Franz Ringer.
6(7. Eßzimmer in einem Landhaus. Entwurf von Fr. Ringer, Ausführung von Simon Schneller (Vertäfelung und
Möbel), R. Kallenberg & Lo. (kfeizkörxerverkleidung: Schmiedeisen mit Messtngunterlage).
Maler nur beneiden kann. Bei seinem Blick für den
Wert einer guten Aontur ist es ihm z. B. möglich,
personenreiche Gruppen, auf einer Ebene stehend,
in größter Lebendigkeit darzustellen, alle Verkürzungen
richtig, kein Bewegungsmotiv sich wiederholend, dabei
jede Figur für sich voll charakteristischen Ausdrucks.
Ringer verlegte frühzeitig das Pauptfeld seiner
Betätigung auf das Aunstgewerbe. Pier machte er
sich bald einen guten Namen, obwohl er nie oder
vielleicht gerade weil er nie zu den Stürmern und
Neuerern gehörte. Da ihm der Stil nur Mittel zunr
höheren Zweck schien, hielt er es stets mit der gol-
denen Mittellinie. Dieser ist er treu geblieben, ob-
wohl rings um ihn die erbittertsten Rümpfe auf dem
kunstgewerblichen Gebiete tobten. Ringer stand zeit-
weise auch ein wenig außerhalb der Münchener
Rünstlerkreise, weil er nach Grautoff in seinen Aunst-
werken Stilelemente aufgriff und verarbeitete, „die
die Jüngeren größtenteils schon für ganz ausgebeutet
und in ihrer Entwicklung abgeschlossen hielten".
Ringer war überdies „peimatkünstler". Das machte
ihn ebenfalls anrüchig, doch mußte die Rritik an-
erkennen, daß seine Anlehnung an frühere Stilarten
(Abb. 6s6) durch den frischen pauch der süßen und
feinen Empfindung seiner Selbständigkeit keinen Ab-
bruch tue, und daß seine Arbeiten durchaus Schöp-
fungen aus eigenem darstellen. Das war in der
Jugendstil-Periode. Doch bald hallten Straßen und
Plätze wider von dem Geschrei jener Auchkünstler,
die mit Zirkel und Lineal die Runst meistern wollten,
die da glaubten, das künstlerische Schaffen sei letzten
Endes nichts weiter als das wahlweise Zusammen-
fassen geometrischer Figuren. Auf allen Gebieten der
angewandten Aunst tauchten Ingenieure auf, die mit
Pilse eines gefälligen Aunftgelehrtentums haarscharf
bewiesen, daß jedes Viereck, jedes Rechteck, jeder Areis
eine künstlerische Leistung sei. Es war gewifferinaßen
der Schnupfen auf den Jugendstil, von dem nur zwei
eichenfeste Arücken übriggeblieben waren: „Aon-
struktion" und „Einfachheit". Nun hatte man glück-
lich zwei brauchbare Schlagwörter, aus denen man
ein System bereiten konnte. Im Zeitalter der Maschine
225
6(7. Eßzimmer in einem Landhaus. Entwurf von Fr. Ringer, Ausführung von Simon Schneller (Vertäfelung und
Möbel), R. Kallenberg & Lo. (kfeizkörxerverkleidung: Schmiedeisen mit Messtngunterlage).
Maler nur beneiden kann. Bei seinem Blick für den
Wert einer guten Aontur ist es ihm z. B. möglich,
personenreiche Gruppen, auf einer Ebene stehend,
in größter Lebendigkeit darzustellen, alle Verkürzungen
richtig, kein Bewegungsmotiv sich wiederholend, dabei
jede Figur für sich voll charakteristischen Ausdrucks.
Ringer verlegte frühzeitig das Pauptfeld seiner
Betätigung auf das Aunstgewerbe. Pier machte er
sich bald einen guten Namen, obwohl er nie oder
vielleicht gerade weil er nie zu den Stürmern und
Neuerern gehörte. Da ihm der Stil nur Mittel zunr
höheren Zweck schien, hielt er es stets mit der gol-
denen Mittellinie. Dieser ist er treu geblieben, ob-
wohl rings um ihn die erbittertsten Rümpfe auf dem
kunstgewerblichen Gebiete tobten. Ringer stand zeit-
weise auch ein wenig außerhalb der Münchener
Rünstlerkreise, weil er nach Grautoff in seinen Aunst-
werken Stilelemente aufgriff und verarbeitete, „die
die Jüngeren größtenteils schon für ganz ausgebeutet
und in ihrer Entwicklung abgeschlossen hielten".
Ringer war überdies „peimatkünstler". Das machte
ihn ebenfalls anrüchig, doch mußte die Rritik an-
erkennen, daß seine Anlehnung an frühere Stilarten
(Abb. 6s6) durch den frischen pauch der süßen und
feinen Empfindung seiner Selbständigkeit keinen Ab-
bruch tue, und daß seine Arbeiten durchaus Schöp-
fungen aus eigenem darstellen. Das war in der
Jugendstil-Periode. Doch bald hallten Straßen und
Plätze wider von dem Geschrei jener Auchkünstler,
die mit Zirkel und Lineal die Runst meistern wollten,
die da glaubten, das künstlerische Schaffen sei letzten
Endes nichts weiter als das wahlweise Zusammen-
fassen geometrischer Figuren. Auf allen Gebieten der
angewandten Aunst tauchten Ingenieure auf, die mit
Pilse eines gefälligen Aunftgelehrtentums haarscharf
bewiesen, daß jedes Viereck, jedes Rechteck, jeder Areis
eine künstlerische Leistung sei. Es war gewifferinaßen
der Schnupfen auf den Jugendstil, von dem nur zwei
eichenfeste Arücken übriggeblieben waren: „Aon-
struktion" und „Einfachheit". Nun hatte man glück-
lich zwei brauchbare Schlagwörter, aus denen man
ein System bereiten konnte. Im Zeitalter der Maschine
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