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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0118

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Wettbewerbe — Denkmalpflege — Ausstellungen

220

schiedene große Verdienste. Vor allem hat er in den
neu zur Galerie genommenen südöstlichen Räumen des
Erdgeschosses die Gemälde des 18. Jahrhunderts, sowie
die Miniaturen ganz neu aufgestellt, dann auch die übrigen
älteren Gemälde in den alten Räumen nach dekorativen
Gesichtspunkten weit besser gehängt als dies vorher der
Fall war. Ferner wurden nach" und nach 305 Gemälde
an andere öffentliche Gebäude in Dresden, Plauen, Grimma,
Freiberg, Frankenberg usw. abgegeben. Hierdurch wurde
es möglich, wenigstens die moderne Abteilung so aufzu-
stellen, daß das künstlerische Empfinden bei weitem nicht
mehr so stark durch die Überfüllung der Wände beleidigt
wird. Auch die ältere Abteilung der Galerie in gleicher
Weise zu entlasten war Woermann nicht möglich, weil
der Staat bisher die Mittel zu einem Neubau für die moderne
Abteilung und zu einer Neudekoration mit teilweisem
Neubau des alten Museumsgebäudes nicht bewilligen
könnte. — Nach allem darf man sagen, daß Woer-
mann seine Aufgaben als Galeriedirektor in ausgezeich-
neter Weise gelöst und sich bedeutende bleibende Ver-
dienste um die Dresdner Galerie erworben hat. — Zu seinem
Nachfolger ist Dr. Hans Posse, Direktorialassistent am
Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, ernannt worden. Der
neue Direktor ist ein geborener Dresdner, Sohn des Direktors
des Kgl. sächsischen Hauptstaatsarchivs und gegenwärtig
31 Jahre alt. Als Kunsthistoriker ist er vorzugsweise
Schüler des verstorbenen ausgezeichneten Kunsthistorikers
Wickhoff in Wien, seine Schulung als Museumsbeamter
verdankte er Bode, unter dem er sieben Jahre am Berliner
Museum tätig gewesen ist. Außerdem hat er zwei Stu-
dienjahre in Italien verbracht und hat größere Studienreisen
nach Frankreich, England und den Niederlanden unter-
nommen. Man kann demnach sagen, daß er in jeder Be-
ziehung die beste Ausbildung für seine künftige Stellung
genossen hat. Seine wissenschaftlichen Arbeiten kamen
zunächst dem Kaiser-Friedrich-Museum zugute. Er ver-
faßte das Gemäldeverzeichnis des Museums für die Auf-
lagen von 1904 und 1906 und neuerdings das umfassende
Katalogwerk über das gleiche Museum, dessen erster Teil
im Verlag von Julius Bard in Berlin soeben erschienen und
der sich — abgesehen von seiner vorzüglichen typographi-
schen Ausstattung — dadurch auszeichnet, daß er von sämt-
lichen Gemälden des Museums klare, scharfe Abbildungen
enthält und daß die Beschreibungen sich deshalb auf die
Darlegung der farbigen Wirkung der Gemälde beschränken
konnten. Diese Aufgabe, die hier für alte Gemälde zum
ersten Male auftrat, hat Posse mit großem Geschick und
Verständnis gelöst. Ferner stammt von Posse in dem
großen Galeriewerke der Berliner kgl. Museen von 1907
der Abschnitt über die italienische Malerei des 17. und 18.
Jahrhunderts. Eine weitere Arbeit Posses über die italie-
nische Malerei des Barockstils ist unter der Presse, außer-
dem schreibt er an einem Werk über Poussin und seine
Zeit. In der Dresdner Galerie wird der neue Direktor Ge-
legenheit finden, seine Erfahrungen in ausgedehntem
Maße zu betätigen, jene Aufgaben zu lösen, die Woer-
mann vorbereitet hat, aber nicht lösen konnte, weil der
Staat in den letzten Jahren die Mittel für Neuerungen im
Museumswesen nicht aufwenden konnte. Vor allem wird
er die moderne Galerie einzurichten haben, für die wohl
der nächste Landtag die Mittel bewilligen wird. Außerdem
wird er die alte Sammlung auf Qualität hin zu säubern
und demgemäß neu anzuordnen haben, eine Aufgabe, für
welche die Berliner Schulung ihm von ganz besonderem
Nutzen sein wird. So dürfen wir der neuen Leitung der
Dresdner Galerie mit vollem Vertrauen entgegengehen. ^
f- In der schweizerischen (eidgenössischen) Kunst-
kommission, die der schweizerische Bundesrat zu erneuern

hat, wurden die zurücktretenden Mitglieder Architekt Paul
Bouvier in Neuenburg, Emil Bonjour in Lausanne und
Maler J. C. Kaufmann in Luzern ersetzt durch: Maler Wil-
liam Röthlisberger in Neuenburg, Bildhauer Raphael
Lugeon in Lausanne und Theodor Vollmar, Professor
an der Kunstschule in Bern.

Leipzig. Dr. Johannes Schinnerer, der bisher schon
im Buchgewerbemuseum, namentlich mit der Ausarbeitung
der Sachkataloge und der Ordnung der Sammlungen be-
schäftigt war, ist am 1. Januar 1910 die Stelle als Mu-
seumsdirektor des Deutschen Buchgewerbevereins
übertragen worden.

Franz von Defregger, der soeben aus dem Staats-
dienst schied, erhielt vom Prinzregenten von Bayern die
große goldene Luitpold-Medaille verliehen.

WETTBEWERBE

Im Wettbewerb, der für Vorentwürfe für den Neu-
bau der Kölner Kunstgewerbe- und Handwerker-
schule ausgeschrieben war, ist jetzt die Entscheidung er-
folgt. Den ersten Preis von 6500 M. erhielt unter 77 Ent-
würfen Architekt Franz Brantzky-Köln, den zweiten von
5000 M. Peter Recht, Paul Bachmann und Carl Colombo,
gleichfalls in Köln, den dritten von 3500 M. die Frank-
furter Architekten C. F. W. Leonhardt und Karl Schmidt.

Im Wettbewerb für das Parkhaus in Bremen ist
ein erster Preis nicht verliehen worden, dagegen zwei
zweite Preise von 3000 M. an die Architekten Fritsche und
R. Jacobs, ein dritter von 1500 M. an D. Luley.

DENKMALPFLEGE
f- Das ob Sitten, der Hauptstadt des Wallis, höchst
malerisch gelegene, kunstgeschichtlich und historisch be-
deutsame Schloß Valeria wird mit einem Kostenaufwand
von 100000 Kronen gründlich restauriert werden. Die
Hälfte zahlt die Eidgenossenschaft.

AUSSTELLUNGEN
X Berlin. Nun hat endlich die Hypertrophie des Ber-
liner Kunstgetriebes ihren adäquaten Ausdruck gefunden:
der Beginn des neuen Jahres hat der Hauptstadt ein rich-
tiges Musterwarenhaus geschenkt, das in seiner Anlage
und in seiner inneren Organisation durchaus den Riesen-
kunsthäusern anderen Charakters entspricht, die seit Jahr
und Tag unser Geschäftsleben immer mehr beherrschen.
Auch in dem guten Geschmack und in dem großen Stil der
ganzen »Aufmachung«, in der Umsicht der Leitung und
in der Qualität des Angebots. Die Firma Keller & Reiner,
die vor zwölf Jahren ihr Unternehmen als den ersten Ber-
liner Stapelplatz des modernen Kunstgewerbes eröffnete,
hat jetzt als erste auch diesen weiteren Schritt getan. Ihr
neues Gebäude in der Potsdamerstraße, wenige Schritte
von dem früheren Geschäftslokal entfernt, hat nicht seines-
gleichen. Auch das »Hohenzollern-Kunstgewerbehaus«,
das sich vorläufig noch mit zwei Riesenetagen eines großen
Mietshauses in der Leipzigerstraße begnügt — vielleicht
haben wir hier eine ähnliche Entwicklung zu gewärtigen —,
kann sich damit quantitativ nicht messen. Ein »neues
Gebäude« ist es übrigens streng genommen nicht, sondern
nur der Umbau eines der geräumigen, vornehmen Miets-
wohnhäuser, die zu Beginn der achtziger Jahre in der Nähe
der Potsdamer Brücke entstanden. Ein Umbau freilich, der
vom Keller bis zum Dach reichte, und den einige Anbauten
ergänzten. Ein ganzer Stab von Künstlern war dabei be-
teiligt. Vor allem Bruno Schmitz, der die Fassade und die
Eingangsräume vornahm. Aus der Fassade war nicht viel
zu machen; um so mehr mit den Repräsentationsräumen,
die den Besucher empfangen. Und hier ist tatsächlich
 
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