Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

DOI Artikel:
Vom Büchermarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0400

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dom Büchermarkt.

7(8. Schlafzimmer, Dilla R. B. in Gottmadingen. Entwurf von Aug. kfäußler, Radolfzell;
ausgeführt von Aarl Nothelfer, Singen a. Airschbaum poliert, mit Palisander-Leisten. Wand grün mit buntem Fries.
Nöbelbezüge Leinen, grün und violett bedruckt. Boden violett, desgl. Bettbezüge (vgl. Abb. 7(9).

Diese Schrift gehört, wie Eduard Iohnstons
Schriftbuch, in die pfände aller Lehrer, die es mit
ihrer künstlerischen Erzieheraufgabe ernst und ver-
antwortungsvoll nehmen, denn hier spricht reife Er-
fahrung nicht nur, was viel mehr ist, ein Mann,
den( es ohne Phrasen ernst um seine, um die Sache
ist. Schon auf der ersten Seite sagt Larisch, daß
es ihm schwer wurde, „einen Lehrbehels für diesen
Wissenszweig zu verfassen". Man stoße sich nicht
ain Mort. Larisch ist kein Doktrinär; wenn er von
einem Wissenszweige redet, so geschieht dies nicht
grundlos. Es ist das Elend jener so fingerstinkcn,
geschäftstüchtigen Publikationen, die „längst gefühlten
Bedürfnissen" ineist auf die alleroberflächlichste Weise
abzuhelfen suchen, daß sie (nit jenen Vorlagenwerken,
„Lehrbehelfen", mehr schaden als nützen, zur Ver-
äußerlichung, Verflachung geradezu treiben. Rein
Wort im Text, liederlich in den „Beispielen", ver-
derben solche Unberufene schon den Aern der Frage.
Die ersten Sätze Larisch' enthalten hier schon das
Wichtigste. „Ein charakteristisches Merkmal unserer
modernen Schriftentwicklung bildet die neuartige Be-

handlung der ornamentalen Massenverteilung der
Buchstaben. Diese wieder gipfelt in dem Bestreben,
jede Einzelheit der Gesaintbilderscheinung unter-
zuordnen, also im architektonischen Empfluden." —
„Gleichfalls bezeichnend für die neue Zeit ist
das Streben nach Engführung der Buchstaben, also
das Schaffen von Verteilungsschwierigkeiten, zugleich
aber auch der Aampf mit diesen Schwierigkeiten und
ihre allmähliche Überwindung." — Es handelt sich
darum, „die Herrschaft über die ornamentale Massen-
verteilung der Buchstaben zu gewinnen. Ein höheres
Maß dieser Herrschaft aber kann nur durch Übung
und durch Studium erreicht werden. Es ist also
unbedingt notwendig, daß der Anfänger Schristflächen
rhythmisch einheitlich schließen lerne, daß er lerne,
Worte zu schreiben, in welchen die Buchstaben gleich
weit voneinander entfernt erscheinen. Er
muß dies als Schüler lernen, auch wenn er später
als Aünstler ausnahmsweise den wechselvollen
Schriftrhythmus vorziehen sollte." — Larisch bringt
dann sein bekanntes Beispiel, wonach „Buchstaben
gleichweit voneinander entfernt erscheinen, wenn die

288
 
Annotationen