15385Gulden hinterließ, gegenüber
seinem Patrizierhause von 8000
Gulden. — 1657 gab es in Her»
mannsradt 23 Goldschmiedemeister.
Zeitgemäß zünftig gesprochen war
dies nur möglich bei starkem Export.
Tatsächlich waren auch die Fürsten
der Moldau wie der Walfachei die
besten Kunden, wie selbst Polen
Abb. 2. Gotischer Kelch aus Baiersdorf
Absatzgebiet gewesen sein muß.
Denn 1577 überbrachte eine pol-
nische Gesandtschaft dem Sultan
von Konstantinopel 15 große ver-
goldete Pokale siebenbürgischer Ar-
beit. Der Fürst Apafi beschäftigte
allein 16 Goldschmiede in Hermannstadt. — Im Ge-
gensatz zu dem Chronisten Sigerus hat nun vom kunst-
gewerblichen Standpunkte aus der überaus rührige, in
Deutschland geschulte Dr. Viktor Roth die heute noch
vorhandenen Goldschmiedearbeiten derKirchenschätze
fach wissenschaftlich wie im Lichtbild gesammelt. Er hat
damit nicht nur dem Kunsthandwerk, sondern allen
denen im Mutterlande, die unsere so stammestreuen
Deutsdien gerne in ihren Bannkreis ziehen ein überaus
anregendes Werk auf den Schreibtisch gelegt. Wo im-
mer sich der Blick auf die über 600 Lichtbilder wendet,
ist es eine Herzensfreude aus so fernem Lande den
unverrückbaren Geist deutscher Handwerkskunst und
Kultur durch alle Stilperioden hindurch bis heute nach-
Abb. 1. Gotischer Reliquienbehälter
aus Siebenbürgen
zufühlen. — Dank besonderen Ent-
gegenkommens unserer siebenbür-
gischen Freunde können wir einige
Proben geben, verbunden mit einem
Überblidt über die stilistische Aus-
Wirkung von der Gotik bis zum
Biedermeier. Die Gegenstände der
romanischen Periode sind wie in
Deutschland sehr selten. Sie wurden
;' ' *.
Abb. 3. Spätgotischer Kelch aus Hetzeldorf
von den Kolonisten restlos aus
Deutschland mitgebracht oder nach-
bezogen. Auch im 13. und 14. Jahr-
hundert muß dies noch überwiegend
der Fall gewesen sein. Erst mit der
eigentlichen Spätgotik stehen wir vor
einwandfreien Originalen siebenbürgischer Arbeit, wo-
bei naturgemäß auch der Orient und seine Kunsttech-
nik die entwerfende Phantasie befruchtet hat. Es ist
auch nicht von der Hand zu weisen, daß mancher Ge-
genstand aus Griechenland wie aus Konstantinopel
bezogen worden ist. Für die gotische Periode ist mit
Abb. 1 ein vorzugsweise architektonisch gestalteter
Reliquienbehälter gegeben. Auf dem zwölfseitigen
Pyramidenstumpffuß baut sich eine sechsseitige Ka-
pelle mit Rundbogenfenster, Zinnenkranz und glattem
Dach auf. Auf dem Behälter selbst ist ein sechsseitiger
Turm mit Strebepfeilern aufgesetzt, zwei schlanke
Goldfialen mit Krabben und Kreuzblumen schließen
die wohlabgewogene, vertikale Entwicklung ab.
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seinem Patrizierhause von 8000
Gulden. — 1657 gab es in Her»
mannsradt 23 Goldschmiedemeister.
Zeitgemäß zünftig gesprochen war
dies nur möglich bei starkem Export.
Tatsächlich waren auch die Fürsten
der Moldau wie der Walfachei die
besten Kunden, wie selbst Polen
Abb. 2. Gotischer Kelch aus Baiersdorf
Absatzgebiet gewesen sein muß.
Denn 1577 überbrachte eine pol-
nische Gesandtschaft dem Sultan
von Konstantinopel 15 große ver-
goldete Pokale siebenbürgischer Ar-
beit. Der Fürst Apafi beschäftigte
allein 16 Goldschmiede in Hermannstadt. — Im Ge-
gensatz zu dem Chronisten Sigerus hat nun vom kunst-
gewerblichen Standpunkte aus der überaus rührige, in
Deutschland geschulte Dr. Viktor Roth die heute noch
vorhandenen Goldschmiedearbeiten derKirchenschätze
fach wissenschaftlich wie im Lichtbild gesammelt. Er hat
damit nicht nur dem Kunsthandwerk, sondern allen
denen im Mutterlande, die unsere so stammestreuen
Deutsdien gerne in ihren Bannkreis ziehen ein überaus
anregendes Werk auf den Schreibtisch gelegt. Wo im-
mer sich der Blick auf die über 600 Lichtbilder wendet,
ist es eine Herzensfreude aus so fernem Lande den
unverrückbaren Geist deutscher Handwerkskunst und
Kultur durch alle Stilperioden hindurch bis heute nach-
Abb. 1. Gotischer Reliquienbehälter
aus Siebenbürgen
zufühlen. — Dank besonderen Ent-
gegenkommens unserer siebenbür-
gischen Freunde können wir einige
Proben geben, verbunden mit einem
Überblidt über die stilistische Aus-
Wirkung von der Gotik bis zum
Biedermeier. Die Gegenstände der
romanischen Periode sind wie in
Deutschland sehr selten. Sie wurden
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Abb. 3. Spätgotischer Kelch aus Hetzeldorf
von den Kolonisten restlos aus
Deutschland mitgebracht oder nach-
bezogen. Auch im 13. und 14. Jahr-
hundert muß dies noch überwiegend
der Fall gewesen sein. Erst mit der
eigentlichen Spätgotik stehen wir vor
einwandfreien Originalen siebenbürgischer Arbeit, wo-
bei naturgemäß auch der Orient und seine Kunsttech-
nik die entwerfende Phantasie befruchtet hat. Es ist
auch nicht von der Hand zu weisen, daß mancher Ge-
genstand aus Griechenland wie aus Konstantinopel
bezogen worden ist. Für die gotische Periode ist mit
Abb. 1 ein vorzugsweise architektonisch gestalteter
Reliquienbehälter gegeben. Auf dem zwölfseitigen
Pyramidenstumpffuß baut sich eine sechsseitige Ka-
pelle mit Rundbogenfenster, Zinnenkranz und glattem
Dach auf. Auf dem Behälter selbst ist ein sechsseitiger
Turm mit Strebepfeilern aufgesetzt, zwei schlanke
Goldfialen mit Krabben und Kreuzblumen schließen
die wohlabgewogene, vertikale Entwicklung ab.
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