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Lory, Karl: Ein halbes Jahrhundert Kunst und Handwerk
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0062
Ein halbes Jahrhundert Kunst und Handwerk.
weitergeht: nachdem die gotisierende Rich-
tung durch Nacheiferung der ^rnhrenaissance,
nachdem beide durch den Stil der „Aönigin
Anna" überwunden worden waren, nach-
dem die jüngere Generation auch die Feind-
schaft der älteren gegen die Periode als
solche wie gegen ihre Begleiterscheinungen,
Maschine, Technik, Handel und Industrie
überwunden hatte, kan: zunächst in Bel-
gien neues Leben in die kunstgewerbliche
Produktion. Aber die Schulen van de
Beides und seiner Mitstrebenden, sie „grü-
belten" noch viel zu sehr an den Lachen
herum, wenn dieser Ausdruck erlaubt ist;
und wenn sie auch von: historischen glück-
lich zum „zeitlosen" Ornament vorge-
drungen waren, hinter so manchem Wenn
und Aber, so manchem Drum und Dran
sahen sie die Schönheit der reinen, sach-
lichen Zweckform noch nicht ein, jene im
besten Sinne deutsche und doch inter-
nationale Formsprache der Sachkunst-
bewegung ist erst später und anderwärts
62. Franse — Knüpfarbeit — an dem Vorhang
(Abb. 80 u. 6;). (7e d. wirkl. Großes
82. Leinendurchbruch und Flachstickerei an dem Vorhang, Abb. 80 u. 8>.
(V6 d. wirkl. Größe.)
so recht in Fluß gekommen. — Verworren ist der Gang
der menschlichen Dinge. Wären es nicht so heillose Schwär-
mer gewesen, die vor einem halben Säkulum Aunst und
Handwerk zusammenzubringen gedachten und dabei doch
nur Handwerk und Gegenwart auseinanderbrachten, wären
es statt spleeniger Engländer etwa praktische Amerikaner
oder nüchterne Holländer gewesen, wer weiß, ob wir nach
den glorreichen Siegen des Jahres j870/7s die nicht minder
glorreichen von München und Nancy (908, von Brüssel
und Paris (9l0 hätten erringen können. So aber können
wir wohl sagen: Damals vor 50 Jahren wurde in Eng-
land der Anstoß gegeben zu einer Bewegung, deren Erfolge
wir im heutigen Deutschland ernten können und werden,
wenn wir nur wollen! hoffentlich wollen wir auch!
Br. Aarl Lory.
Berichtigungen. In unserer letzten Nummer —
Artikel Steinlein-Mössel — sind leider einige sinnstörende
Fehler stehen geblieben, die wir zu berichtigen bitten. Auf
S. (5 rechts, soll Zeile 7 mit den Worten beginnen: Malerei
und Plastik fristeten .... — Ferner ist auf S. 25, rechts,
Zeile 2 hinter „z. B." einzuschalten: „nie".
— W —
weitergeht: nachdem die gotisierende Rich-
tung durch Nacheiferung der ^rnhrenaissance,
nachdem beide durch den Stil der „Aönigin
Anna" überwunden worden waren, nach-
dem die jüngere Generation auch die Feind-
schaft der älteren gegen die Periode als
solche wie gegen ihre Begleiterscheinungen,
Maschine, Technik, Handel und Industrie
überwunden hatte, kan: zunächst in Bel-
gien neues Leben in die kunstgewerbliche
Produktion. Aber die Schulen van de
Beides und seiner Mitstrebenden, sie „grü-
belten" noch viel zu sehr an den Lachen
herum, wenn dieser Ausdruck erlaubt ist;
und wenn sie auch von: historischen glück-
lich zum „zeitlosen" Ornament vorge-
drungen waren, hinter so manchem Wenn
und Aber, so manchem Drum und Dran
sahen sie die Schönheit der reinen, sach-
lichen Zweckform noch nicht ein, jene im
besten Sinne deutsche und doch inter-
nationale Formsprache der Sachkunst-
bewegung ist erst später und anderwärts
62. Franse — Knüpfarbeit — an dem Vorhang
(Abb. 80 u. 6;). (7e d. wirkl. Großes
82. Leinendurchbruch und Flachstickerei an dem Vorhang, Abb. 80 u. 8>.
(V6 d. wirkl. Größe.)
so recht in Fluß gekommen. — Verworren ist der Gang
der menschlichen Dinge. Wären es nicht so heillose Schwär-
mer gewesen, die vor einem halben Säkulum Aunst und
Handwerk zusammenzubringen gedachten und dabei doch
nur Handwerk und Gegenwart auseinanderbrachten, wären
es statt spleeniger Engländer etwa praktische Amerikaner
oder nüchterne Holländer gewesen, wer weiß, ob wir nach
den glorreichen Siegen des Jahres j870/7s die nicht minder
glorreichen von München und Nancy (908, von Brüssel
und Paris (9l0 hätten erringen können. So aber können
wir wohl sagen: Damals vor 50 Jahren wurde in Eng-
land der Anstoß gegeben zu einer Bewegung, deren Erfolge
wir im heutigen Deutschland ernten können und werden,
wenn wir nur wollen! hoffentlich wollen wir auch!
Br. Aarl Lory.
Berichtigungen. In unserer letzten Nummer —
Artikel Steinlein-Mössel — sind leider einige sinnstörende
Fehler stehen geblieben, die wir zu berichtigen bitten. Auf
S. (5 rechts, soll Zeile 7 mit den Worten beginnen: Malerei
und Plastik fristeten .... — Ferner ist auf S. 25, rechts,
Zeile 2 hinter „z. B." einzuschalten: „nie".
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