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Die Kunde — N.F.8.1957

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Heft 3-4
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Schwantes, G.: Köllmanns Heide bei Sasendorf, Kreis Uelzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.71125#0178

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Köllmanns Heide bei Sasendorf, Kreis Uelzen
Von G. Schwa ntes, Kiel
Mit 3 Abbildungen
Eine mit großen Kätzchen blühende Palmenweide und der Busch
einer Wildrose in meinem Garten verbinden mich noch lebendig mit
der „Sasendorfer Heide". Sie war neben den herrlichen Buchen-
wäldern Lohn und Rießel ein Eckpunkt meines Jugendparadieses,
das von den Verbindungslinien dieser drei Landschaften umrahmt
war. Heute ist die Sasendorfer Heide nur noch ein geographischer
Begriff, vielleicht daß sich noch auf dem Heidberg, der die bewegte
Moränenlandschaft der „Wellenberge" hoch überragt und aus dem
Anteil des Hofes meines Onkels Heinrich Meyer in Sasendorf an der
„Heide" emporstieg, ein letzter Überrest des Heideteppichs erhalten
hat, der in den Tagen meiner Kindheit noch das Gelände weithin
überzog. Ich erlebte, wie der weitmantelige Abhang dieser Kuppe
im Laufe der Jahre umgepflügt, mit Lupinen besät und dann beackert
wurde, und darin spiegelt sich die Veränderung, der die ganze ehe-
mals so idyllische Sasendorfer Heide im Laufe eines halben Men-
schenalters unterworfen war. Auf dem Gipfel des Heidbergs, von dem
man eine weite Aussicht bis nach Lüneburg hin genießt, hatte ein
drolliger Barumer Pastor, der den Berg über alles liebte, eine Ruhe-
bank errichten lassen. Meine Mutter entsann sich noch dieses Herrn,
wie er auf seinen Spaziergängen unablässig mit dem Taschentuch sich
Kühlung fächelnd durch's Dorf kam und mit seinem Hunde redete.
Unzählige Anekdoten umgaben die beiden, von denen mir nur eine
im Gedächtnis blieb. Der Pastor hatte einen Korb mit frischer Wurst
vom Schuhmacher seines Dorfes erhalten und sprach dann zu seinem
Hund die geflügelten Worte: „Ami, magst du Schusterwurst? Ich mag
sie nicht." Gesagt, getan, schüttete er die Gottesgabe für den Hund
auf den Hof. Am Abfall des Heidberges sieht man noch heute die
tiefe Grube, die dadurch zustande kam, daß Onkel Georg Meyer in
Seedorf, ein geistig sehr angeregter Mann, dort die goldene Wiege
suchte, die im Heidberg vergraben sein soll wie an so manchen Orten
der osthannoverschen Heimat. Möglicherweise haftete die Sage jedoch
ursprünglich an dem Grabhügel, der in Onkels Fuhrenkamp sich noch
heute erhebt und seinen Anteil an der Sasendorfer Heide nach der
von Celle nach Lüneburg führenden Napoleons-Chaussee hin ab-
schließt. So lange ich diesen Hügel kenne, zeigt er in der Mitte eine
tiefe Grube, auf deren Grund ehedem mittelgroße Findlinge lagen,
die auf ein Grab der Bronzezeit oder der Steinzeit schließen ließen.
Mein Onkel Wilhelm, ein Bruder meiner Mutter, hat ihn ausgegraben
und nur „etwas Asche" darin gefunden. Am Fuße des Heidberges
hatte mein Großvater eine Ziegelei errichtet, die mit ihren Trocken-
schuppen, dem hochromantischen Brennofen alter Bauart, umrahmt
von Brahmbusch, Wildrosen und anderem Gesträuch und einem
kleinen Hain mit hochragenden Tannen, ein wunderbar heimeliches
Spielgebiet für uns Kinder abgab. In dem Hause wohnte zeitweilig

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