Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

DOI Artikel:
Von Ausstellungen - Neue Kunstliteratur - Personal-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0087

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VON AUSSTELLUNGEN

mehr an diese Versuche an, als an die Vorbilder der Studien aus älterer Zeit und reizenden Genrebild-
Akademie. Ganz er selbst ist Thoma in dem Porträt chen, von denen die orientalischen wohl die
Steinhausens aus dem Jahre nach der Pariser Reise meiste Beachtung verdienen. Eines derinteressante-
(1869), das hier,soviel ich weiß, gleichfalls zum ersten sten Gemälde dürfte wohl dasjenige des Tiroler
Male der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht wurde Dichters und Forschers Adolf Pichler sein, das
und das in der malerischen Delikatesse des 1 ones, der Schretter in der Studie zwei Tage vor des Dichters
feinabgewogenen Raumökonomie und der seelischen Tode an seinem Krankenbette malte. Wie er da den
Vertiefung — ohne Einschränkung sei es gesagt — Ausdruck des schon fast nicht mehr in dieser Welt
zu den schönsten Werken der deutschen Malerei weilenden Greises festhielt, ist geradezu überwäl-
gehört. — Die erste Kollektion des Kunstsalons tigend. Schretter, der im Leben so ungemein Be-
Schneider, der nach einiger Pause wieder eröffnet scheidene, in der Kunstwelt auch außerhalb seiner
wurde, brachte eine Anzahl Werke von A. Levier tirolischen Heimat sehr geschätzte Maler, kann wohl
(Paris), die zeigen, daß der Künstler nun ganz von mit vollem Recht unter die ersten unserer Künstler
der etwas oberflächlich glatten Manier seiner ersten gezählt werden. Es ist nur erfreulich, daß die von
Zeit losgekommen ist und sich eine Farbensprache des Künstlers Freunde, dem österreichischen Reichs-
zu erwerben im Begriffe steht, bei der heute zwar ratsabgeordneten Malik, angeregte Gedächtnisaus-
noch manches gewagt erscheinen kann, die aber, Stellung in Innsbruck vonseiten der berufenen Kreise
gemäßigt und verfeinert, große Wirkungen für die so nachhaltige Unterstützung und Förderung fand;
Zukunft verspricht. Diezweite Ausstellung bei Schnei- die tirolische Landschaft stellte den historischen
der brachte eine schöne Kollektion von Johannes Kongreß-Saal im alten Thum- und Taxisschen Palais
Lippmann (Lichtenbergi. O.) Leiderwaren die Werke, mit seinen zwei Nebenräumen bereitwilligst zur Ver-
in denen die Eigenart dieses feinsinnigen Künstlers fügung, der Staat subventionierte nicht nur dieses
am reinsten zur Geltung kommt, seine Landschafts- Unternehmen, sondern hat bereits einen Vertreter,
und Waldesschilderungen, fast gar nicht vertreten. den neuernannten Direktor der modernen Galerie
Seine Figurenbilder, die den Hauptbestand der Aus- in Wien, Dr. Dörnhöffer, entsendet, der schon mehrere
Stellung bildeten, können zuweilen (sie sind nicht Gemälde für den eventuellen Ankauf durch den Staat
durchweg gleichwertig) an Tiefe der Empfindung und ausgewählt hat und reservieren ließ.
Stärke des Stimmungsgehaltes an Millet
gemahnen. — Der neue Kunstsalon
Knoeckel, der erst in diesem Sommer
aus einer Kunsthandlung entstanden ist,
hat in seiner September-Ausstellung
eine Art Programm gegeben: er möchte
vorzugsweise dem Schaffen der Frank-
furter Künstler eine Stätte bereiten.
Ob dabei auch die Kunst auf ihre Rech-
nung kommt, wird man abwarten müs-
sen. Unter den ausgestellten Werken
konnte ich diesmal nur von den
formsichern, ausdrucksvollen Bronzen
E. Rettenmeyers (Frankfurt) einen
stärkeren Eindruck erhalten. c. G.

INNSBRUCK. Schretter-Gedächtnis-
* Ausstellung. Im Thum- und Taxis-
schen Palais wurde eine drei Säle um-
fassende Ausstellung aus dem künst-
lerischen Nachlaß des in diesem Jahre
verstorbenen Malers Professor Josef
Schretter eröffnet. Wenn die Aus-
stellung auch keineswegs vollständig
genannt werden kann, weil sich viele
seiner Gemälde im Privatbesitz in
Deutschland befinden, so ist sie doch
so reichhaltig, daß sie ein übersicht-
liches Abbild von des Malers ganzer
künstlerischer Entwicklung zu geben
vermag. Wir finden hier viele seiner
charakteristischen Porträtstudien in
Pastell, wie er sie in den letzten Jahren
seines Lebens rasch nach dem Original
hinwarf, der Kopf in allen Teilen auf
das sorgfältigste ausgearbeitet, der Aus-
druck des gemalten Charakters bis ins
Detail festgehalten, während alles andere
in flüchtigen Umrissen gekennzeichnet
ist, neben ausgeführten, ungeheuer le-
bendigen Porträts, die so ganz die dar-
gestelltenMenschen wiedergeben, neben r. vonnoh die bildhauerin bessie potter-vonnoh

kleineren und größeren Landschafts- Glaspalast München 1909

O Q5*~^5*7^5^^5*^5^^Z*^5*~^

71
 
Annotationen