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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Steinlein, Stephan: Julius Mössel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0018

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Julius JTtöffcl.

s. Modell-Entwurf zu einem gemalten Plafond; von Jul. Möffel.

Leistung Trieb und Wille nach gedanklicher Recht-
fertigung wächst. Nimmt man besonnen ästhetische
Anschauungen von Künstlern und Gelehrten ent-
gegen, als Spiegelungen ihres eigenen Wesens und
seiner Nötigungen — entstanden sowohl im Schaffen
als im Betrachten —, so möchte in beiden Fällen
beachtenswertes zu bergen sein; wiederum nichts
Absolutes, aber Wertvolles und Brauchbares. Den
Künstler führt sein eigenes Schaffen zur Erfahrung
die er dann, wenn er reflektiv gestimmt wird, auch
in Vergangenheit und Gegenwart bestätigt findet.
Der Gelehrte geht von Weinungen aus, und gelangt
von ihnen zu Forderungen für das Schaffen. So
kommen sie von entgegengesetzten Seiten und be-
gegnen sich eigentlich nie direkt auf ihren Wegen
und beiden, besonders den: Künstler, muß es so oft

scheinen, als ob der Ästhetiker wissens- und artfremd
auf Holzwegen ginge. Dem Künstler scheinen seine
nachträglichen Erkenntnisse, die aus seinem Ringen
resultierenden Gedanken allein lebendig, beachtens-
wert, zeugekräftig, ja schlechthin natürlich In beiden
Fällen bewahrt sich kaum der Bedeutendste Weite
genug, um divergierende Erscheinungen noch liebe-
voll verstehend umfassen zu können.

Kein Buch ließe sich denken, das in dem Waße
alles nacheinander vernichtet und doch gleichzeitig
Werte gibt, maßlos beschränkt in: einzelnen und
immer im gleichen Aiaße aufschlußreich, als eines,
das alles nebeneinander nur in zeitlicher Folge ge-
ordnet, frei bestehen ließe, was große Künstler zu
allen Zeiten über ihr Wetier geäußert haben. Große
und mittlere Naturen würden darin an uns vor-

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