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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 76.1926

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Rose, Hans: Jugendstil und Expressionismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7093#0159

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Das expressionistische Rokoko wird meines Ermessens
den gleichen Weg gehen, den 20 Jahre früher der
Jugendstil genommen hat: man wird das Modische
darin erkennen. Das schließt nicht aus, daß man einer
solchen Modeschöpfung auch dann, wenn sie nicht
mehr den Reiz der Neuheit auf ihrer Seite hat, ein
sympathisches Andenken bewahren wird. Aber die
Beständigkeit des in tieferem Sinne Geistigen wird
ihr nicht beschieden sein.

Nach dieser nicht durchaus negativen, aber doch
recht getrübten Kunstbilanz wird man sich fragen, von
welcher Gruppierung von Kräften denn eine Wendung
in das Positive zu erwarten sei. In der Baukunst sind
noch immer starke Energien am Werk, und man braucht
nicht zu befürchten, daß sie ermatten werden. Im Ge-
genteil. Man kann hoffen, daß das eigentlich Große
uns noch bevorsteht. Die Diskrepanz zwischen dem
gotisierenden und dem klassizierenden Stil, von der

die Rede war, dauert nicht nur an, sondern sie ver-
schärft sich. Dem gotisierenden Bauen sind seit dem
Kriegsende unübersehbare Möglichkeiten erschlossen
worden durch den Hochhausbau, in dem Turmideale
verschiedenster Art sich zu verwirklichen streben.
Technik und Wirtschaft bewegten sich schon seit
1900 in dieser Richtung und auch von der künstle-
rischen Seite fand der Hochhausbau vielerlei Befür-
wortung. Es handelte sich darum, daß man durch den
Hochhausbau die Verfügung über den Stadtumriß und
somit über das Gesicht der ganzen Siedelung in die
Hand bekam, und man wird von diesem Vermögen
am liebsten in denjenigen Städten Gebrauch machen,
die einen historisch gewordenen Umriß nicht besitzen,
oder deren Bilderscheinung durch die Ausdehnung der
Grundfläche formlos geworden ist. Was andererseits
die klassischen Tendenzen angeht, die vorwiegend im
Privathausbau lebendig gewesen waren, so hatten sie

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