Eine Überlieferung des 7. Jahrhunderts n. Chr.
aus dem langobardischen Italien
Übersetzung und Kommentierung von F. Bock (Rom), Darrigsdorf
Zu den bedeutendsten urgeschichtlichen Funden aus Niedersachsen
gehört die goldene Schlangenkette von Isenbüttel, Kr. Gifhorn. Sie
stammt aus dem fortgeschrittenen 7. Jahrhundert n. Chr. und hat u. a.
in der „Kunde" (Jahrgang 7, 1941, S. 125 ff.) eine eingehendere Wür-
digung erfahren. Ähnliche Schlangenketten sind im skandinavischen
Norden, wenn auch aus jüngerer Zeit, mehrfach belegt. Sie tragen
dort bisweilen an den Schlangenköpfen Thorshämmer. Diese Symbole
weisen die zugehörenden Ketten als einer besonderen Verehrung die-
nend aus. Ohne daß eine Verbindung mit solchen Schlangenketten
unmittelbar hergestellt werden soll, mag im folgenden ein Bericht über
die Verehrung eines goldenen Schlangenbildes durch die heidnischen
Langobarden in Norditalien aus der Lebensbeschreibung des heiligen
Barbatus wiedergegeben werden. Der Bericht stammt aus derselben
Zeit, in der auch die Isenbütteler Kette entstanden ist, nämlich dem
fortgeschrittenen 7. Jahrhundert n. Chr. — Für den Hinweis auf die
Vita des heiligen Barbatus sei Herrn Dr. Plath, Hannover, für die ge-
nauere Übersetzung und Interpretation des Textes Herrn Prof. Dr. Bock
(Rom) in Darrigsdorf bestens gedankt. Asmus
Der heilige Barbatus, Bischof und Schutzherr von Benevent,
ist ca. 70jährig am 19. 2. 682 gestorben. Er versuchte, die zum
Teil noch heidnischen, zum Teil arianischen Langobarden im
Herzogtum Benevent zur katholischen Kirche zu bekehren. Er
setzte diese Bemühungen auch noch fort, als er 663 Bischof
wurde und am Herzogshof verkehrte. Seine Lebensgeschichte
ist von Waitz in den Scriptores Langobardorum der Mon. Germ,
hist, gedruckt worden. Aus dieser Ausgabe haben wir den fol-
genden Text genommen.
Zu der Zeit, als Grimoalt*) die Zügel des Langobardenreiches führte
und sein Sohn Romuald* 2) die Samniter regierte, da zeichnete sich ein
hervorragender Priester mit Namen Barbatus3), wie ich schon gesagt
habe, nach dem Willen des Erlösers in Benevent aus, der durch seine
Wundertaten einmalig leuchtete.
Die Langobarden hielten zu dieser Zeit, obwohl das Wasser der
heiligen Taufe sie bereits gereinigt haben sollte, an alten heidnischen
Gebräuchen fest und — wie es nur in einem vertierten Geist ausge-
brütet werden kann — beugten den Nacken, wie es sich nur vor dem
Schöpfer gebührt, vor einem Tierbilde, das gemeiniglich Viper ge-
nannt wird.
Auch verehrten sie fast wie am Tage (eines Heiligen dessen Bild)
einen heiligen Baum nicht weit von der Stadtmauer, an dem sie ein
Schlachtopfer 3a) aufhängten. Dort führten sie Pferderennen aus, wobei
x) König von 662—671.
2) Als Herzog von Benevent, der alten Hauptstadt Samniens im Lande der
Hirpiner gelegen.
3) Der hl. Barbatus, Bischof und Heiliger Benevents, i 682. Sein Tag ist der
19. Februar, vgl. Acta SS. Febr, III, 136 ff.
3a) corium.
300
aus dem langobardischen Italien
Übersetzung und Kommentierung von F. Bock (Rom), Darrigsdorf
Zu den bedeutendsten urgeschichtlichen Funden aus Niedersachsen
gehört die goldene Schlangenkette von Isenbüttel, Kr. Gifhorn. Sie
stammt aus dem fortgeschrittenen 7. Jahrhundert n. Chr. und hat u. a.
in der „Kunde" (Jahrgang 7, 1941, S. 125 ff.) eine eingehendere Wür-
digung erfahren. Ähnliche Schlangenketten sind im skandinavischen
Norden, wenn auch aus jüngerer Zeit, mehrfach belegt. Sie tragen
dort bisweilen an den Schlangenköpfen Thorshämmer. Diese Symbole
weisen die zugehörenden Ketten als einer besonderen Verehrung die-
nend aus. Ohne daß eine Verbindung mit solchen Schlangenketten
unmittelbar hergestellt werden soll, mag im folgenden ein Bericht über
die Verehrung eines goldenen Schlangenbildes durch die heidnischen
Langobarden in Norditalien aus der Lebensbeschreibung des heiligen
Barbatus wiedergegeben werden. Der Bericht stammt aus derselben
Zeit, in der auch die Isenbütteler Kette entstanden ist, nämlich dem
fortgeschrittenen 7. Jahrhundert n. Chr. — Für den Hinweis auf die
Vita des heiligen Barbatus sei Herrn Dr. Plath, Hannover, für die ge-
nauere Übersetzung und Interpretation des Textes Herrn Prof. Dr. Bock
(Rom) in Darrigsdorf bestens gedankt. Asmus
Der heilige Barbatus, Bischof und Schutzherr von Benevent,
ist ca. 70jährig am 19. 2. 682 gestorben. Er versuchte, die zum
Teil noch heidnischen, zum Teil arianischen Langobarden im
Herzogtum Benevent zur katholischen Kirche zu bekehren. Er
setzte diese Bemühungen auch noch fort, als er 663 Bischof
wurde und am Herzogshof verkehrte. Seine Lebensgeschichte
ist von Waitz in den Scriptores Langobardorum der Mon. Germ,
hist, gedruckt worden. Aus dieser Ausgabe haben wir den fol-
genden Text genommen.
Zu der Zeit, als Grimoalt*) die Zügel des Langobardenreiches führte
und sein Sohn Romuald* 2) die Samniter regierte, da zeichnete sich ein
hervorragender Priester mit Namen Barbatus3), wie ich schon gesagt
habe, nach dem Willen des Erlösers in Benevent aus, der durch seine
Wundertaten einmalig leuchtete.
Die Langobarden hielten zu dieser Zeit, obwohl das Wasser der
heiligen Taufe sie bereits gereinigt haben sollte, an alten heidnischen
Gebräuchen fest und — wie es nur in einem vertierten Geist ausge-
brütet werden kann — beugten den Nacken, wie es sich nur vor dem
Schöpfer gebührt, vor einem Tierbilde, das gemeiniglich Viper ge-
nannt wird.
Auch verehrten sie fast wie am Tage (eines Heiligen dessen Bild)
einen heiligen Baum nicht weit von der Stadtmauer, an dem sie ein
Schlachtopfer 3a) aufhängten. Dort führten sie Pferderennen aus, wobei
x) König von 662—671.
2) Als Herzog von Benevent, der alten Hauptstadt Samniens im Lande der
Hirpiner gelegen.
3) Der hl. Barbatus, Bischof und Heiliger Benevents, i 682. Sein Tag ist der
19. Februar, vgl. Acta SS. Febr, III, 136 ff.
3a) corium.
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