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Vom Kunstmarkt.
— Zeitschriften.
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ist wie bei dem David im niederländischen Museum, so kann
auch nicht mehr der geringste Zweifel bestehen, dass wir hier
ein echtes Stück von Michelangelo vor uns haben. Wahr-
scheinlich hat er die kleine Figur zuerst in Wachs modellirt
und Benedetto da Rovezzano, der die Schöpfungen des Meisters
in Bronze gegossen hat, hat dann vor dem Guss des David
in größerer Form einen Bronzeguss nach der als Modell
dienenden Wachsfigur gemacht."
O -Aus Paris. Wegen des in diesem Jahre beabsichtigten
Abbruchs des Industriegebäudes in den Champs-Elysees wird
der „Salon" bereits am 20. April eröffnet und am 8. Juni ge-
schlossen werden. — Herr Ilomolle, der verdienstvolle Direktor
der französischen archäologischen Schule in Athen, ist auf
weitere sechs Jahre in seinem Amte bestätigt worden. —
Der Erweiterungsbau des Luxembourgmuseums ist soweit
vorgeschritten, dass die Wiedereröffnung der lange für das
Publikum verschlossenen Räume voraussichtlich zum Früh-
jahr erfolgen wird.
Hamburg. Vor kurzem ist der stolze Rathausbau um
einen monumentalen Schmuck reicher geworden. Derprächtige,
im Hofe des Gebäudes errichtete Brunnen war am 7. No-
vember v. J. von der Baukommission dem Senate vorgeführt
worden und hatte allerseits ungeteilte Bewunderung ge-
funden. Er ist nunmehr in allen Teilen fertiggestellt und
darf den schönsten Denkmälern der Stadt zugerechnet werden.
Dem Künstler, Prof. Joseph von Kramer in München, der
auch von den an der Fassade des Rathauses befindlichen
Statuen einen Teil ausgeführt hat, ist es gelungen, den
Brunnen stilistisch und in den Verhältnissen auf das glück-
lichste mit dem Gesamtbau in Einklang zu setzen und ihm
einen Fluss der Linien, eine Lebendigkeit und Anmut in den
Figuren, eine Einfachheit des Grundgedankens zu geben, die
ihn den besten neueren Schöpfungen dieser Art zur Seite
stellen. Uber dem unteren Becken erhebt sich eine mehrfach
durchbrochene, mit wasserspeienden Masken verzierte Brannen-
schale, welche sechs überlebensgroße, auf geschwungenen
Postamenten sitzende Bronzefiguren, Eigenschaften des Wassers
darstellend, umgeben. Eine zweite, aus der ersteren her-
auswachsende Schale trägt auf einem schlanken, ebenfalls
mit Wasserspeiern besetzten Postament die Hauptfigur, eine
die Heilkraft des Wassers darstellende Nymphe, die mit der
Rechten die im Wasser Segen spendende Schale erhebt, mit
der Linken einen zu ihr sich emporwindenden Drachen (den
Fiebergeist des Sumpfwassers) abwehrt. Der gesamte figür-
liche Schmuck mit dem Sockel und der großen Schale ist
aus Bronze, der übrige tektonische Teil des Brannens aus
schwedischem, polirtem Granit gebildet, der Bronzeguss von
der Gräflich Einsiedel'schen Gießerei Lauchhammer in tadel-
loser Weise ausgeführt worden. T- s-
VOM KUNSTMARKT.
Berliner Kunst - Auktion. Dienstag, den 2. Februar und
folgende Tage von 10 Uhr ab in Rudolph Leplce's Kunst-
Auktionshaus, 28/29 Kochstr., Berlin S.W. Der illustrirte
Katalog 1076 verzeichnet eine reiche Anzahl wertvoller
Antiquitäten und Kunstgegenstände bekannter Provenienz.
Es sind dies Namen wie: Excellenz Freifrau von Patow, Se.
Excellenz Herr Generallieutenant von Wedel, Herzogl. Museum
zu Gotha, ferner große bekannte, wenn auch nicht mit
Namen genannte Sammlungen und Nachlässe. In erster Reihe
hervorzuheben ist die nicht große, aber vorzüglich vertretene
Waffensammlung. Der große Kampfharnisch und der Reiter-
harnisch sind Stücke ersten Ranges, welche in Form und
subtiler Ausführung die Unübertreft'lichkeit der alten Nürn-
berger und Augsburger Plattner beweisen; kostbare Schwerter,
Helme und fast alle Variationen von Stangenwaffen, gotische,
Schweizer, Tiroler, italienische Helmbarten, Prunk-Glefen,
prächtige Trabanten-Kousen, Ranken, Kriegsgabeln, Spon-
taw etc. geben ein deutliches Bild der Bewaffnung des 15.
bis 17. Jahrh. Dekorativ reihen sich den Waffen sehr gut
die Geweihe an, unter denen sich Exemplare von monströsem
Umfange, wenigstens nach jetzigen Begriffen, befinden.
Kenner wie Laien werden in gleicher Weise gefesselt werden
durch eine kleinere Kollektion alt-persischer Teppiche, die
von wunderbarer, seltenster Farbenglut sind, deren alt-ehr-
würdige Namen von den Herstellungsorten stammen, wie
Daghestan, Mecca, Jordiz, Shirwän, Khermän, Bergama,
Persan etc. Von Sammlern und Liebhabern hochgeschätzt
sind jetzt echte Empire-Bronzen. Der Katalog führt in Ab-
bildung ein prächtiges Tafelschmuckstück mit Spiegelscheibe
auf, ein Stück ersten Ranges, mit dazugehörigem Milieu, in
Gestalt dreier Genien, auf Kugeln stehend, die einen Korb
tragen; ferner eine Kaminuhr mit großen Kandelabern von
genialer Ausführung. — Für Rechnung des Herzogl. Museums
zu Gotha kommen u. a. alt-chinesische und japanische Por-
zellane, famille-rose Teller, Eierschalenporzellan-Tassen etc.
zum Verkauf. Ein in seiner Art einzig dastehendes Stück
bringt der Katalog in Abbildung; es ist dies ein altes Blei-
relief, den Reformator Dr. Martin Luther darstellend. Eine
bedeutende, künstlerische Arbeit, die die durchgeistigten
Züge des großen Mannes vortrefflich wiedergiebt. Das Relief
stammt aus der Familie v. Wedel. Hervorzuheben wäre
unter den mehr als 750 Nummern noch das von der Hand
der Gräfin Egloft'stein gemalte Goethebildnis, außerdem gutes
altes Porzellan, Fayencen, französische Bronzen, schöne
Textilarbeiten — kurz, alle Gebiete des kunstgewerblichen und
künstlerischen Schaftens sind vertreten. Die Vorbesichtigung
zu dieser interessanten Versteigerang ist Sonntag, den
31. Januar und Montag, den 1. Februar d. J. von 10—2 Uhr
in Saal VIII und II des Rud. Lepke'schen Kunst-Auktions-
hauses gestattet. Kataloge auf Wunsch kostenfrei.
ZEITSCHRIFTEN.
Christliches Kunstblatt. 1897. Nr. 1.
Die Verhandlung der Eisenacher Kirchenkonferenz über evan-
gelischen Kirchenbau. VonFrh. V. d. Goltz. — Die Freilegung
des Münsters zu Ulm.
Mitteilungen der k. k. österr. Centrai-Kommission. 1897.
Nr. l.
Altertümer in Pola. Von Dr. R. Weißhäupl. — Neolithisclie
Ansiedlung gegenüber Siegmundskrom. Von Dr. Tappeiner. —
Das Urnenfeld auf demChlomekbeiHolohlavy. Von L.Schneider.
— Bericht über die Ausgrabungen in der Höhle Ziica jama recte
Zircovec, deutsch; Maishöhle, dann über die Funde aus dem
Fuchsloche und dem weiten Loche nächst Ködern bei Gottschee.
Von Dr. K. Moser. — Prähistorische Fundstellen in der Um-
gebung von Oslavan (Gerichtsbezirk Eibenschütz, Mähren). Von
H. L. Fischer. — Grabplatten in der Kirche des Klosters Paludi
bei Spalato. Von A. Haus er. — Kunstaltertümer in Drum. Von
R. Müller. — Der Grabstein des Caspar Riedlmair in der Stadt-
Pfarrkirche in Bruck a. d. Mur. Von F. Krauss. — Die Fresken
und die Fenster der Kirche zu Muljava. Von K. Crnologar. —
Das Kastell del Buon Conslglio zu Trient. Von A. Wözl.
Repertorium der Kunstwissenschaft. XIX. 1896. Heft 6.
Notizen über italienische Bilder in Petersburger Sammlungen.
Von F. Harck. — Das schönste deutsche Buchdruckersignet des
XV. Jahrhunderts. Von D. G. Bauch. — Der Doppelchor der
Sebalduskirche in Nürnberg. Von F. J. Schmitt.
Kataloge: Gilhofer & Ranschburg, Wien: Nr. 54:
Kunst und Kunstgewerbe.
Malerei. — Architektur. — Plastik. — Holzschnitt- und Kupfer-
stichwerke. — Kunstvolle Einbände. — Stammbücher. — Selten-
heiten aller Fächer. 1013 Nrn.
Vom Kunstmarkt.
— Zeitschriften.
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ist wie bei dem David im niederländischen Museum, so kann
auch nicht mehr der geringste Zweifel bestehen, dass wir hier
ein echtes Stück von Michelangelo vor uns haben. Wahr-
scheinlich hat er die kleine Figur zuerst in Wachs modellirt
und Benedetto da Rovezzano, der die Schöpfungen des Meisters
in Bronze gegossen hat, hat dann vor dem Guss des David
in größerer Form einen Bronzeguss nach der als Modell
dienenden Wachsfigur gemacht."
O -Aus Paris. Wegen des in diesem Jahre beabsichtigten
Abbruchs des Industriegebäudes in den Champs-Elysees wird
der „Salon" bereits am 20. April eröffnet und am 8. Juni ge-
schlossen werden. — Herr Ilomolle, der verdienstvolle Direktor
der französischen archäologischen Schule in Athen, ist auf
weitere sechs Jahre in seinem Amte bestätigt worden. —
Der Erweiterungsbau des Luxembourgmuseums ist soweit
vorgeschritten, dass die Wiedereröffnung der lange für das
Publikum verschlossenen Räume voraussichtlich zum Früh-
jahr erfolgen wird.
Hamburg. Vor kurzem ist der stolze Rathausbau um
einen monumentalen Schmuck reicher geworden. Derprächtige,
im Hofe des Gebäudes errichtete Brunnen war am 7. No-
vember v. J. von der Baukommission dem Senate vorgeführt
worden und hatte allerseits ungeteilte Bewunderung ge-
funden. Er ist nunmehr in allen Teilen fertiggestellt und
darf den schönsten Denkmälern der Stadt zugerechnet werden.
Dem Künstler, Prof. Joseph von Kramer in München, der
auch von den an der Fassade des Rathauses befindlichen
Statuen einen Teil ausgeführt hat, ist es gelungen, den
Brunnen stilistisch und in den Verhältnissen auf das glück-
lichste mit dem Gesamtbau in Einklang zu setzen und ihm
einen Fluss der Linien, eine Lebendigkeit und Anmut in den
Figuren, eine Einfachheit des Grundgedankens zu geben, die
ihn den besten neueren Schöpfungen dieser Art zur Seite
stellen. Uber dem unteren Becken erhebt sich eine mehrfach
durchbrochene, mit wasserspeienden Masken verzierte Brannen-
schale, welche sechs überlebensgroße, auf geschwungenen
Postamenten sitzende Bronzefiguren, Eigenschaften des Wassers
darstellend, umgeben. Eine zweite, aus der ersteren her-
auswachsende Schale trägt auf einem schlanken, ebenfalls
mit Wasserspeiern besetzten Postament die Hauptfigur, eine
die Heilkraft des Wassers darstellende Nymphe, die mit der
Rechten die im Wasser Segen spendende Schale erhebt, mit
der Linken einen zu ihr sich emporwindenden Drachen (den
Fiebergeist des Sumpfwassers) abwehrt. Der gesamte figür-
liche Schmuck mit dem Sockel und der großen Schale ist
aus Bronze, der übrige tektonische Teil des Brannens aus
schwedischem, polirtem Granit gebildet, der Bronzeguss von
der Gräflich Einsiedel'schen Gießerei Lauchhammer in tadel-
loser Weise ausgeführt worden. T- s-
VOM KUNSTMARKT.
Berliner Kunst - Auktion. Dienstag, den 2. Februar und
folgende Tage von 10 Uhr ab in Rudolph Leplce's Kunst-
Auktionshaus, 28/29 Kochstr., Berlin S.W. Der illustrirte
Katalog 1076 verzeichnet eine reiche Anzahl wertvoller
Antiquitäten und Kunstgegenstände bekannter Provenienz.
Es sind dies Namen wie: Excellenz Freifrau von Patow, Se.
Excellenz Herr Generallieutenant von Wedel, Herzogl. Museum
zu Gotha, ferner große bekannte, wenn auch nicht mit
Namen genannte Sammlungen und Nachlässe. In erster Reihe
hervorzuheben ist die nicht große, aber vorzüglich vertretene
Waffensammlung. Der große Kampfharnisch und der Reiter-
harnisch sind Stücke ersten Ranges, welche in Form und
subtiler Ausführung die Unübertreft'lichkeit der alten Nürn-
berger und Augsburger Plattner beweisen; kostbare Schwerter,
Helme und fast alle Variationen von Stangenwaffen, gotische,
Schweizer, Tiroler, italienische Helmbarten, Prunk-Glefen,
prächtige Trabanten-Kousen, Ranken, Kriegsgabeln, Spon-
taw etc. geben ein deutliches Bild der Bewaffnung des 15.
bis 17. Jahrh. Dekorativ reihen sich den Waffen sehr gut
die Geweihe an, unter denen sich Exemplare von monströsem
Umfange, wenigstens nach jetzigen Begriffen, befinden.
Kenner wie Laien werden in gleicher Weise gefesselt werden
durch eine kleinere Kollektion alt-persischer Teppiche, die
von wunderbarer, seltenster Farbenglut sind, deren alt-ehr-
würdige Namen von den Herstellungsorten stammen, wie
Daghestan, Mecca, Jordiz, Shirwän, Khermän, Bergama,
Persan etc. Von Sammlern und Liebhabern hochgeschätzt
sind jetzt echte Empire-Bronzen. Der Katalog führt in Ab-
bildung ein prächtiges Tafelschmuckstück mit Spiegelscheibe
auf, ein Stück ersten Ranges, mit dazugehörigem Milieu, in
Gestalt dreier Genien, auf Kugeln stehend, die einen Korb
tragen; ferner eine Kaminuhr mit großen Kandelabern von
genialer Ausführung. — Für Rechnung des Herzogl. Museums
zu Gotha kommen u. a. alt-chinesische und japanische Por-
zellane, famille-rose Teller, Eierschalenporzellan-Tassen etc.
zum Verkauf. Ein in seiner Art einzig dastehendes Stück
bringt der Katalog in Abbildung; es ist dies ein altes Blei-
relief, den Reformator Dr. Martin Luther darstellend. Eine
bedeutende, künstlerische Arbeit, die die durchgeistigten
Züge des großen Mannes vortrefflich wiedergiebt. Das Relief
stammt aus der Familie v. Wedel. Hervorzuheben wäre
unter den mehr als 750 Nummern noch das von der Hand
der Gräfin Egloft'stein gemalte Goethebildnis, außerdem gutes
altes Porzellan, Fayencen, französische Bronzen, schöne
Textilarbeiten — kurz, alle Gebiete des kunstgewerblichen und
künstlerischen Schaftens sind vertreten. Die Vorbesichtigung
zu dieser interessanten Versteigerang ist Sonntag, den
31. Januar und Montag, den 1. Februar d. J. von 10—2 Uhr
in Saal VIII und II des Rud. Lepke'schen Kunst-Auktions-
hauses gestattet. Kataloge auf Wunsch kostenfrei.
ZEITSCHRIFTEN.
Christliches Kunstblatt. 1897. Nr. 1.
Die Verhandlung der Eisenacher Kirchenkonferenz über evan-
gelischen Kirchenbau. VonFrh. V. d. Goltz. — Die Freilegung
des Münsters zu Ulm.
Mitteilungen der k. k. österr. Centrai-Kommission. 1897.
Nr. l.
Altertümer in Pola. Von Dr. R. Weißhäupl. — Neolithisclie
Ansiedlung gegenüber Siegmundskrom. Von Dr. Tappeiner. —
Das Urnenfeld auf demChlomekbeiHolohlavy. Von L.Schneider.
— Bericht über die Ausgrabungen in der Höhle Ziica jama recte
Zircovec, deutsch; Maishöhle, dann über die Funde aus dem
Fuchsloche und dem weiten Loche nächst Ködern bei Gottschee.
Von Dr. K. Moser. — Prähistorische Fundstellen in der Um-
gebung von Oslavan (Gerichtsbezirk Eibenschütz, Mähren). Von
H. L. Fischer. — Grabplatten in der Kirche des Klosters Paludi
bei Spalato. Von A. Haus er. — Kunstaltertümer in Drum. Von
R. Müller. — Der Grabstein des Caspar Riedlmair in der Stadt-
Pfarrkirche in Bruck a. d. Mur. Von F. Krauss. — Die Fresken
und die Fenster der Kirche zu Muljava. Von K. Crnologar. —
Das Kastell del Buon Conslglio zu Trient. Von A. Wözl.
Repertorium der Kunstwissenschaft. XIX. 1896. Heft 6.
Notizen über italienische Bilder in Petersburger Sammlungen.
Von F. Harck. — Das schönste deutsche Buchdruckersignet des
XV. Jahrhunderts. Von D. G. Bauch. — Der Doppelchor der
Sebalduskirche in Nürnberg. Von F. J. Schmitt.
Kataloge: Gilhofer & Ranschburg, Wien: Nr. 54:
Kunst und Kunstgewerbe.
Malerei. — Architektur. — Plastik. — Holzschnitt- und Kupfer-
stichwerke. — Kunstvolle Einbände. — Stammbücher. — Selten-
heiten aller Fächer. 1013 Nrn.