Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

DOI Artikel:
Steinlein, Stephan: Julius Mössel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0022

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Julius Möffel.

10. Plafond in der Ratstriukstube des Rathauses zu Leipzig; Malerei von Julius Möffel.

verzichten. Das einzelne dekorative Ausdrucksmittel
mußte auch fast gleichgültig fein gegenüber der Be-
deutung des Gesamten. Es konnte da, wo die
größten Raumaufgaben gebändigt werden mußten,
nicht die peinliche Sorge für die qualvolle Neu-
geburt der Form eines kleinsten Einzelteiles Zu-
gang finden. Für den Kunstgewerbler, dem die
zeitliche Entwicklung diese Aufgabe zugewiesen hatte,
mochte es Genüge fein, und es waren Schöpfungs-
akte voll religiöser Inbrunst und Eingabe, aus denen
ein Tintenzeug oder ein Stuhl, ein Buchumschlag,
ein Stückchen Täfelung, ein lVandfries entstand.
Hier aber, den großen Räumen und Blassen gegen-
über, handelte es sich für den schmückenden Künstler
wie für den Erbauer, aus dessen fänden er die

Rohform empfing, darum, ein Ganzes — aus der
Summe zahlloser Einzelheiten zu errichten; es hieß,
aus den raumumschließenden Elementen die innere
Architektur herauszuholen, sie künstlerisch glaubhaft,
überzeugend zu machen. In diesem Sinne konnte
der erfahrene Architekt der Blithilfe des architektonisch
fühlenden Blalers nicht entraten. Die Abwägung
der Farben, ihrer Tonwerte, mit deren Schwergewicht
er bauen will, wie der Architekt mit der reinen,
plastischen Form, die statisch wirksamste Funktion
von Farbe und Form, sind denn auch die stetigen
Sorgen und das Ziel des Blalers Julius Blösfel.
Die Farbe als Bauelement, das immer von
neuem variierte Grundthema seiner Betrachtungen.

Stephan Stein lein.

Kunst und Handwerk. 62. Iahrq. Heft

9
 
Annotationen