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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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537

Ausstellungen

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soll vorgeführt werden. Es sind der Anzahl nach nicht
viele, aber besonders hervorragende Arbeiten ausgewählt
worden die einen interessanten Überblick über den Stand
dieser wichtigen Abteilung der modernen Kunstbewegung
bieten dürften.

Weimar. Eine Weimarische Jubiläums - Ausstellung
veranstaltet die Kunstschule, jetzt Hochschule für die bil-
denden Künste, deren Rückblick recht lehrreich ist, insofern
er die Wahrheit lehrt, daß in der neueren Malerei ein
innerer Zusammenhang herrschte und noch herrscht, der
die auseinandergehenden Linien und Erkenntnisse auf
breiter Grundlage übersehen läßt. Für die Bedeutung
Weimars als Kunststadt sind die Namen und Werke von
Künstlern entscheidend, die als Meister, als Lehrer oder
Schüler an der Kunstschule gewirkt haben. Es sind nicht
wenige! Man denke an Arnold Böcklin, an Lenbach, an
v. Gleichen-Ruß wurm, an Max Liebermann; von den älteren
an den Tiermaler Brendel, den Landschafter Buchholz, an
den älteren Grafen Kalckreuth; von den Lebenden an Begas,
Graf Leopold von Kalckreuth, und an die jetzigen Lehrer:
Olde, Thedy, Ludwig von Hofmann, Melchers, Mackensen,
Hagen, Smith, Förster und Rasch. Diese Namen bedeuten
ein Programm. Sie zeigen, daß man in Weimar von ein-
seitigen Richtungen und Moden sich fernzuhalten wußte,
daß, ohne kliquenhafte Sonderbestrebungen, ohne Hyper-
modernismus, ein frischbewegtes künstlerisches Leben dort
unter dem Lehrsystem der freien Wahl des Meisters von
Seiten der Schüler möglich war und noch immer möglich
ist. Das unterscheidet die Weimar-Schule von den meisten
anderen akademischen Lehranstalten. Zweifellos hat der
Individualismus, den dieses Lehrsystem begünstigte, nicht
ausnahmslos gute Früchte gezeitigt. Aber die Mehrzahl
ist beachtenswert und mehr noch: die historische Distanz
zu Lenbach und Böcklin wird hier deutlicher! Des ersteren
kleines herrliches Bild, mit seiner Frau im Sommer oder
Frühherbst abendlich wandelnd, entstammt noch der Jugend-
zeit, der letzten Ausläuferperiode der Romantik. Und noch
früher der weibliche Kopf (Nr. 13), der übrigens in seiner
Leerheit und Unschönheit geradezu »talentlos« wirkt. Dann
das »Schweigen im Walde« und noch einige kleine Land-
schaften; dazu ein wunderliches Bild, das Böcklin angeb-
lich unter Mitwirkung von Lenbach und Begas gemalt
haben soll (»Der Teufel in der Waldschmiede«). Und
Lenbach! Was er einst konnte, und was er hernach nicht
mehr, oder doch nur noch ganz selten machte oder zu
machen für nötig hielt, das zeigen diese verschiedenen,
aus den ersten wie aus späteren Jahren entstammenden
Werke! Im Porträt das schöne einer Dame im hellen
Kleide, unsigniert, von entzückender Lieblichkeit, vornehm
und leicht; weniger distinguiert das andere Bildnis einer
Dame, wogegen das Döllinger - Bild, das dem Weima-
rischen Museum am Karlsplatz zu eigen ist, zum Höchsten
und Rührendsten gehört, das Lenbach überhaupt ge-
schaffen. Weimar kann stolz auf solchen Besitz sein. Und
dann die kleinen Studien und Bilder aus der Zeit, da Len-
bach seinen berühmten »Schlafenden Hirtenknaben« malte.
Wie er damals sah, wie er den Erscheinungen nachging,
bis er sie ganz und gar hatte, dieses Niederknieen und
Durcharbeiten, dabei frisch und stark wie am ersten Tage:
»Italiener« (mit roter Weste), »Der Mann mit dem Dudel-
sack«, die Kapelle, Tür, Bauernhof und der prächtige, echte
»Esel« — diese Arbeiten ziehe ich manchem späteren noch
so virtuosen Porträt Lenbachs vor.

Max Liebermann ist gut, doch nicht so gut vertreten,
wie in diesem Jahre in Darmstadt und Hamburg. Vom
Freiherrn von Gleichen-Rußwurm sind im Fürstenhause
mehrere ältere Arbeiten und gleichzeitig im Karlsplatz-

Museum eine Kollektion seiner neueren, kurz vor dem
Tode entstandenen landschaftlichen Studien ausgestellt, die
ihn als einen Vorläufer und Pfadfinder der neueren Slim-
mungslandschaft mit Lichtbrechungen, ohne eigentlichen
Bildcharakter, zeigen, freilich auch mit den Unzulänglich-
keiten und Schwankungen einer Pfadfinderzeit. Olde ist
gut vertreten. Thedy ist ein Meister, der allen Meistern
nachempfinden kann, ohne langweilig oder äußerlich zu
sein. Man vergleiche die Bilder Nr. 235 (Porträt in alt-
deutscher Tracht), dann das des Hofmalers Arnold (len-
bachisch), das holländische Interieur und das Stilleben mit
den Äpfeln — es ist altmeisterlich und bleibt doch immer
Thedy.

Fr. v. Schennis ist auch einer von den Vergangenen,
die einst viel versprachen, aber schließlich zu Ende malten,
ehe sie starben. Es ist immer noch ein starkes Sehnen
in den alten Gärten und Marmortrümmern, die Schennis
einst malte. Antik und ein wenig Rokoko!

Die Brendehchtn Werke wären einer entwicklungs-
geschichtlichen Würdigung wert, die aber an dieser Stelle
zu weit führen würde. Auch die Landschaften von Buch-
holz und Hof/mann von Fallersleben (z. B. die Wiese mit
Wassertümpel, Der Dorfteich, Aus Belvedere; Die Scho-
nung, sehr tonig und fein, von Hoffmann von Fallersleben)
sind hochinteressante Beispiele vertieften Studiums der Natur
mit dem Willen zum Bilde. Dieser Wille zum Bilde
war einst stärker entwickelt als heute und gestern.

Von den Heutigen, den Lebenden braucht man bei
dieser Ausstellung deshalb weniger zu sagen, weil sie nur
die letzten Ausläufer (historisch betrachtet) der modernen

Entwicklung darstellen. Wilhelm Schölermann.

o Hagen. Im Museum Folkwang findet augenblicklich
eine außerordentlich reichhaltige Ausstellung von Schüler-
arbeiten der Züricher Kunstgewerbeschule statt.

o Düsseldorf. Auf der Sonderbundausstellung, die
am 16. Juli im städtischen Kunstpalast eröffnet wurde, be-
findet sich eine große soeben fertiggestellte Komposition
Max Liebermanns, »Simson undDelila«, gänzlich abweichend
von der bekannten, soeben vom Staedelschen Institut in
Frankfurt erworbenen früheren Fassung des Vorwurfs.

Die graphische Ausstellung in Leipzig, auf die
vor kurzem hingewiesen wurde, wird vom 21. Oktober bis
4. Dezember d. J. im Deutschen Buchgewerbemuseum statt-
finden. Als Termin für Anmeldung und Einlieferung ist
der 10. Oktober festgesetzt. Über die eingelieferten Kunst-
werke wird eine Jury entscheiden, die sich zusammensetzt
aus den Herren Max Klinger, Leopold Graf von Kalckreuth,
Max Slevogt, Hans von Volkmann, Max Seliger, Bruno
Heroux, O. R. Bossert, A. Leistner, Dr. Schinnerer. Zur
Ausstellung zugelassen werden graphische Originalwerke
jeder Art sowie Zeichnungen von Künstlern des deutschen
Sprachgebiets ohne Rücksicht auf Zugehörigkeit zu einer
Korporation. Es sind Maßnahmen getroffen worden, um
eine bestimmte Summe als Ankaufsfond zusammenzubringen.
Wie vor einigen Jahren die erste graphische Ausstellung
des Deutschen Künstlerbundes, die im Deutschen Buch-
gewerbemuseum stattfand, soll auch für diese Ausstellung
den Gepflogenheiten des Deutschen Buchgewerbevereins
entsprechend, der Eintritt vollkommen frei sein. Auskunft
jeder Art erteilt die Direktion des Deutschen Buchgewerbe-
museums in Leipzig.

Sperl-Ausstellungen. Am 3. November d. J. wird
Johann Sperl sein 70. Lebensjahr vollenden. Freunde und
Verehrer seiner Kunst haben sich zusammengefunden, aus
Anlaß seines Ehrentages das Wesentliche seines Lebens-
werkes vorzuführen. Geplant ist eine Ausstellung von ca.
 
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