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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Rauecker, B.: Die wirtschaftlichen Grundlagen des modernen Kunstgewerbes
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0444

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Neuere Arbeiten von Bildhauer Jakob löofmann.

782. Grablegung; von Jakob ksofmcinn; ksolzskulptur. (Länge \q.8 cm.)

Stellung ein. Der prozentuale Anteil der Fertig-
fabrikate am Gesamtwert unseres Exportes zeigt eine
entschiedene Tendenz der Zunahme.

2. Innerhalb der, wie ich eben sagte, für unseren
Export so bedeutsamen Gruppe der Fertigfabrikate •—
und darauf möchte ich zu achten bitten — spielt sich
ein Prozeß der Verfeinerung ab insofern, als der
Durchschnittswert der Fabrikate beträchtlich zuge-
nommen hat. Das alles wird uns im übrigen auch
von der Verkehrs- und pandelsstalistik bestätigt^).

Wenn es nun feststeht, daß das Ausland für
den Konsum verfeinerter Produkte heranreift, wenn
die Rentabilität unser heimischen Geschmacksprodukte
auf dem Weltmarkt keinem Zweifel mehr unterlegen
ist, auf welche ästhetische Stilpolitik muß das neu-
deutsche Kunstgewerbe bedacht sein?

Lassen Sie mich zum Schluß davon noch einige
Worte sagen.

Es zeigt sich auf allen Gebieten, die der Durch-
setzung mit künstlerischen Formen bisher zugänglich
waren, daß die Zweckform das international Gang-
bare geworden ist. Das kunstvoll Nationale, das
immer wieder die Eigenarten des produzierenden

*) Siehe pan ft er, Zur Frage der ÜZualitätsverfeine-
rung oder Lntfeinerung unseres Exportes. Berlin

Volksstammes betonte und ■— je nach der Eigenart —
bieder oder bäurisch, flink und spielerisch zu nennen
war, blieb den; Znlandsmarkt Vorbehalten. Es fei
denn, daß die Umsätze in sog. „Volkskunst", im
Weltmarkt eine Rolle spielen konnte. Es ist dies
nicht nachzuweisen und also zu bezweifeln. Für
Tintenfässer, 'Klubsessel und Waschgefäße, für Teller,
Bestecke und Aschbecher aber steht fest, daß die allge-
mein verbreiteten Bedürfnisse der Völker europäischer
Herkunft sie dazu bestimmt haben, sich in der kunst-
gewerblichen Zweckform dem Weltmarkt wirksam an-
zubieten. Da nun aber kein aufblühendes Gewerbe
heutigen Tages von; Znlandsmarkt allein bestehen
kann, wird es Aufgabe aller Einsichtigen sein, dem
Ausbau dieser Zweckform größte Achtung zuzu-
wenden. England hat mit seinem „Ehina" dem Frank-
reich des Sevresporzellans den Rang abgelaufen.
Das gibt zu denken. So „unhistorisch" wir in künst-
lerischer pinsicht sein mögen, in der Volkswirtschaft
belehrt uns die Vergangenheit. Ohne das gehörige
„pabt acht" vor ihren Geboten wird auch der
stürmischste Drang zur „künstlerischen Kultur" frucht-
los im Sande verebben.

Die erwünschte Resultante der beiden Kräfte
Kunst und Wirtschaft nachhaltig zu beeinflussen in

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