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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Fischer, Joseph Ludwig: Die Entwicklung der Glasmalerei und ihre modernen Verwendungsmöglichkeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0419

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Die Entwicklung der Glasmalerei und ihre modernen Verwendungsmöglichkeiten.

726.

Fenster der evangel.
Kirche Homburg v. d. H.

von

Rudolf Linn em a n n,
Frankfurt a. 2Tt.
(V20 d. wirft. Größe.)

geordnet, und darin liegt ihre Größe und Stetig-
keit der Entwicklung. Sie ist jahrhundertelang mit
der einzigen Malfarbe, dem Schwarzlot — das auf
der Miniatur den Tintenkonturen entspricht —,
farbigem Glas und der einzigen Lasurfarbe, dem
sogen. Silbergelb ausgekommen. Man bezeichnet diese
Art der Glasmalerei mit dem sehr verständlichen
Namen: Monumentalglasmalerei, im Gegensatz zu
der mit einbrennbaren Farben arbeitenden, seit Ende
des f5. Jahrhunderts in Blüte gekommenen Aabi-
nettsglasmalerei, die zunächst in Wappenscheiben sich
erfüllte. (Beispiel: Abb. 725.)

Was die Alten an der Glasmalerei schätzten,
ist der Wohllaut, die Stimmung, die sie dem Raum-
bild verleiht. Die alten Baumeister hielten den glas-
malerischen Schmuck für eine in ihre Tätigkeit selbst-
verständlich eingeschlossene Pflicht. Darum haben

die Glasmaler, als die Fensteröffnungen für die Dar-
stellungen des Figürlichen allein zu groß wurden,
ihre Motive aus der Architektur entlehnt. Zn dieser
engen Verbindung mit der Architektur liegt zum
großen Teil die lebensvolle Kraft der Glasmalerei,
und es ist kein Verdienst der deutschen Kultur, daß
sie die mit der bedingungslosen Übernahme welscher
und französischer Kunst hereinbrechende Welle der
Zerstörung alles Warmen und Gemütsvollen willig
über sich ergehen ließ. Trotz der großen Begeisterung
der Franzosen für die Glasmalerei, trotz deren be-
deutenden pflege des buntfarbigen Fensterschmucks
(Thartres), hat die deutsche Glasmalerei einen großen
Vorzug, den man vielleicht am besten mit dem Aus-
druck Vertiefung der Zeichnung und Mystik der
Farben bezeichnet. Die herrlichen Blumenranken-
i fenster, die einst in großer Zahl unsere Kathedralen

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