Eine »Art von Brokatgewebe« aus einer Metallurne
des 2.-4. Jahrhunderts n. Chr.
Von V/. G e i 1 m a n n und W. Gebauhr, Mainz
Mit 1 Tafel
In den dem 2.—4. Jahrhundert n. Chr. zugeschriebenen, als Urnen
benutzten „Eimern von Hemmoor1)" finden sich auf der Innenwand
der Messinggefäße gelegentlich Gewebereste, die völlig mit Patina
durchsetzt der Innenwand aufliegen. Eine Ablösung dieser, durch die
Einwanderung der toxisch wirkenden Kupfersalze vor der Zerstörung
geschützten Gewebe ist möglich. Nach geeigneter Bearbeitung ge-
winnen sie ihr ursprüngliches Aussehen wieder und setzen noch
heute durch ihre Schönheit in Erstaunen2).
Zwischen den abgelösten Geweben fand sich eines von besonderem
Interesse. Es war nicht durch besondere Webtechnik oder Faden-
stärke ausgezeichnet, sondern dadurch hervorgehoben, daß eine Seite
mit Metallflittern bedeckt ist. Das Leinengewebe ist in einfacher
Köperbindung aus etwa 0,5 mm starken Fäden hergestellt. Der Er-
haltungszustand war verhältnismäßig schlecht, so daß nur kleinere
Stücke abgelöst werden konnten.
Beim Abheben von der Bronzeunterlage zeigten sich auf der der
Metallwand aufliegenden Seite in großer Zahl Metallflitter, die teil-
weise noch silberglänzend und metallisch blank, teilweise braun bis
braunschwarz gefärbt waren. Daneben fanden sich blauschwarze,
hornartige, stecknadelkopfgroße Auflagen.
Die mikroskopische Prüfung der Metallflitter ergab, daß sie aus
Silber bestehen, das einen Goldgehalt von 1—2% neben wenig Kupfer
führt und frei von nennenswerten Mengen an Blei und Zink ist. Es
entspricht somit in der Zusammensetzung dem Silber des 2.—4. Jh.
n. Chr.
Die hornartigen Massen bestehen aus Silberchlorid, dem gewöhn-
lichen Verwitterungsprodukt des Silbers.
Auf dem im auffallenden Licht bei rund 30facher Vergrößerung
aufgenommenen Lichtbild ist die verhältnismäßig gleichmäßige
gruppenweise Verteilung der Metallflitter auf der oberen Seite der
Fäden gut erkennbar. Man sieht aber nicht, daß auch die größeren
hellen Flecken aus einzelnen, miteinander verklebten Spänen
bestehen.
Bei der direkten mikroskopischen Beobachtung gewinnt man den
Eindruck, daß es sich um aufgestreutes Silberfeilicht handeln müsse,
das durch Bearbeitung eines Silberstückes mit einer Feile von grobem
Hieb hergestellt wurde und darauf auf die eine Seite des Gewebes
gestreut und durch Einreiben oder Aufleimen befestigt ist.
1) Willers, Heinr. Die römischen Bronzeeimer von Hemmoor, Hannover
und Leipzig 1911.
2) Die präparierten Gewebereste finden sich in der urgesch, Abteilung des
Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover.
290
des 2.-4. Jahrhunderts n. Chr.
Von V/. G e i 1 m a n n und W. Gebauhr, Mainz
Mit 1 Tafel
In den dem 2.—4. Jahrhundert n. Chr. zugeschriebenen, als Urnen
benutzten „Eimern von Hemmoor1)" finden sich auf der Innenwand
der Messinggefäße gelegentlich Gewebereste, die völlig mit Patina
durchsetzt der Innenwand aufliegen. Eine Ablösung dieser, durch die
Einwanderung der toxisch wirkenden Kupfersalze vor der Zerstörung
geschützten Gewebe ist möglich. Nach geeigneter Bearbeitung ge-
winnen sie ihr ursprüngliches Aussehen wieder und setzen noch
heute durch ihre Schönheit in Erstaunen2).
Zwischen den abgelösten Geweben fand sich eines von besonderem
Interesse. Es war nicht durch besondere Webtechnik oder Faden-
stärke ausgezeichnet, sondern dadurch hervorgehoben, daß eine Seite
mit Metallflittern bedeckt ist. Das Leinengewebe ist in einfacher
Köperbindung aus etwa 0,5 mm starken Fäden hergestellt. Der Er-
haltungszustand war verhältnismäßig schlecht, so daß nur kleinere
Stücke abgelöst werden konnten.
Beim Abheben von der Bronzeunterlage zeigten sich auf der der
Metallwand aufliegenden Seite in großer Zahl Metallflitter, die teil-
weise noch silberglänzend und metallisch blank, teilweise braun bis
braunschwarz gefärbt waren. Daneben fanden sich blauschwarze,
hornartige, stecknadelkopfgroße Auflagen.
Die mikroskopische Prüfung der Metallflitter ergab, daß sie aus
Silber bestehen, das einen Goldgehalt von 1—2% neben wenig Kupfer
führt und frei von nennenswerten Mengen an Blei und Zink ist. Es
entspricht somit in der Zusammensetzung dem Silber des 2.—4. Jh.
n. Chr.
Die hornartigen Massen bestehen aus Silberchlorid, dem gewöhn-
lichen Verwitterungsprodukt des Silbers.
Auf dem im auffallenden Licht bei rund 30facher Vergrößerung
aufgenommenen Lichtbild ist die verhältnismäßig gleichmäßige
gruppenweise Verteilung der Metallflitter auf der oberen Seite der
Fäden gut erkennbar. Man sieht aber nicht, daß auch die größeren
hellen Flecken aus einzelnen, miteinander verklebten Spänen
bestehen.
Bei der direkten mikroskopischen Beobachtung gewinnt man den
Eindruck, daß es sich um aufgestreutes Silberfeilicht handeln müsse,
das durch Bearbeitung eines Silberstückes mit einer Feile von grobem
Hieb hergestellt wurde und darauf auf die eine Seite des Gewebes
gestreut und durch Einreiben oder Aufleimen befestigt ist.
1) Willers, Heinr. Die römischen Bronzeeimer von Hemmoor, Hannover
und Leipzig 1911.
2) Die präparierten Gewebereste finden sich in der urgesch, Abteilung des
Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover.
290