Erläuterungen zum Plan der Wallanlagen auf der
Pipinsburg bei Osterode a. Harz
Von Dr. M. Claus, Hannover
Mit 1 Abbildung und 1 Tafel
Ein Besuch der Pipinsburg wird am günstigsten von dem 4 km
nordwestlich der Kreisstadt Osterode/Harz gelegenen Dorfe Katzen-
stein aus unternommen. Gleich nach überschreiten der Söse, einem
kleinen Harzflüßchen, das den Berg der Pipinsburg in zahlreichen
mäanderähnlichen Windungen umfließt, steht der Besucher vor der
jäh bis zu einer Höhe von 80—100 m steil ansteigenden Nordwand
des mächtigen Gipsmassivs der Pipinsburg. Fast senkrecht ist auch
die Ostflanke des Berges ausgeprägt, die in jüngerer Zeit durch den
Betrieb eines Gipssteinbruches in breiter Front aufgebrochen ist. An
der Westflanke des Berges führt durch eine enge Talmulde ein tief
eingeschnittener alter Weg, der „Burgweg", bis zum Hochplateau der
Osteroder Kalkberge, einem Höhenzug der mittleren Zechstein-
formation, auf dem die Pipinsburg als Bergvorsprung beherrschend
über dem Sösetal liegt (Abb. 2). Auf halber Höhe (Abb. 1; C 7) durch-
schneidet jener Burgweg einen Wallzug, den großen Mittelwall, der
am Westhang des Berges herabzieht und am Hang der gegenüber-
liegenden Höhe noch seine Fortsetzung findet.
Der Platz, an dem der Burgweg in das Hochplateau einmündet
(Abb. 1; B 10), gewährt den besten Überblick über die Landschaft der
Pipinsburg. Allein aus ihrer geographischen Lage ist zu schließen,
daß bei der Erbauung der auch heute noch eindrucksvollen Befesti-
gungswerke nicht allein Sicherheitsgründe — eine Zufluchtsstätte
(Refugium) bei Notzeiten — maßgebend waren, sondern daß man
dieser Anlage in erster Linie wohl wirtschaftliche und politische Be-
deutung als einem gewissen Zentralpunkt beigemessen hat. Das
gesamte westliche Harzvorland, das Flußgebiet der Söse, liegt im
Blickfeld dieser Pipinsburg. Nach Westen wird die Landschaft von
den Osteroder Kalkbergen begrenzt, deren Steilhänge heute durch
zahlreiche Gipssteinbruchbetriebe abgebaut werden. Die Ostseite des
Sösetales steigt verhältnismäßig sanft und gleichmäßig zu den Höhen
der Harzberge an. In unmittelbarer Nähe der Pipinsburg, in Osterode,
liegt der Kreuzungspunkt zweier wichtiger alter Straßenzüge: 1. die
von Mitteldeutschland kommende Harzrandstraße, die über Nord-
hausen—Scharzfeld—Osterode auf der östlichen Seite des Sösetales,
ungefähr dem Verlauf der heutigen Bundesstraße folgend, in Richtung
Seesen—Braunschweig und Hildesheim verlief, und 2. eine Straße aus
dem Leinetal, die über Northeim—Osterode und den Oberharz nach
Goslar (Silbererzbergbau Rammeisberg) führt. In großer Anzahl stre-
ben außerdem, zu regelrechten Wegebündeln vereinigt, tief ausgefah-
rene Hohlwege von den Harzbergen herab in den Raum zwischen
Osterode-Pipinsburg und dem ehemaligen Königshof und der alten
Münzstätte Gittelde. Ihre Fortsetzung findet sich wieder an den Hän-
gen und auf den Höhen des Westerhöfer Waldes. Zu diesen alten
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Pipinsburg bei Osterode a. Harz
Von Dr. M. Claus, Hannover
Mit 1 Abbildung und 1 Tafel
Ein Besuch der Pipinsburg wird am günstigsten von dem 4 km
nordwestlich der Kreisstadt Osterode/Harz gelegenen Dorfe Katzen-
stein aus unternommen. Gleich nach überschreiten der Söse, einem
kleinen Harzflüßchen, das den Berg der Pipinsburg in zahlreichen
mäanderähnlichen Windungen umfließt, steht der Besucher vor der
jäh bis zu einer Höhe von 80—100 m steil ansteigenden Nordwand
des mächtigen Gipsmassivs der Pipinsburg. Fast senkrecht ist auch
die Ostflanke des Berges ausgeprägt, die in jüngerer Zeit durch den
Betrieb eines Gipssteinbruches in breiter Front aufgebrochen ist. An
der Westflanke des Berges führt durch eine enge Talmulde ein tief
eingeschnittener alter Weg, der „Burgweg", bis zum Hochplateau der
Osteroder Kalkberge, einem Höhenzug der mittleren Zechstein-
formation, auf dem die Pipinsburg als Bergvorsprung beherrschend
über dem Sösetal liegt (Abb. 2). Auf halber Höhe (Abb. 1; C 7) durch-
schneidet jener Burgweg einen Wallzug, den großen Mittelwall, der
am Westhang des Berges herabzieht und am Hang der gegenüber-
liegenden Höhe noch seine Fortsetzung findet.
Der Platz, an dem der Burgweg in das Hochplateau einmündet
(Abb. 1; B 10), gewährt den besten Überblick über die Landschaft der
Pipinsburg. Allein aus ihrer geographischen Lage ist zu schließen,
daß bei der Erbauung der auch heute noch eindrucksvollen Befesti-
gungswerke nicht allein Sicherheitsgründe — eine Zufluchtsstätte
(Refugium) bei Notzeiten — maßgebend waren, sondern daß man
dieser Anlage in erster Linie wohl wirtschaftliche und politische Be-
deutung als einem gewissen Zentralpunkt beigemessen hat. Das
gesamte westliche Harzvorland, das Flußgebiet der Söse, liegt im
Blickfeld dieser Pipinsburg. Nach Westen wird die Landschaft von
den Osteroder Kalkbergen begrenzt, deren Steilhänge heute durch
zahlreiche Gipssteinbruchbetriebe abgebaut werden. Die Ostseite des
Sösetales steigt verhältnismäßig sanft und gleichmäßig zu den Höhen
der Harzberge an. In unmittelbarer Nähe der Pipinsburg, in Osterode,
liegt der Kreuzungspunkt zweier wichtiger alter Straßenzüge: 1. die
von Mitteldeutschland kommende Harzrandstraße, die über Nord-
hausen—Scharzfeld—Osterode auf der östlichen Seite des Sösetales,
ungefähr dem Verlauf der heutigen Bundesstraße folgend, in Richtung
Seesen—Braunschweig und Hildesheim verlief, und 2. eine Straße aus
dem Leinetal, die über Northeim—Osterode und den Oberharz nach
Goslar (Silbererzbergbau Rammeisberg) führt. In großer Anzahl stre-
ben außerdem, zu regelrechten Wegebündeln vereinigt, tief ausgefah-
rene Hohlwege von den Harzbergen herab in den Raum zwischen
Osterode-Pipinsburg und dem ehemaligen Königshof und der alten
Münzstätte Gittelde. Ihre Fortsetzung findet sich wieder an den Hän-
gen und auf den Höhen des Westerhöfer Waldes. Zu diesen alten
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