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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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vom Büchermarkt.

Betonung des erzählenden, ausdeutenden Verfahrens,
die m. (S. zu geringe Berücksichtigung des Techni-
schen. In der Tat ist es z. B. wohl kaum möglich
die Umbildung der malerischen Technik in: Verlaufe
des letzten Jahrhunderts an der Hand des Buches
genau und erschöpfend kennen zu lernen. Aber
tempora mutantur et nos muta-
mur in illis! U)as mir ehedem
als Mangel erschien, fast möchte
ich's heute als Vorzug preisen.

Bei der ungesund-raschen „Ent-
wicklung" von heute sind wir ja
jetzt, in: letzten Monat des Jahres
\9\2, noch ein gut Stück weiter
gekommen schon. Aber es scheint
doch nachgerade, als ob das
Schwelgen in technischen Experi-
menten die allerneueste Malerei
immer mehr auch denen entfremde,
die ihr wohlwollend gegenüber-
treten möchten. Wenn man aber
„den Lübke-Haack" durchblättert,
wird's einem förmlich warm ums
Herz, und was wir da sehen,
heimelt uns an wie ein Besuch im
Großmutterstübchen. In vieler
Einsicht ist die Aunst des ffi.Jahr-
hunderts ein abgeschlossenes Gan-
zes und feine Betrachtung mag
gerade den Aunstgewerbler nach-
denklich stimmen. Wenn er sieht,
was Haack noch vom neudeutschen
Aunstgewerbe zu schreiben wußte,
mag freilich Stolz und Zuversicht
seine Brust schwellen angesichts
des heute doch schon Erreichten.

Aber wenn wir uns fragen, in
welcher Zeit es dem Aunstgewerbe
eigentlich an: besten ging im vorigen
Jahrhundert, so lautet die Ant-
wort: in der Blütezeit treuherziger
warmblütiger Malerei erzählender
Richtung ohne technische Firle-
fanzerei. Als freilich diese „erzäh-
lende" Malerei veräußerlichte und
zum Theater auf Leinwand
wurde, kam auch übers Aunstgewerbe die Veräußer-
lichung in unwahrem historischen: Aufputz. Es ist
leider an der Hand der besprochenen Auflage des
„Haack" nicht möglich jene kunstgewerbliche Blüte der
Biedermeierzeit auch nur annähernd richtig zu wür-
digen. Bei einer Neuauflage wird man erwarten
dürfen, daß die Schilderung des vormärzlichen Aunst-

gewerbes eingehend genug ausfällt um begreifen zu
lassen, wieso vor etwa Jahresfrist plötzlich das Berliner
Aunstgewerbe aus der Zeit Friedrich-Wilhelms IV.
eine Art Renaissance erleben konnte, wieso in den
Tendenzen der Bayer Gewerbeschau vom Jahre
\<){2 ein bewußtes Zurückgreifen auf die erfreuli-
chen Verhältnisse der Biedermeier-
zeit zutage treten konnte. Also:
der Aunstgewerbler wird in der
vorliegenden Auflage sehr vieles,
was er dringend zu wissen begehrt,
noch nicht finden; er wird aber
anderseits doch gerade durch die
z. T. sehr eingehende Darstellung
der Malerei des f9- Jahrhunderts
auf Zusammenhänge zwischen der
„hohen" Aunst (und der allge-
meinen Aultur überhaupt) mit
dem Aunstgewerbe hingewiesen
werden, die ihm auch bei der
Beurteilung zeitgenössischer Ver-
hältnisse recht sehr von Wert sein
kann. Dr. Lory.

us welciö Leben, fünfzig
Blätter seiner Aunst zu einem
Bilde seines Lebens von Leopold
Weber. Herausgegeben vom
Aunstwart. München. Bei Georg
D. w. Lallwey. *0 M. — weln-
Mappe. Herausgegeben vom
Aunstwart. Verlag Georg D. W.
Lallwey München. j)reis 6 M.
Zweite verbesserte Auflage \9\2.

Den Künstlern und jenen
wenigen Menschen, die Aunst
wirklich zu erleben vermögen, war
Albert Welti, der Maler, und ganz
besonders Welti der Radierer,
lange schon ein Großer. Daß er
es nie zum lauten Ruhm ge-
bracht hat, — selbst die nach
seinem Tode fast alle seine Werke
vereinigende Züricher Gedächtnis-
ausstellung ist in Deutschland so
ziemlich totgeschwiegen worden —
mag darin liegen, daß Welti zeit seines Lebens viel
zu sehr Künstler war, um Reklame für sich zu machen;
vielleicht auch daran, daß vor lauter Futuristen und
wie sie alle heißen mögen, noch keiner der kunst-
kritischen Berühmtheitmacher von heutzutage dazu
gekommen ist, Welti als neuesten Gott hinzu-
stellen.

4O6. Ständerlampe mit Teetischchen;
nach Entwurf von kfans !vin hart
ausgeführt von I. N) inhart & Lo.
Brüniertes Messing.

(V15 d. wirkt. Größe.)
 
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