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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0260

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503

Ausstellungen

504

Mauerwerk durchbohren, um hineinzukommen. Ein kurzer
abwärts sich senkender Weg führte in einen luftigeren Gang
von ungefähr 13 Meter Länge, in dessen Mitte sich eine
kreuzförmige Halle C/X6 Meter abzweigte. Hier stand ein
Sarkophag aus rotem Granit, den man als den ältesten
bekannten Granitsarkophag ansehen darf, da er mindestens
ein halbes Jahrhundert vor dem der großen Pyramide ge-
schnitten ist. Die Arbeit in dieser großen Grabkammer
ist ganz gewaltig. Die Steinbalken des Daches sind 5%
Meter lang, über 2V2 Meter hoch und über 1 Meter breit;
jeder wiegt ungefähr 40 Tonnen. Die Grabkammer selbst
ist 5 Meter hoch und zweifellos schöner als irgend ein be-
kanntes Privatgrab, ja sie übertrifft sogar viele der Pyra-
midengräber. Der Sarkophag ist durch Grabräuber ge-
öffnet worden, die den leichtesten Weg einzubrechen
kannten, da sie wahrscheinlich zu den Bauarbeitern gehört
hatten. Doch liegen die Überreste des vornehmen, darin
bestatteten Mannes noch dort. Das Fleisch war von den
Knochen abgelöst und die Knochen selbst jeder in Leinen-
binden gewickelt, bevor sie in Ordnung in den Sarkophag
niedergelegt waren. Auch ein anderes großes Grab, das
mit den eingelegten Skulpturen, wurde untersucht und er-
wies sich als von einem bisher unbekannten Typus. Hier
war eine 9X4V2 Meter tiefe Grube in den Felsen einge-
schnitten worden, ungefähr ein Drittel wurde mit Schutt
ausgefüllt und darüber die Steinkammer erbaut. Über alles
dies wurden große Steinblöcke aufgetürmt und eine oberste
Lage aus Nilschlamm daraufgesetzt. Dieser Nilschlamm
war viel schwieriger zu durchbohren als der Kalkstein.
Seine außerordentliche Trockenheit und der in ihm ent-
haltene Kiesel ruinierten alle Werkzeuge. Diese Grab-
kammer ist niemals aufgebrochen worden; nichtsdesto-
weniger war der Holzsarg erbrochen und der Körper aus-
geplündert und zwar wahrscheinlich durch den letzten
Arbeiter, der den Eingang zu verschließen gehabt hat. —
Eine große Grabanlage im Westen scheint niemals in Ge-
brauch genommen worden zu sein. Man hatte Schaftgräber
bis zu einer Tiefe von ungefähr 13 Meter ausgegraben,
und massive Verschlußplatten auf Blöcken standen bereit,
um über die Grabkammertüren gelegt zu werden. Aber
man hat sie niemals hinuntergelassen und so scheint es,
daß der königliche Hof nach dem Tode des Pharaos Sne-
fru Meydum verlassen hat. — Bei der Pyramide wurde ein
langer Zugang, der von Erbauern aus rätselhaften Gründen
unter Schutt begraben worden war, aufgefunden. Die
östliche Seite der Pyramide wurde zum Teil bloßgelegt,
um einen Tunnel darunterzulegen, damit die Konstruktion
untersucht werden könne. Bei dieser Gelegenheit fand
man zahlreiche Blöcke mit Steinmetzzeichen. Da diese die
Monate der in den Steinbrüchen möglichen Tätigkeit, die
sich über ein halbes Jahr ausdehnte, angeben, und da die
Zeit der Steinbrucharbeit von der Nilüberschwemmung
durchaus abhängig ist, so konnte man auf diese Weise
die wechselnden Monate des ägyptischen Kalenders in
ihrem Verhältnis zu den Jahreszeiten während der Periode
der Erbauung der Pyramide erkennen. Auf diese Weise
ist die Regierung des Pharaos Snefru entweder auf 3200
oder sogar auf 4700 v. Chr. zu setzen. Das beweist, daß
der Zwischenraum zwischen der 3. bis zu der 12. Dynastie
den von Manetho angegebenen Zeiträumen entspricht.
Wenn wir nun Manetho für die Zeiträume nach der
12. Dynastie glauben, wie wir es für die Zeit vorher tun,
gelangen wir auf das Datum 4700 v. Chr. Weisen wir
ihn zurück — und zwar einseitig für die Zeit nach der
!2. Dynastie — so kommen wir auf das Datum 3200 v. Chr.
Aber die Verwitterungsspuren, die auf dem Stein viele
Zentimeter als weggenommen zeigen, sprechen ebenfalls
für das frühere Datum.

Zu Memphis, wo jetzt nach langen Vorarbeiten die
Verträge zustande gekommen sind, die eine ergiebige
Arbeit auf dem weiten Grunde ermöglichen, wurde in der
letzten Saison hauptsächlich herumexperimentiert. Die
Zerstörung durch die Erbauer von Kairo war noch viel
extensiver, als man bis jetzt angenommen hatte. Eine
vollständige Aufklärung des Gebietes scheitert an den
gewaltigen Kosten und so will man eine extensive Schacht-
grubenarbeit in dem ganzen Terrain vornehmen. Die Tiefe
der Schichten ist aber nicht so bedeutend, wie man geglaubt
hat. Es werden wohl nicht mehr als ungefähr 3*/2 Meter
Grund wegzunehmen sein, bis man auf die frühesten Dynastien
kommt. Flinders Petrie hat eine ingeniöse Art gefunden,
um diese Versuchsschächte leicht herzustellen. — Im Tempel-
gebiet selbst hat man die Überreste einer großen Kapelle
gefunden, die Amenothep III. aus Quarzblöcken hat er-
bauen lassen. Zwei Blöcke mit Figuren des Königs und
einer Göttin wurden geborgen. Auch ein vollständig
erhaltener Porträtkopf des Königs Amasis und zwei Granit-
trommeln von Säulen Rhamses II. wurden weggebracht.
An der Stätte, wo der Palast stand, der im letzten Jahre
ausgegraben worden ist, zeigte sich, daß die Tiefe der
Fundamente eine ganz enorme war. Der große Hof des
Pharao Apries, der ungefähr 14 Meter hoch war, reicht
ebenso tief unter das Pflaster hinunter. Hier fand man
auch merkwürdige Fragmente, die aus einem persischen
Amtsbureau herrühren, namentlich aramäische Aufschriften,
die zu aus Syrien gekommenen >Paketen« gehörten, und
einige Dutzend Siegel. Diese waren hauptsächlich persisch
und ägyptisch. Auf einem Siegel ist die Allianz zwischen
einem Schwarzen-Meer-König und den Hettitern dargestellt;
sie rührt zweifellos von einem aus dem Norden gekommenen
und mit dem königlichen Siegel versehenen Paket her. —
Andere interessante Funde bestehen aus einem gut er-
haltenen persischen Stahlschwert, einer massiven Bronze-
verzierung einer Zederholztür mit dem langen Titel Psamme-
tichs I., einer Anzahl Horusfiguren usw. — Bei der Unter-
suchung der Töpferöfen für glasierte Ware konnte man
einen vollständigen Überblick über die in den Zeiten des
Augustus fabrizierte Tonware erlangen. Aus den ver-
brannten Häusern wurden zahlreiche Bronzen, Glasfluß,
Töpfereiarbeiten und Figuren gefunden, die, je nach ihrer
Zusammengehörigkeit, die Datierung ermöglichen. Die
Hauptresultate der so verschiedenartigen Arbeit in der letzten
Campagne der British-School of Archaeology sind demnach,
daß sie auf die Geschichte der Architektur und das Sepulkral-
system der ältesten Zeit neues Licht werfen und daß die
Üntersuchung des großen ägyptischen Zentraltempels von
Memphis nunmehr angebahnt ist. m.

AUSSTELLUNGEN

Eine höchst bemerkenswerte Unternehmung hat die
rührige Leitung des Kaiser-Wilhelm-Museums in Kre-
feld wieder ins Werk gesetzt: eine Verkaufsausstellung
deutscher Künstler von Rang mit dem Grundsatze, daß
kein Bild mehr als 900 Mark kosten darf, daß Untergebote
nicht entgegengenommen werden, und daß sämtliche Preise
im Katalog vermerkt sind. Diese Ausstellung ist schon die
zweite ihrer Art, die erste hat großen Erfolg gehabt.
Möge dies Beispiel recht viel Nachahmung finden!

Frankfurt. In den Ausstellungsräumen des Kupfer-
stichkabinetts im Städelschen Kunstinstitut wurde am l.Juni
eine Ausstellung von Originalzeichnungen der fran-
zösischen Meister des 18. Jahrhunderts eröffnet.

Die Ausstellung von Kinderporträts in »Arti et
Amicitiae« zu Amsterdam. Bei Gelegenheit des ersten
Besuches von Prinzessin Juliana in der Reichshauptstadt
 
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