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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Steinlein, Stephan: Julius Mössel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0019

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Julius JTtöffcI.

7. Skizze für den Vorhang im Stadt-Theater zu Lhemnitz;

Entwurf von Jul. Möffel, ausgeführt von Möffel und Firma Schmidt 6c To. (Graue Grnameniierung mit einigem

Ivciß und Gold auf Blau und Schwarz; Breite ca. \2 m.)

überziehen, seltsam an Konventionen gebunden, ge-
leitet durch Erlebnisse und Überzeugungen, beherrscht
von Affekten, die im Grunde nichts anderes sind
als bekräftigende Bestätigungen eigensten Wesens,
bedeutsanre Spiegelungen, aus denen uns nichts
anderes, als stets ihr ureigenes Wesen entgegensieht,
mehr oder weniger Einflüssen unterworfen und der
Zeit untertan, die init ihren Strömungen auch der
Größte nie völlig unter den Willen zwang. Es war
einmal Diode von der Außerzeitlichkeit der Großen
zu sprechen. Der geheinrnisumdüsterte Zeitlose ist —
vielleicht mit Lionardo als Ausnahme, ein — Rkär-
chen, nicht mehr.

Aus alle dem menschlichen, persönlichen, die
schematische mittlere Linie durch alle Kulturen zu
ziehen, Krnormen des Schaffens, Grundgesetze ka-
nonischer Geltung davaus zu abstrahieren, wie oft
hat man sich darum emsig gemüht und doch ist
nie anderes als ein im besten Falle geistreich ge-
spenstisch lendenlahmes Formelwesen, solcher Akühen
Lohn geworden. Wer nicht an scholastischem Dog-
matisieren erstarrte, der gewann zuletzt Freiheit
wieder und damit die Freude am Vielgestaltigen.
Schätzbar inimer und überall wo wirkliches Können

auf eigene Weise sich zu behaupten wagt. Rein-
lichem Werben um Erkenntnis absoluter Gesetz-
mäßigkeiten, die nicht ohne Vergewaltigung zu er-
raffen sind, mochte letzte Erkenntnis des Aussichts-
losen skeptisch die Wangen bleichen. Es läßt sich
einmal ohne bewußte Gewaltsamkeit nirgend abso-
lute Gewißheit, kein unbedingt in allem gültiger
schematischer Kanon erzwingen, der für alle und
alles Gewalt besitzt. Ze mehr wirkliche Einsichten
einer erlangt, je weniger absolut wird er sich noch
gebärden mögen. Ein Dutzend Selbstverständlich-
keiten werden ihm übrig bleiben, um derentwillen
es bald nicht mehr lohnt, viel Wesens zu machen;
Einsichten, die alle wirklichen Künstler auf der Höhe
ihres Könnens besaßen, nach denen sie handelten,
ohne doch durch allzu tief bohrende Reflexionen
dazu gelangt zu sein.

Auch Zulius Wlössel, dem dieses Heft gilt,
hat sein persönlicher Widerspruch zu ihm wesens-
fremden Schaffensbedingungen und Äußerungen, der
geheime Zwang der Rechtfertigung vor sich selbst,
zu Spiegelungen seiner Art an Vergangenheit und
Gegenwart genötigt, auch ihn trieb das Bedürfnis
mit dein einen Flügel seines Bauwerkes, den seine

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