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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Steinlein, Stephan: Julius Mössel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0017

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Julius ITCöffel.


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5. Modell-Entwurf zu einem gemalten Plafond; von Jul. Messet.

suchte. Je mehr sie Fachwissenschaft geworden ist,
je geflissentlicher schleichen sich die Aünstler, insgesanit
sich bekreuzend, an ihrem Tempel vorüber, oder
zetern und fluchen offen und versteckt ihreit Dienern.

Ist es nicht wie mit den Naturwissenschaften,
die nicht wären ohne Mbjekte? — Erlebten nicht
alle Zeiten ästhetische Betrachtungen als ein hinter-
her, als Ergebnis und Ausfluß ihres eigenen künst-
lerischen Ringens und Gestaltens? Aber auch den
Aünstler müßte man erst erfinden, dessen ästhetische
Doktrinen oder Formulierungen vor seinem Schaffen
schon abgeschlossen dalägen, gleichsam hinter ihm
im erfahrungslosen Leeren.

hören wir Jean Paul. „Herder, Goethe, Wieland,
Schiller, Lessing waren früher Dichter, als Selbst-

geschmacklehrer." Er spricht von Schulästhetikern
im Vergleich mit jenen und sagt, man könne, wenn
man beide läse und wägte, leicht erraten, welche
Partei davon nie gedichtet. „Die Ästhetik des Täters
ist ein Gberons-Horn, das zum Tanzen, die des
bloßen Wissenschaftlers oft ein Astolfos-Horn, das
zum Entlaufen bläst, wenigstens manchen Jünglingen,
welche so gern für Schönheiten lebten und stürben."

Von seiner eigenen Vorschule der Ästhetik schrieb
er, daß sie sowohl das Resultat als die Quelle seines
Schaffens und mit ihm in aussteigender und in
absteigender Linie zugleich verwandt sei. Einer
„Zimmermannsbaurede, oben auf dem Gipfel eines
Gebäudes gehalten", vergleicht er die Ästhetik des
Aünstlers. Immer also der Gedanke: daß aus der
 
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