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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Lory, Karl: Wohnhaus Dr. Huber in Kempten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0238

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Wohnhaus Dr. Huber in Kempten.

446. Wohnhaus Dr. Huber in Kempten; Diele, nach Entwurf von Rich. Berndl ansgeführt von der Firma Botzen Hardt,

Kempten. Bosnische Fichte, gebürstet, (vgl. Abb. 444.)

bestimmter ernster äußerer Karinen, sondern auch ein
Musterbeispiel geschaffen, wie architektonische Horm
und innere Stimmung sich gegenseitig harmonisch
bedingen müssen, bzw. sollten.

An den eigeittlichen Speiseraum schließt sich ein
kleineres Viereck, durch die getäfelte Decke deutlich
abgegrenzt (Abb. ^5 u. 4^9)* An der Hensterseite steht
hier ein ziemlich großer Nähtisch, bei dem die lyra-
artigen Seitenteile aufsallen und dessen Fußtritt eine
sehr praktische Lösung darstellt. Die Vitrine in der
Ecke bildet das Gegenstück zum Büfett, in der Hinteren
(wand-) Gcke ist ein lauschiger Platz mit lederge-
polsteter Wandbank und einem hauptsächlich zu
Spielzwecken bestimmten zierlichen ovalen Tisch da-
vor, der freilich ein ungeniertes Sitzen nur daitn
erinöglicht, wenn man den Aanten des Antertisches
sich fern hält. An den Stühlen dieses Raumes fallen
die ungewöhnlich langen Sitze auf.

Diese Wohnecke, wenn man so sagen darf, neben
dem Speiseraum, deren Lichtwirkung infolge der ge-
täfelten Decke naturgemäß gedämpfter sein muß wie

bei dem Speiseraum mit seiner weiß stuckierten Decke,
bildet gewissermaßen den Übergang zu dein perren-
und Arbeitszimmer, von dem schon erwähnt wurde,
daß es (908 in München ausgestellt war und daß
es nicht von Botzenhardt in Aempten, sondern von
der Münchener Firma Böhmler ausgeführt wurde.
Da unser Bild alles Nötige dartut, kann auf eine
nähere Beschreibung füglich verzichtet werden; nur auf
eines fei hingewiesen: auf den Aronleuchter an der Decke
und auf die Wandleuchter (von denen eben noch einer
zum Teil sichtbar). Sie sind aus Aristallglas gefertigt
und alt; wahrscheinlich zierten sie einmal irgendeinen
altadeligcn schwäbischen Herrensitz; Paul puber erstand
sie von einem Altertumshändler der Gegend. In
die dunkle Tönung des Mobiliars dieses Raumes
reichen die silberhell blinkenden Glasleuchter herein
wie die hintinlischen Ideen in die Grdenschwere
der Wirklichkeit: eine Symbolik, nicht unwürdig des
Mannes, als dessen Arbeitsraum dieses Zimmer
dienen sollte, des Begründers und Förderers einer
im deutschen Geistesleben der Gegenwart so eigen-

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