Die Inschrift des Runenbrakteaten von Sievern
Von Wolfgang Krause, Göttingen
Mit 2 Abbildungen
Die folgenden Darlegungen beruhen auf eingehenden Untersuchun-
gen, die ich zusammen mit meiner Frau zum erstenmal im Juni 1943,
zum zweitenmal im Mai 1957 am Original und unter Zuhilfenahme
verschiedener Binokulare vornehmen konnte. Sowohl dem verstor-
benen Leiter des Morgenstern-Museums zu Bremerhaven, Herrn Pro-
fessor Schuebeler, wie dem gegenwärtigen Leiter, Herrn
Dr. G u m m e 1, sind wir für die längere Entleihung des Brakteaten
nach Göttingen zu aufrichtigem Dank verpflichtet.
Der Sieverner Brakteat vom Typus A (Männerkopf) trägt als ein-
ziger eine Runeninschrift (Abb. 1 u. 2). Sie befindet sich unterhalb des
Männerkopfes auf dem dort befindlichen, der Ö'se gegenüberliegen-
den Teil der inneren Kreislinie, und zwar so, daß sie mit den Füßen
auf dieser Kreislinie steht. Im übrigen ist sie von einer wulstartigen
Randlinie umschlossen.
Durch langgestreckte mechanische Ausbeulungen sind besonders
die ersten drei Runen in ihren mittleren und unteren Partien mehr
oder weniger unkenntlich geworden.
Auf den meisten Brakteaten sind die Runen mit den Füßen nach
innen, also mit den Köpfen nach der Randlinie zu, angebracht; doch
zeigt auch eine ganze Anzahl die umgekehrte Anordnung, wie auf
unserem Sievern-Brakteaten, z. B. die Brakteaten Nr. 18 (Steph.) von
Skrydstrup, 27 Trollhättan, 63 Lekkende sowie die Brakteaten von
Aars, Grumpan und Sonder Rind u. a. m.
Da die Runen 1, 2, 3, 5 und 6 nach links gewendet sind, während
R. 4 als i-Rune nur aus einem senkrechten Stab besteht, empfiehlt es
sich, auch die ganze Inschrift von rechts nach links zu lesen, wie denn
die Mehrzahl der Brakteateninschriften linksläufig angebracht ist.
Die ganze Inschrift ist ungefähr 10 mm lang. Die Höhe der Stäbe
beträgt etwa 2 mm. Die Seitenzweige der Runen 1, 2, 3, 5 und 6 be-
ginnen etwas unterhalb der jeweiligen Stabspitze, wie das auch sonst
nicht selten bei Brakteaten vorkommt.
Zu den einzelnen Runen ist zu bemerken:
R. 1 ist am stärksten durch eine der erwähnten Ausbeulungen an-
gegriffen. Mit Sicherheit zu erkennen ist ein Zeichen, das wie die
obere Partie einer I-Rune aussieht, und es ist möglich, daß hier tat-
sächlich eine l-Rune 1 gestanden hat. Weil aber die mittlere und
untere Partie dieser Rune völlig zerstört ist, wäre auch die Deutung
als w-Rune möglich. Eine J5-Rune ist der Form nach ausgeschlossen,
da der Zweig dieser ersten Rune zu hoch am Hauptstab wurzelt.
R. 2 kann sowohl als p- wie als w-Rune gelesen werden1): Der
obere Seitenzweig wurzelt verhältnismäßig tief am Stab, was für ein
*) Auch auf Brakteat Steph. 26 aus Schonen kann man R. 3 ebensowohl
als p wie als w lesen; vgl. Verf., Runeninschriften im alt. Futhark [1937]
Nr. 7; Jacobsen-Moltke, Danmarks runeindskrifter [1941/42], Br. 68.
134
Von Wolfgang Krause, Göttingen
Mit 2 Abbildungen
Die folgenden Darlegungen beruhen auf eingehenden Untersuchun-
gen, die ich zusammen mit meiner Frau zum erstenmal im Juni 1943,
zum zweitenmal im Mai 1957 am Original und unter Zuhilfenahme
verschiedener Binokulare vornehmen konnte. Sowohl dem verstor-
benen Leiter des Morgenstern-Museums zu Bremerhaven, Herrn Pro-
fessor Schuebeler, wie dem gegenwärtigen Leiter, Herrn
Dr. G u m m e 1, sind wir für die längere Entleihung des Brakteaten
nach Göttingen zu aufrichtigem Dank verpflichtet.
Der Sieverner Brakteat vom Typus A (Männerkopf) trägt als ein-
ziger eine Runeninschrift (Abb. 1 u. 2). Sie befindet sich unterhalb des
Männerkopfes auf dem dort befindlichen, der Ö'se gegenüberliegen-
den Teil der inneren Kreislinie, und zwar so, daß sie mit den Füßen
auf dieser Kreislinie steht. Im übrigen ist sie von einer wulstartigen
Randlinie umschlossen.
Durch langgestreckte mechanische Ausbeulungen sind besonders
die ersten drei Runen in ihren mittleren und unteren Partien mehr
oder weniger unkenntlich geworden.
Auf den meisten Brakteaten sind die Runen mit den Füßen nach
innen, also mit den Köpfen nach der Randlinie zu, angebracht; doch
zeigt auch eine ganze Anzahl die umgekehrte Anordnung, wie auf
unserem Sievern-Brakteaten, z. B. die Brakteaten Nr. 18 (Steph.) von
Skrydstrup, 27 Trollhättan, 63 Lekkende sowie die Brakteaten von
Aars, Grumpan und Sonder Rind u. a. m.
Da die Runen 1, 2, 3, 5 und 6 nach links gewendet sind, während
R. 4 als i-Rune nur aus einem senkrechten Stab besteht, empfiehlt es
sich, auch die ganze Inschrift von rechts nach links zu lesen, wie denn
die Mehrzahl der Brakteateninschriften linksläufig angebracht ist.
Die ganze Inschrift ist ungefähr 10 mm lang. Die Höhe der Stäbe
beträgt etwa 2 mm. Die Seitenzweige der Runen 1, 2, 3, 5 und 6 be-
ginnen etwas unterhalb der jeweiligen Stabspitze, wie das auch sonst
nicht selten bei Brakteaten vorkommt.
Zu den einzelnen Runen ist zu bemerken:
R. 1 ist am stärksten durch eine der erwähnten Ausbeulungen an-
gegriffen. Mit Sicherheit zu erkennen ist ein Zeichen, das wie die
obere Partie einer I-Rune aussieht, und es ist möglich, daß hier tat-
sächlich eine l-Rune 1 gestanden hat. Weil aber die mittlere und
untere Partie dieser Rune völlig zerstört ist, wäre auch die Deutung
als w-Rune möglich. Eine J5-Rune ist der Form nach ausgeschlossen,
da der Zweig dieser ersten Rune zu hoch am Hauptstab wurzelt.
R. 2 kann sowohl als p- wie als w-Rune gelesen werden1): Der
obere Seitenzweig wurzelt verhältnismäßig tief am Stab, was für ein
*) Auch auf Brakteat Steph. 26 aus Schonen kann man R. 3 ebensowohl
als p wie als w lesen; vgl. Verf., Runeninschriften im alt. Futhark [1937]
Nr. 7; Jacobsen-Moltke, Danmarks runeindskrifter [1941/42], Br. 68.
134