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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Mössel, Julius: Die Farbe als Bauelement (Auszug): eine Betrachtung mehr für Architekten als für Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0030

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Julius tltöffel.

(9- Wohnzimmer Julius tttöffels in seinem lsaus zu Feldafing;
alles lsolz stumpf blau, Fries unter der Decke -(f. Abb. 20) hauptsächlich grau, die Kartuschen darin gelb, Früchte farbig.

(Vierländer Stuhl und Uhr alt.)

der Verarbeitung der Stoffe mit der äußeren Erschei-
nung, mit der Wirkung unserer geformten Gedanken
im Lichte. Darum werden wir im praktischen Falle
rechnen, daß wir unsere Profilierung nach dem Licht-
einfallswinkel richten, bei stark abglcitender Belichtung
die Profilierung auf ein Minimum reduzieren oder
etwa bei nach Norden gerichteter Fassadenfront das
Maximum anwenden. Wir werden in der Verwen-
dung und dem Nebeneinander verschiedener Baustoffe
ihre Farbenwerte berücksichtigen und zur aufgetragenen
Farbe greifen, wenn Licht und Raumverhältnisse
eine Bewältigung der Architektur mit nur plastischen
Mittelti nicht mehr restlos möglich machen, und diese
aufgctragene Farbe der Funktion der Bauglieder bei-

20. Fries; zu Abb.

und unterordnen. Alles sichtbare ist für das Auge
eilt Spiel von Licht und Schatten — eine Folge des
Prozesses der anf der Form sich vollziehenden, Ton-
und Farbwerte erzeugeitden Lichtbrechung. Das Profil
des Baues, die schwellenden und brechenden Flächen
der Einzelteile geben dein Auge wechselreiche Nuancen
und bringen uits auf diesen: Wege der toitigeit Ab-
stufung dem Gedanken und dem Willen der Form
nahe. Abgesehen von der konstruktiven Notwendigkeit,
verschieden geartete Baustoffe nebeneinander zu ver-
wenden, bestinnnen den Spielraum ihrer Anwendung
künstlerische Erwägungen — Gefühlsmomente. Also
prüft der künstlerische Wille den struktuellen Ausdruck
der Aörper, ihre spezifischen Ton- und Farbenwerte
und die Möglichkeit der Veränderung der (Oberfläche,
sei es im pinblick der Anspannung oder Gegensatz-
wirkung. )eder neue Tonwert stellt eine Araft-
wirkung vor, ob als Übcrgangswert oder als Gegensatz.

pelmholtz hat experimentell gefunden, daß
schwarzer Samt in Sonnenbeleuchtung viele tausend
Male Heller wirkt als weißes Papier daneben in:
Schatten. Aus dieser überraschenden Tatsache, daß

Kutnl und Handwerk. 62. Iahrg. Heft
 
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