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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Vollmer, Hans: Künstlersignaturen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0614

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KUNSTLERSIGNATUREN

Hfl

KARL SCHMOLL VON EISENWERTH IN DER LAUBE

Künstlerbundausstellang, Darmstadt

Chorfensters oder an die mittlere oder öst- angebracht vor, daß man sie häufig lange
liehe Konsole der Gewölberippen des Chores. Zeit übersehen konnte. So zeichnete Meister
In Fällen dieser Art darf man wohl annehmen, Pfenning auf seiner berühmten Wiener Kreu-
daß die ganze Kirche von dem betreffenden zigung seine Signatur auf die Schabracke des
Meister erbaut sei. Rührten von einem Meister Schimmels im Vordergrunde, wo die Buch-
nur einzelne Partien eines Kirchenbaues her, staben wie ein Ornament wirken, Ulrich Apt
so wurde das Zeichen gleichfalls an hervor- aufseinembekanntenKreuzigungsaltar in Augs-
ragender Stelle des betreffenden Bauteils, ent- bürg noch verschämter auf ein Wappenschild-
weder wieder an einem Gewölbe-Schlußstein chen am Zaumzeug eines Maultieres. Für
oder über den Portalen angebracht. Bei Pro- diese bescheidene Art von Signalement gibt
fanbauten war der Raum über den Eingängen es auch übrigens jenseits der Alpen Analogien,
oder am Schluß der Treppenspindel der meist Raffael signiert mit Vorliebe auf dem Hals-
übliche für die Anbringung des Zeichens. saum des Mantels seiner Madonnen; ein Por-
Reiche Varianten finden sich in der Unter- trät von Agnolo Caroselli in Wien ist um den
bringung der alten Gemäldesignierungen. Eine Rand einer Geldmünze herumlaufend bezeich-
so allgemein verbindliche Gewohnheit, wie sie net, die das Barett des Dargestellten schmückt,
unter den heutigen Malern besteht, ihre Na- Die Italiener bringen ihre Signaturen sonst
menssignatur in die linke oder rechte untere gern offenkundig an Säulenpostamenten, Stein-
Bildecke zu setzen, kannte man in früheren bänken, Brüstungen, Thronsockeln oder unter
Zeiten nicht. Auf deutschen Gemälden des perspektivischer Verschiebung der Buchstaben
fünfzehnten Jahrhunderts kommen bisweilen auf dem Boden an, auch wohl als Inschrift
Künstlersignaturen an so versteckter Stelle im Gebälkfries einer Architektur (Raffaels

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