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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Von Ausstellungen - Hermann Kaulbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0214

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VON AUSSTELLUNGEN —

HERMANN KAULBACH f

Bilder geschicktoder aus ihren Ateliers solche Studien ~^HHH| HE.RMANN

ausgesucht, die einen durchaus bildmäßigen Charakter .^ä«,

tragen und sich dadurch dem großen Publikum zu KAULBAGJ^ "r

Geschenkeszwecken empfehlen. Da das Niveau ein

sehr anständiges ist, soll ihnen ein guter Erfolg herz- f ^ tjin Maler, der

lieh gegönnt sein. w. c. 4l nicht mit sensa"

FRANKFURT a. M. Der November brachte die tionellen Taten die

1 lahresausstellung der Frankfurter Künstler in den breitere Oerlentlich-

Räumen des Kunstvereins. Leider sind viele der jg M:: keit beschattigte, der

besten Künstler Frankfurts fern geblieben, so daß aber im stillen seine

die Ausstellung auf mehr als lokales Interesse kaum jv große Gemeinde

Anspruch erheben darf. Und doch könnte Frank- M ^at,eT . V, -

furt, wenn es gelänge, seine künstlerischen Poten- fl ™ Liebenswurdig-

zen zu sammeln, eine Ausstellung zusammenbringen, keit und Anmut sei-

die ihm ohne weiteres eine beachtenswerte Stellung "er ,n,st !n ^inz

im deutschen Kunstleben sichern würde. — Der H^^HH Deutschland be-

Heldsche Kunstsalon führte uns die (in Berlin schon ^V^J geschätzt

gezeigten) Ergebnisse von Walsers Japan-Reise V ih~ h . r.ma,nn

vor, Eindrücke von Japan, aber mit den Augen der H ff 1 Kaulbach, ist in der

japanischen Kunst gesehen, stets von großem deko- Nacht zum 9. De-

rativen Reiz. Daneben brachte der gleiche Kunst- hermann kaulbach zember an einer

salon Farbzeichnungen von Eugen Berner (Mün- t 9- Dezember 1909 Gehirnhautentzun-

chen), die in bedeutender Weise graphische und S g6?^^"'isfr

malerische Qualitäten vereinigen. Berner wirkt mit . , <, . . war am 2b. Juli 184b

sehr geringen Mitteln; er meistert die spröde Tech- als. d" Soh" Wllhe'm vo,n Kaulbachs geboren und

nik des Buntstifts und weiß ihr restlos jede Stirn- widmete sich zuerst der Jurisprudenz. Er hatte als

mung abzugewinnen, vom sonnigen Frühlingstag im Knabe, eher dichterische als malerische Neigungen

Felde bis zum düsteren Abend* der schwer über ^ezei^' lnK ^m erwachsenen jungen Manne aber

die See hereinsinkt. erwachte bald mächtig der Trieb zur Kunst und

Hermann Kaulbach trat in die Schule Pilotys ein.
T^"1EL. Die neue Kunsthalle, die mit einem Kosten- Der Einfluß dieses Meisters der großen Historie auf
aufwand von über ljz Million Mark an der ihn ist unverkennbar gewesen und läßt sich sogar
Düsternbrooker Allee erbaut worden ist, enthält im noch an den letzten umfangreicheren Bildern Kaul-
Untergeschoß die archäologischen Sammlungen der bachs verfolgen. Zunächst waren es auch Piloty'sche
Universitätnebstdem archäologischen Institut(Direk- Sujets, die er behandelte. Er debütierte bei einer
tion: Prof. Bruno Sauer), in den Obergeschossen das Ausstellung der Piloty-Schule zum Besten der Opfer
kunsthistorische Institut und die Sammlungs- und des Krieges im Jahre 1870 mit einem 'Ludwig XVI.
Ausstellungsräume und das Kupferstichkabinett des im Gefängnissen Noch größeres Aufsehen erregte
Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins (Direktion: er mit einem temperamentvollen Geschichtsbilde
Prof.CarlNeumann).DieAussteIlungsräumeumfassen >Lucrezia Borgia tanzt vor dem Papst Alexander VI.,
5 Oberlichtsäle und 14 Seitenlichtkabinette. Im Sou- ihrem Vater« — zum künstlerischen Erfolge kam da
terrain liegen Packräume, Heizung usw. Das Haupt- die Sensation des Themas, das in Württemberg sogar
treppenhaus ist mit fränkischem Marmor verkleidet zu einem Ausstellungsverbot führte. Zu Hermann
und mit einer Kuppel überdacht. Ein Nebentreppen- Kaulbachs bekanntesten Historienbildern gehören
haus enthält zugleich den elektrischen Bilderaufzug. dannnoch : >Mozarts letzte Tage«, > Friedrich derGroße
Die Eröffnungsausstellung (ca. 500 Werke) ist nieder- und Seb. Bach«, und die 188b vollendete >Krönung der
deutsch begrenzt. Unter den Schleswig-Holsteinern Leiche derheiligen Elisabeth«. »OSanctissima«, »Die
ragen die Landschaften von LP. Feddersen (Kleiseer- Klostersuppe«, der »Weihnachtsengel« und das große
Koog), Jac. Alberts (Berlin-HalligHooge), Leipold Gemälde »Unsterblichkeit« (1888) wurden ebenfalls
(München-Störort), Kallmorgen, Westfalen (Neu- weit bekannt. Das letztgenannte Bild schenkte der
münster), Burmester (Möltenort), Fürst (Kiel), Prinzregent von Bayern der Münchner Neuen Pina-
Nolde (Friedenau), die Genrestücke von Wilkens kothek. Neben diesen größeren Werken hat Her-
(Dresden-Fanö) und Jessen (Deezbüll) hervor. Dazu mann Kauibacheine Fülle kleinerer Bilder produziert,
kommen die Schleswig-Holsteiner, die außerhalb der früher mit großer Vorliebe romantische Kostüm-
Heimat, zumal in akademischen Stellungen, wirken, stücke von eigenartiger Liebenswürdigkeit der Auf-
Olde, Brütt und Chr.Rohlfs (Weimar) und Dett- fassung. Eine Reihe größerer und kleinerer Hof-
mann (Königsberg). Sie sprechen in ihrer Kunst ver- narrenszenen war darunter, wie »Narrenleid-Narren-
nehmlich ein Hochdeutsch, wenn man so sagen darf, freud«, »Alter schützt vor Torheit nicht«, »Es war
gegenüber dem Plattdeutschen und der derb-lustigen einmal« usw. Sehr großen Anklang fanden seine Gri-
Provinzialfarbe der Landesansässigen. Dazu ge- saillen zu den Romanen von Gustav Freytag. Ebenso
seilen sich die Hamburger Eitner und Illies. Schließ- hat er zwölf Grisaille-Bilder zu unseren bekanntesten
lieh istin einerSonderausstellung Graf Kalchreuth, Opern geschaffen und neben vielem anderen, Bild-
der sich in der Heide unweit Harburg angesiedelt nissen, Idealgestalten usw. eine große Reihe schar-
hat, hinzugekommen, zu welcher Veranstaltung die mante Genrebilder aus dem Kinderleben. Gerade die-
Hamburger Kunsthalle aus ihrem kostbaren Besitz ses bildete in den letzten zwanzig Jahren seine Lieb-
freundlich beigesteuert hat. Alles in allem — ein lingsdomäne und kaum ein anderer hat das Kind so
Ganzes von großem Eindruck, das in dieser nieder- lieblich und drollig geschildert, wieer. Am öffentlichen
deutschen Abgeschlossenheit noch nicht leicht ge- Kunstleben Münchens hat sich Hermann Kaulbach,
sehen worden ist und nicht leicht wieder zu sehen der als gütiger und trefflicher Mensch einen großen
sein wird. Freundeskreis um sich geschart hatte, nie beteiligt.

Redaktionsschluß: 12. Dezember 1909 Ausgabe: 30. Dezember 1909
Herausgeber: F.Schtartz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.

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