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Die Kunde — N.F.8.1957

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Heft 3-4
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Hayen, Hajo: neue Untersuchungen an hölzernen Moorwegen in nordwestdeutschen Hochmooren
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https://doi.org/10.11588/diglit.71125#0270

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Neue Untersuchungen an hölzernen Moorwegen
in nordwestdeutschen Hochmooren
Von Hajo H a y e n
Mit 4 Abbildungen und 2 Tafeln
Die ausgedehnten Moore der niedersächsischen Verwaltungsbezirke
Oldenburg und Ostfriesland bedeckten ursprünglich etwa 20% der
Bodenfläche. Sie waren umfangreiche Geländehindernisse
und sperrten große Gebietsteile gegeneinander ab. Ihre Ausdehnung
nahm ständig zu, am erheblichsten wohl in zwei Zeitabschnitten:
a) Im Mesolithikum mit dem Beginn des Atlantikums
(etwa 5500 v. Chr., mit dem Rückgang der hohen Kiefernwerte und
dem gleichzeitigen erheblichen Anstieg der Erlenprozente im Pollen-
diagramm).
b) Am Ende des Neolithikums (im Subboreal, etwa 1800
v. Chr., ungefähr mit dem Beginn der ununterbrochenen Buchenkurve
im Pollendiagramm).
So bestand für den Menschen in einem immer steigenden Maße die
Notwendigkeit, diese Moore im Zuge des vorhandenen Wege-
netzes zu überschreiten, sie zu Jagd- und Erntezwecken
zu betreten oder in Richtung auf abgetrennte Restgebiete des
Sandbodens zu überbrücken.
Die hierzu erforderlichen hölzernen Moorwege wurden mit dem
fortschreitenden Abbau der Moore durch die Torfgewinnung in immer
größerer Anzahl wiederentdeckt. Erstmals veröffentlichte N i e b e r -
ding 1817 seine Beobachtungen an mehreren Bohlenwegen aus dem
Großen Moor zwischen Lohne und Diepholz. Er schrieb
diese „Blockwege" den Römern zu. Erst der zweite Abschnitt
der Arbeiten brachte eigentliche Untersuchungen. Zwischen 1869 und
1894 versuchte von Alten die römische Herkunft der Wege zu
beweisen. Prejawa stellte als Techniker die Bauformen und die
Lage im Torfprofil in den Mittelpunkt. Er unterschied vorrömische,
römische und nachrömische Bauten. Erst zwischen 1933 und 1940 wur-
den die Forschungen fortgesetzt. Michaelsen und Grashorn
fanden zahlreiche bisher unbekannte Wege dazu. Sie setzten die Pol-
lenanalyse ein, befaßten sich mit bautechnischen Fragen und began-
nen mit der Festlegung der Bautypen.
Nach dem Kriege wurde die Arbeit im Zusammenwirken mit dem
Staatlichen Museum für Naturkunde und Vorgeschichte in Oldenburg
fortgeführt. Mehrere in der letzten Zeit untersuchte Wege scheinen
besonders interessant zu sein:
Strauchweg Neuengland I.
Er durchquerte das Lengener Moor zwischen zwei Geestvor-
sprüngen in einer Länge von etwa 2,5 km. Vier Meter breit hatte man
Strauchwerk auf die Oberfläche des Moores gelegt, um sie gangbar
zu machen. Auf trockenen Moorteilen blieb diese Packung dünn. Die

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