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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0191

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Vereine

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zu bringenden Kunstwerken zu spüren ist. Es sind
zwei solche kirchenartige Räume, in romanischem und
gotischem Stile geplant für die größeren Bildwerke und
Qemälde der entsprechenden Zeiten. Ein Untergeschoß
in Art einer Krypta wird die Sammlungen germanischer
Kunst bis zur Völkerwanderungszeit aufnehmen. Die
übrigen Räume des Erdgeschosses sind vorläufig für die
Gipsabgüsse bestimmt, um bei Erweiterung der Samm-
lungen zur Aufnahme von Originalen hergerichtet zu werden.
Das Obergeschoß enthält Kabinette mit einem kombinierten
Seitenoberlicht für die Sammlung altniederländischer und
deutscher Malerei und Räume zur Aufnahme der Bildwerke
der Renaissance, endlich einen großen Barocksaal und eine
Rokokogalerie.

Die Pläne für das Vorderasiatische Museum sind noch
nicht weiter gefördert worden, da zunächst nur der Bau
des Deutschen und des Pergamon- Museums in Angriff
genommen wird. Große Schwierigkeiten bereitet der sehr
sumpfige Boden der Museumsinsel, der ganz besondere
Vorkehrungen bei den Unterbauten, die auf einem dichten
Rost von Pfählen stehen müssen, notwendig macht. Je-
doch sind die Arbeiten am Pergamon-Museum nach langen
Vorbereitungen nun im Gange, und es ist zu hoffen, daß
die schönen Pläne Messels eine glückliche Verwirklichung
finden werden. a.

® Das Berliner Kaiser-Friedrich-Museum erwarb
ein schönes und charakteristisches Tafelbild des »Meisters
der Virgo inter virgines«, darstellend die Anbetung der
Könige. Friedländer veröffentlicht das Bild im Jahrbuch
der Königl. preuß. Kunstsammlungen (XXXI, Heft 2) und
gibt gleichzeitig ein Verzeichnis der 15 bisher bekannt ge-
wordenen Werke des Meisters, der seinen Namen nach
der Maria mit dem Kinde im Kreise von vier heiligen
Frauen im Amsterdamer Rijksmuseum erhalten hat. Der
Meister gehört der holländischen Schule an und ist stili-
stisch etwa als Vorgänger Engelbrechtsens anzusehen.
Einen Anhalt für die zeitliche und örtliche Einordnung
geben den Gemälden verwandte Buchholzschnitte, die auf
Delft oder Gouda hinweisen und den Stil des Meisters in
den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts bereits ausge-
bildet zeigen.

o Köln. Das Wallraf-Richartz-Museum hat ein Stilleben
von Karl Schuck, tote Ente und Zinnkessel, zum Geschenk
erhalten. Von dem Ankauf des Slevogtschen »Kürassiers«,
einer im vorigen Jahre entstandenen sehr magistralen
Schöpfung, ist bereits aus München berichtet worden.
Vielleicht die wichtigste Erwerbung der letzten Jahre, neben
Max Liebermanns »Judengasse«, ist das Bildnis eines jungen
Mannes von Vincent van Gogh. Dasselbe Modell kennt
man aus dem Gemälde im Folkwang zu Hagen. Blau und
ein köstliches malachitartiges Grün, das augenscheinlich
mit jedem Jahre schöner werden wird, sind die Haupt-
farben. Wie so oft bei van Gogh, stößt man sich wohl
anfänglich an dem unvermittelten Nebeneinander von
Kontur — besonders in der Zeichnung der Nasenpartie —
und von malerischer Durchbildung. Bis man gerade in
den wundervollen rhythmisch durchbrausten Schwingungen
der dunklen Konturlinien, die wie Bleifassungen die un-
gebrochenen Farben alter Glasgemälde einrahmen, das
Wesentlichste dieser revolutionären Kunst erkennt. Die
Empfindung der an den »alten Meistern« geschulten Kunst-
genießer wird sich immer gegen van Gogh sträuben —
und wird immer widerwillig dem Ungestüm seines künst-
lerischen Wollens erliegen. — Das Bild stammt aus dem
Pariser Kunsthandel.

Die Säle der kölnischen und altniederländischen Meister
werden zurzeit einer gründlichen Modernisierung unter-

zogen. An der Stelle der »Madonna mit der Wickenblüte«
soll fortan Stephan Lochners »Madonna im Rosenhag«
prangen.

o Düsseldorf. Die Kunsthalle ist um die Bronzebüste
eines Mädchens von Bernhard Hoetger (Paris) bereichert
worden. Die Künstlervereinigung »Niederrhein« hat sie
der Stadt zum Geschenk gemacht.

o Krefeld. Die schon längst geplante Erweiterung
des Kaiser-Wilhelm-Museums ist jetzt endgültig von
den Stadtverordneten beschlossen worden. An den jetzigen
Bau sollen sich an der Westseite zwei Flügel anschließen,
die nur wenig über die jetzige Süd- und Nordfront hervor-
treten. Das Treppenhaus mit dem Standbild Kaiser Wil-
helms I., dessen Ausdehnung bisher in keinem rechten
Verhältnis zu den Museumsräumen stand, bleibt erhalten.
Die Gemäldesammlung wird künftig in acht Sälen unter-
gebracht werden können. Ausreichender Raum wird ferner-
hin für die japanisch-chinesische Sammlung und die von
Direktor Deneken so sorgfältig angelegte Abteilung nieder-
rheinischer Bauernkunst geschaffen werden. Der nutzbare
Raum des Museums wächst durch diesen Anbau fast um
das Doppelte.

VEREINE

Die im Sommer 1909 gelegentlich eines Vertretertages
in Wiesbaden beschlossene Gründung eines »Verbandes
deutscher Kunstvereine« ist nunmehr endgültig erfolgt.
Die Eintragung ins Vereinsregister ist bereits geschehen.
Zweck des Verbandes ist in erster Linie die korporative
Vertretung der gemeinsamen Interessen der deutschen
Kunstvereine, insbesondere Propaganda für die Bestrebungen
der Kunstvereine in größerem Maßstab, Festlegung ein-
heitlicher Ausstellungsbestimmungen, Pflege der Be-
ziehungen zu den staatlichen und städtischen Behörden,
sowie den größeren Künstlervereinigungen, Veranstaltung
hervorragender Wanderausstellungen, Herausgabe einer
Statistik über das Wirken der deutschen Kunstvereine usw.
Dem Verband gehören als Gründungsmitglieder an: die
Kunstvereine in Barmen, Dresden, Hamburg, Hannover,
Karlsruhe, Kassel, Köln, Leipzig, Mannheim, München,
Stuttgart und Wiesbaden. Vorort ist München. Erster
Vorsitzender des Verbandes ist der Präsident des Kunst-
vereins München, Direktor Karl Loen, zweiter Vorsitzender
der Leiter des Kunstvereins München, Erwin Pixis, in
dessen Händen zugleich die Führung sämtlicher Verbands-
geschäfte liegt, Schriftführer Museumsdirektor Dr. R. Reiche-
Barmen. In den Ausschuß wurden ferner gewählt: Ober-
amtmann Dr. Eckhart-b\&rm\\t\m, Maler O. Segisser-Stutt-
gart, Maler Professor Richard Stier-Stuttgart. Die erste
ordentliche Mitgliederversammlung des Verbandes findet
Mitte Mai in München statt.

® In Breslau ist ein Museumsverein gegründet wor-
den, der es sich zur Aufgabe macht, durch regelmäßige
Ankäufe zur Bereicherung der öffentlichen Kunstsamm-
lungen, in erster Reihe des Museums der bildenden Künste,
beizutragen. Die Zahl von 100 Mitgliedern mit einem
Jahresbeiträge von je 100 Mark dürfte bald erreicht sein.
Hiermit hofft der Verein eine wirksame Tätigkeit entfalten
zu können.

Der Frankfurter Kunstverein versendet seinen Bericht
über das Geschäftsjahr 1909. Er hat sich u. a. einem Unter-
nehmen zugewendet, das in der Pflege der lokalen Kunst-
geschichte von vorbildlicher Bedeutung werden dürfte. Ein
Komitee, das Mitglieder der Stadtverwaltung, Leiter der
öffentlichen Kunstsammlungen, die Vertreter der Kunst-
korporationen, Künstler und insbesondere bedeutende
 
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