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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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720. Aredenz; nach Entwurf von Anno kf e r t e r i ch ausgeführt
von Aaßeckert; französische Ulme. (V20 d. wirk!. Größe.)

leidige Gewohnheit nach bequemen Eselsbrücken, wie
„Vorlagen" es immer sind, und die noch üblere
Gewohnheit, von einem „Text" nichts zu erwarten,
ja ihn als lästige „Zugabe" eben geradeso hinzu-
nehmen, ist nur zu sehr in: Schwange zum Schaden
jeder Vertiefung. Larisch aber schreibt kein über-
flüssiges Wort, er hat etwas zu sagen, und man
sollte eher bedauern, nicht mehr von seinen Erfah-
rungen lesen zu können. Soweit es nötig schien,
wirkt Larisch durch Abbildung von Schülerarbeiten
im Text mit 50 Proben. Sieben Tafeln mit zehn
Abbildungen sind im Anhang gegeben. Über Meißeln
in Stein, Ätzung in Stein, Schneiden in Papier,
Gips, Linoleum, Metall, polz finden sich Text und
instruktive Proben. Ebenso beachtenswerte Morte
über Schreibflüssigkeiten. Die heute aufdringlich an-
gepriesenen Flüssigkeiten, obwohl selbst „Aünstler"
sie loben, sind noch durchaus nicht so beschaffen,
daß wir Ursache hätten, einzustimmen. Dem Prinzip
nach schon sind diese Flüssigkeiten verfehlt, meist
herkömmlich aufgebaut auf den für gewerbliche und
technische Zwecke geschaffenen „wasserunlöslichen"
Flüssigkeiten, die zu „schwer" aus den Schreibgeräten
fließen und als farbige Tuschen allen Ansprüchen
auf Haltbarkeit spotten.

Stephan Stein lein, München.

mannbicr, Erich, Jahrbuch der Bilder- und
Ruuscblärcerpreise. Verzeichnis der wich-
tigsten Versteigerungsergebnisse des deutschen Aunst-
marktes. perausgegeben von Erich Mennbier.
Band 2. lfllf. Wien \ty\2. Franz Malota.

Der Aunstsammler, der planmäßig, wählerisch,
vorsichtig, abwartend vorgeht, ist ohne weiteres
vom großen Wert dieses Handbuchs überzeugt.
Es bedarf keiner Empfehlung. Es ersetzt eine
ganze Serie jener sehr teueren Auktionskataloge,
in denen die erzielten Preise notiert sind. — Ich
möchte nur wünschen, auch Gelegenheitssammler und
alle die Aünstler, die so sehr, sehr viel Aleingeld auf
unsere Altertumsdulten tragen, die bei jeder Ver-
steigerung dritte und sechste „Qualitäten" zusammen-
kaufen, weil sie's eben grad freut, benützten dies
Jahrbuch zur Besinnung. Alle die, die dann so
erstaunt sind zu hären, daß ihre alten Sachen, die
sie künstlerisch so hochschätzten ganz und gar nicht
das Geld wert sind, was dafür ausgegeben wurde, die
sollien sich mal etwas in diesem Jahrbuch der Aunst-
blätterpreise umschauen. Das wäre sehr lehrreich,
würde viele Einbildungen zerstören und auf den
richtigen Weg auch den Gelegenhcitssammler auf-
merksam machen können.

Der zweite Band dieses Werkes ist viel bester
als der erste, denn er gibt die Qualitäten der Blätter
an, was beim Ankauf ja entscheidend ist. Man
merke sich, daß dasselbe Blatt je nach der Qualität
mit einigen Mark oder eingen Tausenden bezahlt
werden kann. Es wurde im selben Jahr für Dürers
Aupferstich „Versammlung der Ariegsleute. B. 88."
M. 90, das andere Mal die Summe von M. 6300
bezahlt! Das eine Blatt war restauriert und be-
schnitten, das andere von großartiger Erhaltung und
von vollendetem Druck. — Dürers anderer berühmter
Aupferstich „Ritter, Tod und Teufel B. 98." wurde
einmal mit 5300 Mark, das andere Mal mit nur
27 Mark bezahlt! —Ja, Rembrandts radiertes Selbst-
bildnis (B. 22) ist je nach Qualität bzw. Seltenheit
der Abdrucksgattung und des Plattenzustands um
M. Hs und um M. 9550 ersteigert worden.

Solch interessante Beispiele sind aus dem Buche
genug herauszulesen. — Die Lehre daraus fei dick
unterstrichen. Man vertue das Geld nicht mit
„billigen" Ankäufen, denn die sind die teuersten. —
Ein hervorragend gedrucktes Faksimile ist immer noch
billiger und gewährt höheren künstlerischen Genuß,
wenn cs nach besserem Original. Wer aber sicher
gehen will im Ankauf wertvoller Aunstblätter, orien-
tiere sich erst durch Vergleich in den Sammlungen —
und wer mal seine Erben oder sich selbst nicht zu
bitter enttäuschen will durch den Hinweis auf seine

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