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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Messerer, Ernst: Franz Ringer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0348

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Franz Ringer.

649. Sxrechgitter und Briefablage in der lsaustiire;

Schmiedeisen. Vs d. wirkl. Größe.)

was bekanntlich nicht einmal so einfach ist. —
5tolzer, würdevoller dagegen geben sich seine Zinn-
gefäße (Abb. 667—670). Durchwegs ruhig und von
feinfühligem Geschmack im Umriß. Vermieden sind
viele Erhöhungen, Buckel oder scharfe Konturen.
Die Wandungen sind mehr glatt und flächig gehalten,
ganz in Rücksicht auf die Bedingungen des Zinn-
guffes selbst. Auch die sparsame Dekoration in Relief
oder Gravierung deckt sich mit dem Wesen des
Materials. Ein Mehr wäre da,
wo der Form die Hauptaufgabe
zukommt, ganz überflüssig. Ander-
seits wählt Ringer für keramische
Gegenstände, die eine einfache
Grundform haben, wie Teller,

Vase und Dosen (Abb. 67 s—676)
oder Trinkgefäße und Glasschalen
(Abb. 677) eine reiche Bemalung,
die durch die Natürlichkeit der Dar-
stellung und durch das Lustige der
Motive gefallen. Nichts ist ihm
zu gering, daß er ihm nicht seine
künstlerische Sorgfalt widmet, ob
es nun ein Liqueurservice, ein
Leuchter oder nur ein Flaschen-
stöpsel ist. Man sieht den Sachen
die Liebe förmlich an, mit der ihr
Erzeuger sie betreute. Die Far-
bensprache an diesem Klein gerate
ist kräftig und buntleuchtend, wie
es dem ehrlich-geraden bayerischen
cheimatsinn, der das Kernige liebt,
so wohl ansteht. scher reihen sich
ein paar Farbtupfen zu einem Dr-
nament, dort stolziert gravitätisch
ein Vogel in seiner Farbenpracht,
hier hält ein bäuerlicher Galan in
altfränkischer Grandezza mit einer-

koketten Jungfrau ein Emblem, dort handelt es von
Freundschaft, Treue und Tugend, in der Regel aber
uin Dinge, die des „Volkes Fimmel" ausmachen. Da-
bei haben alle Ornamente etwas Originales an sich.

Für des Kindes Fimmel sorgen die flott gezeich-
neten Entwürfe für ein Märchenbuch (Abb. 678—68s).
Und damit sind wir schließlich beinr Graphiker an-
gelangt. Daß Ringer mit den bloßen Tonwerten
Schwarz und Weiß jede gewollte Wirkung mühelos
erzielt, überrascht nach dem früher Gesagten nicht.
Auch aus den Zeichnungen spricht der Meister der Kon-
tur, der sichere Gebieter über Licht und Schatten, über
Helle und dunkle Flächen nebst ihren shalbtönen. Die in
Abb. 682—686 gebrachten Exlibris und Einladungs-
karten haben zum Teil etwas von der fast rassigen
Ausdruckskraft alter Holzschnitte an sich. Durch schöne
Abstufung der Tonwerte glänzt seine Neujahrskarte
(Abb. 687). Er läßt hier durch eine Fortuna Gold die
Menge auf die Erde streuen. Eine feine Symbolik. Hat
doch Franz Ringer nie etwas anderes erstrebt, als sein
Bestes zu geben und durch seine Kunst die Menschen
zufriedener, fröhlicher und glücklicher zu machen,
hoffen wir, daß uns der aufwärts „Ringende" noch mit
manchen goldwertigen Gaben seiner Kunst erfreut.

650 u. ssi. Schmiedeiserne Grabkreuzc.

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Kunst und 6andwerk. 63. Iabrg. Heft 8.

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