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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Lory, Karl: Die Bayerische Gewerbeschau München 1912, [9]: die Schulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0116

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Die Bayerische Gewerbeschau München (9(2.

(96. Ausstellungsgriixpe der staatlicben Schnitzschulen in Partenkirchen (Stühle, Schrank, Uhr, Madonna); Gberammergau
(die Kruzifixe und Heiligenfiguren), Berchtesgaden, Bischofsheim v. d. Rhön, Neu ha mm er, Zwiesel (Spiegel).

gelangen lassen, daß Bayern sich auf der Gewerbe-
schau tatsächlich als führende Macht in Lachen des
guten Geschmacks erwiesen hat, zugleich aber auch,
daß diese ehrenvolle Stellung in erster Linie erreicht
worden ist durch die zielbewußte, unentwegte Arbeit
der bayerischen Aünstler. s)n vieler pinsicht er-
wies sich bei der Gewerbeschau, daß auch die außer-
bayerische Produktion die Gestaltung ihrer Grzeug-
nisse in die pände bayerischer Aünstler legt. Wir
können nur hoffen, daß Bayern diese (wirtschaftlich
auch so bedeutungsvolle) Rolle einer Zentrale des
guten Geschmacks — nicht nur in Deutschland —
sich erhalten möge. Gs regen sich ringsum Aonkurrenz-
bestrebungen. Solange aber der lebendige Aon-
takt zwischen Aünstlertum und Produzenten
aufrecht erhalten bleibt, brauchen wir sie nicht zu
fürchten. So ist die Verpflichtung, die sich aus der
Gewerbeschauergibt, ohne weiteres klar. Daß irgend-
wo aber bereits jemand die pände in den

Schoß legen dürste, ist nicht der Fall. <£s
gibt gar kein Gebiet, auf dem alles Geleistete rest-
los einwandfrei gewesen wäre. Wir haben an dieser
Stelle stets darauf hingewiesen, soweit wir dazu kom-
petent waren. Bei allem frohen Weiterstreben ist
als unverrückbarer Wertmaßstab nach wie vor die
Zweckmäßigkeit, die Gebrauchsfähigkeit, die
Sachlichkeit zu betrachten. Der Sieg der „Sach-
kunst" sieht wohl in Aussicht, aber entschieden ist er
noch nicht. Publikum und Produzenten ahnen merk-
würdigerweise noch immer nicht durchaus, worauf
es ankommt. Die Gewerbeschau hat einer gewaltigen
Zahl von Besuchern gezeigt, in welcher Richtung
vielfach das Schöne gefunden werden kann; ganz
nah am Wege sozusagen. Aber es war großenteils
Schönes zum Feiertagsgebrauch, zum Genießen abseits
vom Werkeltag. Allein dieser fordert gebieterisch eben-
falls seine Gestaltung! Möge München, möge Bayern
diese Aufgabe vor allem auch im Auge behalten!

Aunst und Handwerk. 63. Icihrg. Heft 3.

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