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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Lory, Karl: Die Bayerische Gewerbeschau München 1912, [9]: die Schulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0115

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Die Bayerische Gewerbeschau München

scheu Tonplastiken, die der
leicht archaisierenden Art
des Künstlers entsprachen
und seine Pauptstärke —

Sinn für Raumfüllung —
deutlich verrieten, haben
wir schon erwähnt. Ge-
brauchskeramik kleinerer
Art und weibliche Arbeiten
aus der Klaffe Iaskolla
zeigt Abb. 2{2; ich hatte
das Empfinden, daß die
Nürnberger Sachen gegen-
über den Münchenern
durchaus ein bodenstän-
diges, spezifisch fränkisches
Lokalkolorit haben: das

Leichtflüssige, um nicht zu
sagen Leichtbeschwingte, wie
es an der Isar mehr ge-
deiht, ging ihnen etwas ab.

Den der Münchener
Kunstgewerbeschule
entstammenden Ton-,Stein-
und Holzplastiken (Klaffe
wadere,Abb.209—2p)
fehlte es scheinbar absicht-
lich auch; von einer un-
gewöhnlichen Treue der Arbeitsleistung zeugend,
bildeten sie mit der ihnen anhaftenden Erdenschwere
ein gewisses Gegenstück zu den gliederverrenkenden
Extravaganzen plastischer Art, wie die letzte Mode
sie wünscht. Eine Schule wird ein solches Gegen-
gewicht wohl immer brauchen. Im übrigen zeigt
ein Blick auf die Räume der Münchener Schule
(Abb. 203—208) deutlich, daß hier eine erlesene Pracht
zusammengetragen war; dabei hielt ein Stück dem
anderen sozusagen die Mage, sie waren samt und
sonders einander ebenbür-
tig. Ein ganz besonderer
Vorzug der Schulabteilung
lag ja in dem geschmack-
vollen Arrangement. Daß
natürlich hier, wo gewisser-
maßen gehäufte Mengen
von Aualitätsstücken —
z. B. eben in den Schau-
kästen der Münchener Kunst-
gewerbeschule — aufge-
speichert lagen und zu der
satten Harmonie der vor-
nehmsten Harbenwirknng
noch der Reiz der Vielheit

der Objekte und der der
zwanglosen, vorteilhaftesten
Gruppierung kam, daß
dort sozusagen Schatzkam-
mern des Kunstgewerbes
sich dem entzückten Blicke
darboten, ist selbstverständ-
lich. Die Plaketten und
Diplome von Dinges,
die Goldschmiedesachen von
Hritz von Miller, die
Leistungen der Klassen
Geys, Blaim usw. boten
eine solche Hülle vom Tref-
lichsten und Besten, daß
man nur wünschen möchte,
unser Volk würde seinen
allerdings erst von gestern
stamniendenReichtum durch
Erwerb von schönen Dingen
und nicht durch Bar- und
Meinrestaurantrechnungen
dokumentieren. Die in der
Klasse G m e l i n (Abb. 208)
entstandene Iardiniere
möchten wir deshalb be-
sonders erwähnen, weil hier
vorbildlich gezeigt ist, wie
man Eisen auch zu seinen und feinsten Zierwir-
kungen heranziehen kann ohne dem Material irgend-
wie Gewalt anzutun; auch hier ist es erfreulich,
wenn die Schulunterweisung etwas als Gegengewicht
gegen die nur zu sehr beliebte Mode des gesucht
Robusten wirkt. Ein Blick auf den Schrank der
Niemeyer-Klasse (Abb. 205), wenn er auch die
Harbenwirkung nicht wiedergeben kann, ist schon
deswegen vor allem von größtem aktuellem Interesse,
weil Niemeyers Einfluß auf die industrielle Produk-
tion weit über Bayerns
Grenzen hinaus heute ge-
radezu dominierend ge-
worden ist.

Die Debschitzschule
faßte gewissermaßen in
ihren Leistungen alles Gute
der übrigen Schulen zu-
sammen und hob es zu-
gleich in die Region einer
raffiniert-feinen Harben-
kultur.

* *

*

Unsere Betrachtung
dürfte zu dem Ergebnis

,94- Kraxeuträgeriu; aus der tfolzschnitzschule
in Zwiesel.

Kassette (Entwurf von Br. Mauder) aus der ffolz-
schnitzschule in Zwiesel. (‘/4 d. wirkl. Größe)
 
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