NACHRICHTEN
Menschentum soweit es sich in seiner Kunst do- BERLIN. Die Große goldene Madaille für Kunst
kument.ert. Ludwig Thoma der dem Freund in tS wurde vom Kaiser *us Anlaß der diesjährigen
emem kurzen, warmherzigen Vorwort zu dieser Mappe GrQßen ß Kunstausstellung folgenden Künst-
eln liebevolles Denkmal setzt, sagt, daß Wilke »der [ern verliehen: dem Ma]er Profesfor LSUDX,IG Dett.
größte deu sehe Humorist- gewesen sei und erklärt . Königsberg und dem Architekten Gehei-
sich entschlossen diesenSuperlativ aufrecht zu halten. men ßaurat * & HOFFMANN in Berlin; die
Hort man dieses Wort: .größter deutscher Humonst« verliehen dem
so denkt man naturgemäß an Wilhelm Busch, und Ma]er fRANZ ElCHHORST in Charlottenburg, dem

2* Td/uch sc p°n-vi ^usfamme"han^ ™hen Bildhauer Joseph Wackerle in München <f auch

den beiden da. Freilich darf man bei solchem Ver- j .München«) und dem Maler Karl

gleiche nie vergessen daß zwischen Busch und Langhammer in BerIin.
Wilke jene Kunstrevolution steht, die Impressionismus

genannt wird, und die auch auf das hier in Betracht If ARLSBAD. In dem Wettbewerb um Entwürfe

kommende Gebiet der graphischen Kunst herüber- für die Schloßbrunnenanlagen inKarlsbad wurden

brandete. Große Ähnlichkeit besitzt der Motive- drei gleiche Preise von zusammen 5000 Mark an

umkreis von Busch und Wilke: Bourgois-Damen, Oberbaurat Friedrich Ohmann, dem Schöpfer der

Veteranen, Leute von der Wasserkante, Handwerks- Elisabeth-Denkmalanlage in Wien, Franz Matou-

burschen, Vagabunden, Spießer, Lebemänner und schek (Budapest), Viktor Lurje und Dr. O.Strnad

der Wilke besonders ans Herz gewachsene, mit verliehen.' Angekauft wurden die Entwürfe von Fr.

grimmiger Liebe umfangene deutsche Oberlehrer. Elstner in Reichenberg, Karl Rapl in Dresden,

Aber während diese Gestalten bei Busch Episoden- Baurat A. v. Wurm in Wien.

figuren werden, sind sie bei Wilke Selbstzweck, V/IÜNCHEN. Bildhauer Josef Wackerle, der im

Typen. Daher auch der Unterschied zwischen den besonderen durch seine prächtigen Terrakotta-

beiden: Der eine ein literarisch-illustrativer Zeich- figuren auf der Ausstellung München 1908 in den

ner, der andere ein Zeichner um des bildnerischen weitesten Kreisen bekannt geworden ist, hat einen

Gestaltens willen. — Unter all den Karikaturen Ruf an die Berliner Porzellanmanufaktur erhalten.

HANS THOMA •, RADIERUNG

Herausgeber: F.Schtartz. Für die Redaktion verantwortlich : P. Kirchgraber. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.

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