wilhelm trcbner männlicher kopf
Aus dem Besitz der Galerie Heinemann, München
Küche, das ob seiner reichen Nuancen in der
unendlichen Skala von Kalkweiß zu Beinschwarz
in Erstaunen setzt (Abb. S. 126). Harburger
hatte ein ähnliches Vergnügen an solchen ver-
räucherten Räumen wie Spring, aber er staffierte
sie mit Menschen, mit behäbigen Zechern, Po-
litisierenden, Rauchern, kurz mit den ergötzli-
chenTypen,dieerals Illustrator erschöpfte(Abb.
S. 126). Bei Ludwig von Hagn (Abb. S. 124)
ist die Staffage die Hauptsache geworden; in-
dessen könnten diese Rokokoherrschaften des
schimmernden Rahmens eines üppigen Raumes
mit starken Licht- und Farbeneffekten, wie sie
Hagn liebt, nicht entraten. Das Verdienst seiner
Kunst ist, daß er Gestalten und Raum mit
sicherstem Geschmack zu einer stimmungs-
vollen Bildeinheit zusammenfügt. G.J.wolf
BRIEF AN EINEN JUNGEN
KÜNSTLER
Lieber Freund!
Sie schreiben einen so stillen Brief. Schwer-
mütig und verzagt klingts zwischen den Zeilen.
Ich verstehe Sie. Sie haben recht und am
meisten recht in dem, was auch Sie nicht sagen.
Das Unsagbare dieser Zeit lastet auf uns
allen. Es ist eine Zeit des Männermordens,
des Blutvergießens und Städteverwüstens, eine
Zeit der groben Fäuste und der derben Kno-
chen, eine im tiefsten Wesen unproduktive
Zeit. Und gar keine Zeit für die Kunst.
Nicht, weil es den Leuten an Geld und an-
geblich an Interesse für die Kunst fehlt. Sie
selbst sind ja in der glücklichen Lage, darauf
131
Aus dem Besitz der Galerie Heinemann, München
Küche, das ob seiner reichen Nuancen in der
unendlichen Skala von Kalkweiß zu Beinschwarz
in Erstaunen setzt (Abb. S. 126). Harburger
hatte ein ähnliches Vergnügen an solchen ver-
räucherten Räumen wie Spring, aber er staffierte
sie mit Menschen, mit behäbigen Zechern, Po-
litisierenden, Rauchern, kurz mit den ergötzli-
chenTypen,dieerals Illustrator erschöpfte(Abb.
S. 126). Bei Ludwig von Hagn (Abb. S. 124)
ist die Staffage die Hauptsache geworden; in-
dessen könnten diese Rokokoherrschaften des
schimmernden Rahmens eines üppigen Raumes
mit starken Licht- und Farbeneffekten, wie sie
Hagn liebt, nicht entraten. Das Verdienst seiner
Kunst ist, daß er Gestalten und Raum mit
sicherstem Geschmack zu einer stimmungs-
vollen Bildeinheit zusammenfügt. G.J.wolf
BRIEF AN EINEN JUNGEN
KÜNSTLER
Lieber Freund!
Sie schreiben einen so stillen Brief. Schwer-
mütig und verzagt klingts zwischen den Zeilen.
Ich verstehe Sie. Sie haben recht und am
meisten recht in dem, was auch Sie nicht sagen.
Das Unsagbare dieser Zeit lastet auf uns
allen. Es ist eine Zeit des Männermordens,
des Blutvergießens und Städteverwüstens, eine
Zeit der groben Fäuste und der derben Kno-
chen, eine im tiefsten Wesen unproduktive
Zeit. Und gar keine Zeit für die Kunst.
Nicht, weil es den Leuten an Geld und an-
geblich an Interesse für die Kunst fehlt. Sie
selbst sind ja in der glücklichen Lage, darauf
131