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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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vom Büchermarkt.

;8p Geschäftsabzeichen; von tjans tvürstl.

(Vom (KüchermarKt.

euhne, Ad., Oberlehrer an der Staatlichen Aunst-
gewerbeschule zu Hamburg. Lehrbuch der Per-
spektive mit Konstruktion der Schattenmassen und
Spiegelungen und ihrer Anwendung auf die Dar-
stellung von Möbeln und Innenräumen für Archi-
tekten, Fachlehrer und Zeichner der Innenausstattung
und Dekorationsmaler. Mit über 200 Textfiguren
und einer aus 22 Tafeln bestehenden Aufgaben-
sammlung, enthaltend die Aufgaben und deren
Lösung auf durchsichtigem Papier, f^eft s Text,
Heft 2 Aufgabensammlung. Leipzig, H. A. Ludwig
Degener. Seiten. 8°. Preis geb. 8 M.

Der Verfasser hat sich das besondere Ziel ge-
steckt, in diesem Buche die Darstellung von Innen-
räumen zu behandeln; er denkt sich also in erster Linie
Möbelzeichner als Leser. Doch gibt er eine allgemeine
Theorie der Perspektive und wendet sie speziell auf
Interieurs und Möbel an. Das Buch zerfällt in
vier Teile; der erste, „Die Grundlagen der perspek-
tivischen Aonstruktion" betitelt, gibt die Definitionen
und verschiedene Methoden, um ein in Grund- und
Aufriß gegebenes Objekt in Perspektive zu setzen.
Im zweiten Teil, „der selbständigen Perspektive",
werden die Teildistanzpunkte und unzugängliche
Fluchtpunkte überhaupt behandelt, sowie die Dar-
stellung des Areises, der Augel und der Umdrehungs-
körper. Der dritte Teil ist überschrieben: „praktische
Anwendung und einige besondere Aonstruktionen";
er gibt gute und brauchbare Vorschriften über die
Mahl der Bildfläche und Distanz, ferner über die
Darstellung von Treppen, Wendeltreppen, Gewölben,
Sitzmöbeln, sowie einiges über Deckenperspektive und
ein paar etwas mangelhafte Bemerkungen über das
Aufsuchen der perspektivischen Aonstruktionspunkte aus
einer gegebenen Zeichnung. Im letzten, vierten Teil
endlich gelangen noch Schattenmassen und Spiege-
lungen zur Behandlung. Die Sätze und Haupt-
resultate sind durch fetten Druck hervorgehoben. Dem
Buch ist eine Aufgabensammlung beigegeben. Die-

selbe enthält eine erste Serie von Tafeln mit den
genauen Daten, wobei immer auch der Maßstab
angegeben ist; die zweite Serie gibt auf durchsichtigem
Papier die Ausführungen der Aufgaben. Dadurch
soll namentlich der Autodidakt in den Stand gesetzt
werden, die Richtigkeit seiner Konstruktionen durch
einfaches Auflegen der Lösung zu prüfen.

Dem Praktiker kann das Buch durchaus emp-
fohlen werden: die angewandten Methoden werden
umständlich erörtert und je nach Anwendbarkeit ge-
trennt und eigens durchgeführt. Aus allem spricht
der erfahrene Zeichner und Aonstrukteur, der aber
auch über Geschmack verfügt. Namentlich wird mit
Recht darauf gesehen, daß die Zeichnungen immer
einen Maßstab erhalten und daß die darzustellenden
Objekte ebenfalls in ihren Maßen genau gegeben
sind. In theoretischer Hinsicht befriedigt das Buch
weniger. Allerdings setzt der Verfasser, wie er aus-
drücklich bemerkt, keine mathematisch gebildeten Leser
voraus und er gibt auch keine strenge Ableitung der
zu benutzenden Sätze, sondern erläutert sie bloß an
anschaulichen Figuren. Aber auch unter dieser Vor-
aussetzung hätte manches strenger formuliert werden
können. Unklar und unverständlich ist schon der
erste Satz des Buches (Seite {): „Die Linienperspek
live befaßt sich mit der Darstellung solcher Aörper-
un,risse, die sich als Linien zeichnerisch darstellen
lassen. Nur Linien können Gegenstand der Aon-
struktion sein; die Linien werden durch Bestimmung
einzelner Punkte gefunden. Die Aufgabe der Linien-
perspektive ist demnach, von einem darzustellenden
Gegenstände so viele einzelne Punkte aufzusuchen,
wie notwendig sind, um seinen inneren und äußeren
Umriß zeichnen zu können." Von der Schrauben-
linie heißt es Seite 86: „Die Schraubenlinie ist eine
spiralige Aufwicklung auf einen Zylinder". Zu
wenig betont wird der Umstand, daß wir dein:
Sehen zunächst doch nur Winkel beurteilen, also
einen Gegenstand nach dem Gesichtswinkel einschätzen,
unter dem er erscheint. So erklärt sich wohl manche
der vom Verfasser (5. B. Seite 77) erwähnten „Eigen-
tümlichkeiten". Bei der Abbildung des Areises wird
zunächst der Fall erwähnt, daß die Ebene des Areises
zur Bildebene parallel ist. Das Bild ist dann wieder
ein Areis. Weiter heißt es nun (Seite ^2): „Mit
Ausnah,ne dieses und eines zweiten für die künst-
lerisch arbeitende Perspektive wertlosen Falles, in
welchem der verkürzte Areis als Hyperbel erscheint,
verkürzt sich die Areislinie innner zur Ellipse." Aber
gerade bei der Darstellung von kreisrunden Innen -
räumen kann praktisch sehr wohl der Fall vor-
kommen, daß das Bild eines Areises ein Hyperbel-
bogen wird. Jedenfalls ist der auf Seite -f2 aus-

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