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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0324

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Thronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

Mochenverfammkungen.

Sechzehnter Abend — den 26. März ^2 — Vortrag
von Konservator Dr. PH. M. Palm: „Belgische Städtebilder."
Einleitend erinnerte Redner daran, daß uns von der niederlän-
dischen Kunst fast nur die Malerei bekannt ist, von den Tagen
der Gebrüder van Eick (seit ;^20) an bis zu Rubens und Rem-
brandt im ; 7. Jahrhundert; die Malerei fast allein hielt man
für das Spiegelbild des kulturellen und politischen Lebens des
Volkes. Die Städte wurden als solche weniger beachtet, und
doch sind sie die Bühne, auf der sich der große durch Gewerbe
und Pandel geförderte finanzielle Aufschwung der Bürgerschaft
Flanderns vollzog. — Roinauische, vom Rhein her beeinflußte
Bauten sind sehr spärlich, und schon an dem bedeutendsten Werk
dieses Stils, der Kathedrale in Tournay, zeigte sich das Ein-
dringen der Gotik von Frankreich her. Für die gotischen Kirchen
ist es bezeichnend, daß sie mehr in die Breite als in die Länge
entwickelt sind; meist besitzen sie nur einen Turm. Die glänzend-
sten Kirchenbauten entstanden zumeist im xs. Jahrhundert.
Größeres Interesse beinahe erregen aber die die selbstgefällige
Macht der Bürgerschaft bezeichnenden Profanbauten — Rat-
häuser, Kaufhallen usw. — Nach einem kurzen Abschnitt über den
geschichtlichen pintergrund, von der Vererbung Flanderns an
Burgund bis zu der segensreichen Regierung Albrechts von
(Österreich, ging Redner unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder
zur genauen Betrachtung einiger Städte über, in denen die
Eigenart der flandrischen Geineinwesen am klarsten zutage tritt.
Zunächst Brügge, das seit dem x-x. Jahrhundert ein Mittel-
punkt des Welthandels war und das im Jahrhundert
einen fast königlichen Luxus entwickelte; fein Rückgang begann
zu Maximilians Zeit, der der Stadt Antwerpen seine Gunst
zuwandte. Pente ist Brügge eine stille Stadt, die an Stelle der
200000 Einwohner während ihrer Glanzzeit jetzt etwa 50000
zählt. Die Stadt verdankt die Erhaltung ihres altertümlichen

b?;. Toilettetisch in Rüsternholz;
Lehrlingsarbeit von Jos. päusler, bei Max päusler;
(V15 d. wirkl. Größe.)








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670. Waschkommode in Rüsternholz; Lehrlingsarbeit von EmilpKlaus,
bei Karl Steger. (Vis d. wirkl. Größe.)

Tharakters hauptsächlich diesem Umstand sowie dem
Eintreten mehrerer englischer Künstler, die sich um
die Denkmalspflege bemühten. Redner führte die
Zuhörer von den Stadtoren zu den Pallen, zur
Stadtkanzlei rc. und beschloß den Besuch Brügges
mit der Notredamekirche, welche die Grabmäler
des burgundischen Perzogs Karl des Kühnen und
seiner Tochter Maria, der Gemahlin des Kaisers
Maximilian, enthält. Gegenüber Brügge erscheint
Gent als das Lebendige, in dem das Einst und
das Pente miteinander vereinigt sind seit den glän-
zendsten Tagen unter Karl V., gegen den sich die
Stadt allerdings gelegentlich auflehnte; unter Perzog
Albas Statthalterschaft wanderte fast die pälfte
der Einwohnerschaft aus. Aber trotzdem und trotz
mehrmaliger Eroberung durch die Franzosen schwang
sich die Stadt doch wieder hinauf; sie zählt jetzt
200000 Einwohner. Das Schloß 's Gravensteen,
St. Nikola, St. Bavo (worin der „Genter Altar"),
die Tuchhallen, das Stadthaus und die Reste der
Abtei St. Bavo waren die bedeutendsten Stationen
auf der Lichtbilder-Wanderung durch die Stadt.
In Mecheln, das seit dem ;z. Jahrhundert eine
geistliche Zentrale, seit dem ;6. Sitz eines Erz-
bischofs war, fesselten besonders die Tuchhallen, das
Palais du Grand Tonseil, St. Rombaut (Kanzel),
der Iustizpalast und andere Bauten Keldermanns.
— Den Schluß bildet ein Besuch in Brüssel, das
 
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