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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0037

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Ausgrabungen — Ausstellungen

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Das Heinekomitee hat übrigens mitgeteilt, daß seit längerer
Zeit Verhandlungen mit Max Klinger schweben, deren Ab-
schluß allerdings erst zu erwarten ist, wenn die Samm-
lungen ein noch günstigeres Resultat ergeben, als es heute
schon der Fall ist.

AUSGRABUNGEN
Ausgrabungen in Saqqara. Über die letztjährigen
Ausgrabungen in Saqqara ist vor kurzem ein zweiter Band
in den Publikationen des >Service des antiquites de
l'Egypte< erschienen: »Excavations at Saqqara 1906-1907
by J. E. Quibell« (Kairo, auch in Leipzig bei Karl W. Hierse-
mann). Es handelt sich hier zunächst um die Ausgrabungen
östlich von der Tetapyramide, nämlich um eine neugefun-
dene Pyramide und die Gräber der Karenen und Khennu
aus dem alten Reich. Von größerer Bedeutung aber ist
die Aufdeckung eines Koptischen Klosters, das im 5. Jahr-
hundert erbaut und später im 10. Jahrhundert restauriert
worden ist. Doch sind noch viele Bauglieder aus der
älteren Periode erhalten, namentlich zahlreiche kunstvolle
Kapitelle in reicher und verschiedenartiger Ausführung
und Bemalung, die von dem Nachwirken griechisch-
alexandrinischen Geistes in der damaligen noch hoch-
stehenden koptischen Kunst zeugen. Die etwas niedrige
Kirche, ein Versammlungssaal darüber, luftabgeschlossene
Mönchzellen, ein Tor an der Südostfront mit großen Wasser-
reservoiren zum Tränken der Tiere sind nachgewiesen und
rekonstruierbar. Die meisten Räume waren mit Malereien
geschmückt, von denen die Tafeln des Bandes »Excavations
at Saqqara« auch farbige Reproduktionen geben. Unter
anderen befindet sich in dem koptischen Kloster von Saq-
qara in der zuerst ausgegrabenen Zelle (A der Publikation)
in einer Nische von 1 Meter Höhe als wichtigstes und
eigenartigstes der Wandgemälde eine Madonna mit dem
Jesuskind, das der Erwähnung besonders wert ist. Es ist
eine trotz ihrer Steifheit in gewisser Beziehung außer-
ordentlich naturalistische Darstellung, die für diese frühe
Zeit (5. bis 6. Jahrhundert n. Chr.) sehr selten ist. Die
Jungfrau ist dargestellt, wie sie das Jesuskind nährt; dabei
quetscht sie mit dem zweiten und dritten Finger der linken
Hand die rechte Brust in so natürlicher Weise, daß der
vordere Brustteil nur wie ein Lappen erscheint. Wie es
in Afrika bei den Beduinen und Negervölkern Sitte ist, ist
auch angenommen, daß das Jesuskind recht lange die
Muttermilch genoß; es macht den Eindruckeines drei-bis
vierjährigen, kräftigen Knaben. — Die Stätte ist noch nicht
erschöpft und die Ausgrabungen werden daselbst fort-
gesetzt werden. m.

AUSSTELLUNGEN
X Der Berliner Kunstsalon von Schulte plant für den
Januar 1910 eine umfassende Anton Graff-Ausstellung,
zu der er sich der Mithilfe des Leipziger Kunsthistorikers
Dr. Julius Vogel gesichert hat, der seit langem als treff-
licher Kenner Graffs bewährt ist. Es ist bereits eine große
Zahl Graffscher Porträts aus öffentlichem und privatem
Besitz zugesagt worden. Doch werden noch weitere An-
meldungen erwartet und erbeten.

Wien. XIV. Ausstellung in der Albertina. 1909.
In der Albertina kommen seit 1. September die Neuer-
werbungen des Jahres 1908,9 zur Ausstellung. Auf die
Ausgestaltung der Handzeichnungensammlung wurde von
der Direktion das Hauptgewicht gelegt und neben manchem
bedeutenden alten Blatte kamen viele Kunstblätter der
neueren und neuesten Zeit in die Sammlung. Eine tusch-
lavierte Skizze von Rembrandt, die Reue des Judas, für
das Bild bei den Erben Martinets in Paris (1628—1629),
ist an erster Stelle zu nennen. Aus der niederländischen

Schule sind weiter Blätter von /. Ovens, die Studie zu
einem Regentenstücke, Ph. Köninck, H. Borcht und A. Dirksz
Boths hervorzuheben. Die altitalienische Kunst ist durch
einen Raffaelschüler mit einer trefflichen Aktfigur in der
Art des Francesco Penni und mehreren Zeichnungen A. Car-
mens und O. Renis vertreten.

Von Werken der älteren deutschen Kunst sind einige
anonyme Meister des 16. Jahrhunderts, darunter eine
lavierte Federzeichnung zu einer Genealogie Christi zu
erwähnen. Der Ingolstädter Melchior Feselen erscheint
mit einer Zeichnung auf dem Plan. Das wertvollste Blatt
aus der Serie der neueren Zeichnungen ist M. Schwinds
Aquarell »Amor und Psyche«; es scheint im Anschluß an
das Fresko auf Schloß Rüdigsdorf bei Altenburg (1838)
entstanden zu sein; diesem schließt sich an E. Steinles
feingezeichnete Madonna. Altwiener Künstler sind in
größerer Anzahl vorhanden; es seien nur einige genannt.
Fr. Treml, fi. Stohl mit einem Porträt des Malers K. Rah!,
/. Chr. Schoeller mit Zeichnungen für den Stich zu Bäuerles
Theaterzeichnung; letztere sind kulturhistorisch interessante
Dokumente für die Wiener Posse der dreißiger Jahre.

Jung Wien fand mit seinem umstrittensten Vorkämpfer
Q. Klimt Eingang in die Sammlung; ihm folgen A. Coß-
mann, Homolatsch, E. Simay, W. Hampel und O. Kamp-
mann. Der Belgier F. W. Brangwyn bringt eine Zeich-
nung, die von seinem souveränen Können Zeugnis ablegt.
Die englische Kunst fand in M. Bone und /. G. Hornby
mit vorzüglichen Bleistiftzeichnungen ihre würdigen Ver-
treter.

Eine eigene Gruppe bilden die Miniaturporträts, von
denen das Porträt des Wiener Gelehrten Franz Exner von
J. Teltscher vor allen genannt sei.

Von den zahlreichen Werken der graphischen Kunst
sei nur auf einen selten gut erhaltenen Teigdruck des
15. Jahrhunderts, auf eine Reihe von Holzschnitten des
15. Jahrhunderts, aus der Auktion Schreiber stammend,
und auf viele moderne und modernste Werke des Griffels
und der Holzschneidekunst hingewiesen. Ant°n Reichel.

Zorn-Ausstellung. Im Kupferstichkabinett des Mu-
seums der bildenden Künste in Budapest ist am 26. Sep-
tember eine Ausstellung von Radierungen des großen
schwedischen Meisters eröffnet worden, welche ein deut-
liches Bild von der Schaffenskunst Zorns als Radierer von
Anfang (1882) an bis in unsere Tage hinein gibt. Laut
Katalog, welchen der Vorstand des Kupferstichkabinetts,
Hofrat Dr. Gabriel von Terey, verfaßt hat, sind ,im ganzen
134 Originalblätter zu sehen, von welchen 88 Stück das
Eigentum des Museums bilden, wogegen 8 Blätter durch
den bekannten Zorn-Sammler Thorsten Laurin, 36 durch
die Kunsthandlung Bukowski, gleichfalls in Stockholm, ge-
liehen wurden, zwei Stück entstammen der Kollektion des
Dr. Paul Majowsky in Budapest. Die Blätter sind in chrono-
logischer Reihenfolge nach Loys Delteils Katalog (Paris
19°9) geordnet. Eine Anzahl der Blätter im ersten Etat
— alle im Besitze des Museums — zählt zu den größten
Raritäten, so z. B. »Der Fischer« (D. 53), »Paul Verlaine*
(D. 92), »Junges Mädchen aus Mora am Fenster« (D. 123),
das nur in 8—10 Abzügen bekannt ist; »Das lachende
Modell« (D. 134) in Vernis-mou-Technik ist sowohl im
ersten als auch im zweiten Etat ausgestellt. Ein weiteres
sehr seltenes Blatt ist der im Jahre 1885 verfertigte so-
genannte »Juge de Siebenburgen«, bekannt auch unter dem
Namen »Le Bourreau de Transylvanie ou le Tzigane hon-
grois fumant«, das nur in 10—12 Abdrücken existiert. So-
wohl Fortunat v. Schubert-Soldern als auch Loys Delteil,
welche sich mit dem radierten Oeuvre des Zorn eingehend
befaßt haben, bemerkten nicht, daß auf dem oberen Teile
des Blattes folgende, allerdings mit dem bloßen Auge nicht
 
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