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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Heilmeyer, Alexander: Neuere Arbeiten von Bildhauer Jakob Hofmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0447

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Neuere Arbeiten von Bildhauer Jakob ffofmann

787 u. 788. Laufendes Mädchen; von Jakob k) o fmann.

Bronzeguß der Ruxpfchen Lrzgießerei ffans Atem ent. (1/1 d. wirkl. Größe.)

Wir haben schon früher einmal') Arbeiten des
trefflichen Künstlers gebracht; die neueren zeigen ihn
in seiner ganzen Vielseitigkeit: mit Plastiken in Stein,
Gußeisen, Majolika, polz und Bronze. Seine Art,
Plastik in Stein zu hauen, zeigt an: besten die Figur
Polyphem (Abb. 768). In ihren Umrissen erkennen
wir noch die ursprüngliche Gestalt des Steinblockes,
aus dem sie herausgewachsen ist. — Die in einen
ganz knapp zugemessenen Raum komponierten Stein-
figuren lebensgroßer Engel, erscheinen mit der aus
dem Steinblock gehauenen Freifigur als geradezu
typische Beispiele freier und angewandter Plastik.
(Abb. 765—767.) Die Engelsfiguren hatpofm ann
im Aufträge von Professor Friedrich von Thiersch
für den Altar der Kapuzinerkirche in Aschaffenburg
ausgeführt.

Keine leichte Aufgabe angewandter Plastik war
die Ausschmückung eines Erkers am krause des Bnch-
druckereibesitzers Krebs in Basel. Der nur \2 cm
hohe Fries mußte über Eck geführt werden. Der
Künstler löste die Aufgabe, indem er den Spruch

9 Jahrg. mo, S. 38 ff.

„Gott grüß die Kunst"
mit Figuren durchsetzte und
ihn in rein ornamentaler
Weise als Erkerschmuck be-
handelte (Abb. 770—775).
Der hier gleichfalls abge-
bildete Entwurf zu einem
Grabmal ist in Stein aus-
geführt gedacht (Abb. 769).

Anläßlich der Wieder-
gabe von Eisenarbeiten auf
der Ausstellung fst08 hatten
wir schon einmal die Ge-
legenheit wahrgenommen,
Eisen arbeiten von
Jakob pofmann zu
bringen. Für die Gewerbe-
schau t9s2 schuf er im
Auftrag verschiedener Fir-
men ähnliche Arbeiten:
einen Kleiderbügel für
Kustermann; einige Ofen-
entwürfe für das k. Hütten-
werk Wasseralfingen und
einen Entwurf für Auto-
matenkasten einer Spiegel-
reklame-Gesellschaft in For-
men, die eisenmäßig ge-
fühlt und modelliert sind
(Abb. 774 — 777).

Nicht weniger gut hat pofmann den Sinn der
modernen Keramik erfaßt, wie die Kreuzweg-
stationen zeigen, die er im Auftrag der Firma
Villeroy & Boch für die Gewerbeschau schuf. Es
sind Stationen für den Gebrauch in Kirchen im
Ausmaße von 55 X 64 cm. Sie find auch für
farbige Ausführung gedacht, was natürlich bei
unserer Darstellung nicht zum Ausdruck kommt.
(Abb. 778—780.)

Als Holzbildhauer lernen wir Jakob k)of-
mann in den kleinen Tierfigurcn kennen, die er
wieder im Auftrag der Gewerbefchau anfertigte.
(Abb. 78 f.) Noch bester aber in einer feiner reifsten
Schöpfungen, einer in Lindenholz ausgeführten Pieta.
(Abb. 782.) Dieses Schnitzwerk zeigt nicht in der
sonst üblichen Weise eine mittels Feilen und Raspeln
geglättete Oberfläche, sondern es ist geschnitten, was
der Struktur des polzes angemessener ist und eine viel
ursprünglichere, lebendigere Wirkung ergibt.

Mit besonderem Geschick und besonderer Liebe
weiß Jakob Hofmann sich der Bronze zu be-
dienen. Zunächst schuf er in Anlehnung an den hiera-
tischen Stil sakraler Bronzewerke eine sitzende Grabfigur

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