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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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22. Ordentlicher Delegiertentag und Kunstgewerbetag des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine: Delegiertentag in München: 24. Juni 1912 [und] Deutscher Kunstgewerbetag München: 25. und 26. Juni 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0377

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22. (Ordentlicher Delegiertentag und Kunstgewerbetag des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine.

788. Uhr; nach Entwurf von Georg Vogt, Nürnberg,
ausgeführt von Stein icken 6c Lohr. (Vs d. wirkl. Größe.)

rührenden Fragen in die Worte zusammenfassen: Unsere lieben
Gäste und das, was uns mit Ihnen unzertrennlich verbindet,
die Zukunft des deutschen Kunstgewerbes, leben hochl"

Den Dank der Delegierten der deutschen Aunst-
gewerbevereine brachte alsdann Gehsimrat Muthe-
sius dar:

Als der Ruf erging, die heurige Tagung des Verbandes
deutscher Knnstgewerbevereine iu München abzuhalten, war uns
bei der Eigenart Münchens bewußt, daß diese alte Pflegestätte des
deutschen Kunstgewerbes, die Mutterstadt unserer Bewegung,
den Delegiertentag gerne aufnehme. Der lserr Gberbürgermeister
hat in seiner herzlichen Begrüßungsrede darauf hingewiesen,
daß der Kunstgeschmack sich geändert, daß die Senioren von
damals auf einem anderen Standpunkte stehen als die Jungen
von heute. Nein! Nicht auf äußere Formen kommt es an,
sondern auf die innere Gesinnung. Auf dieselbe Gesinnung
kommt es auch heute noch an, wie vor ZS Jahren, auf den-
selben Idealismus, auf dasselbe Bestreben, aus dem Dunkel
zur Helle zu kommen — und das gilt für Junge und Alte.
München ist hier stets voran gewesen in seiner Eigenart. Stets
wurde hier unter der Ägide der fortschrittlichen Wittelsbacher
dem Zeitgeist Raum gegeben, der Zeitkunst die Bewegungs-
freiheit gesichert, die ein lebendiger (Organismus verlangt. Lin

Beispiel solch fortschrittlicher konzentrierter Münchner Bewegung
ist die Bayerische Gewerbeschau, Hier ist der letzte Schritt
getan in kunstgewerblicher und wirtschaftlicher Entwicklung auf
allgemeiner Basis, in: Zusammenfassen der gesamten Produk-
tion unter dem Gesichtspunkt veredelter Bestrebungen, der
da lautet: Alles, was wir tun, sei von künstlerischem Geist
getragen. Noch größere Aufgaben stehen bevor. An die Be-
wegung nationaler Entwicklung als Aulturfrage knüpft die
weltwirtschaftliche Frage. Innerhalb des deutschen Vaterlandes
hat sich das deutsche Kunstgewerbe durchgesetzt; die größere
Hälfte, die internationale Welt, ist noch Vorbehalten. München
ist hier das erste Bindeglied nach dem Ausland; schon macht
sich geltend eine Beeinflussung nach Frankreich durch das
Münchner Kunstgewerbe. Im nächsten Jahre stehen wir vor
dem Problem, wie wir uns mit Frankreich messen.

In weltwirtschaftlicher Beziehung ist die kunstgewerbliche
Verbindung mit Frankreich noch gering. Aber man hat be-
reits erkannt, was das deutsche Kunstgewerbe für den Ruf und
die Handelsbeziehungen Frankreichs bedeuten kann. Die inter-
nationalen Kommissionen, die nach München kamen, und die
vorvorjährige Münchner Ausstellung in Paris haben rasch
manche Erkenntnis gereift in Frankreich, das mit einer Monopol-
stellung zu rechnen hat auf dem internationalen Kunstgewerbe-
markt. In einer internationalen Kunstgewerbe-Ausstellung in
Frankreich sollen wir unsere Kräfte messen lassen, wir stehen
vor einer Riesenaufgabe, an die wir die besten Kräfte wenden
müssen und setzen große Hoffnungen gerade auf München. Die
Beziehungen zwischen München und Frankreich seit der letzten
Ausstellung in Paris werden dazu beitragen, daß wir mit
sicherem Fuß auftreten können. Die Vormachtstellung Münchens,
in dem der Zeitkunst stets Raum gelassen wurde, erklärt sich


789. Sechsarmiger Tafelleuchter; nach Entwurf von Georg
Vogt, Nürnberg, ausgeführt von Steinicken & Lohr.
(V5 d. wirkl. Größe.)

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