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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0278

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Sammlungen

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60 Werken Sperls, die bereits im September im Kunstsalon
von Paul Cassirer und später in Frankfurt a. M. und in
München gezeigt werden wird.

Ausstellung französischer Kunst bei Kleykamp
im Haag. Bei der Firma Kleykamp im Haag ist augen-
blicklich eine kleine Ausstellung moderner französischer
Kunst zu sehen, die manches Interessante bietet; es ist
keine große, wohl aber gefällige und ansprechende Kunst;
die Modernität hält sich in gemessenen Grenzen; von
einem Einfluß von Cezanne oder etwa Matisse usw. ist
bei diesen Künstlern noch nichts zu merken; wohl macht
sich bei einem, bei dein Landschafter Gustave Loiseau (geb.
in Paris 1865) der Einfluß Sisleys geltend; sein bereiftes
Feld mit dem rötlich-blauen Schimmer in der Luft gibt
die kalte Winterstimmung in der Art dieses Meisters sehr
gut wieder. — Am kräftigsten und ursprünglichsten sind
die Seestücke von Maxime Maufra (geb. in Nantes 1861);
besonders seine Ansicht des Hafens von Palais auf der
Insel Belle-Isle mit dem blauen wogenden Meer, auf dem
einige Fischerboote tanzen, ist durch die Luftperspektive
und die Lichtmalerei, sowie die frische Auffassung sehr
anziehend. Ein anderer See- oder Küstenmaler, Le-Gout-
Ge'rard (geb. in Saint-Lo 1856) erscheint neben Maufra
etwas glatt und flach; sein bretonischer Markt mit dem
bunten Gewimmel der Bäuerinnen in ihrer farbenfrohen
Tracht ist zwar ganz geschickt gemacht, streift aber zu
sehr an eine farbige Illustration; dies gilt auch von seiner
Abendlandschaft an der Bretonischen Küste, wo an dem
dunkeln Himmel über dem stillen Hafen mit seiner unbe-
weglichen Schifferflotte ein einzelner Stern leuchtet. Das
illustrative Element scheint bei Jean Frangois Rafaelli (geb.
1850) immer mehr vorherrschend zu werden, zum Schaden
seines bedeutenden Talentes; seine Pariser Straßenbilder
mit den lichten, fröhlichen Farbenpunkten sind unstreitig
sehr wirkungsvoll und pikant, aber sie scheinen zu sehr
auf den bloßen Effekt berechnet; besser präsentiert er sich
in seinen sehr zahlreichen Radierungen, in denen er auch
eine größere Vielseitigkeit entwickelt und dem Pariser
Straßenleben intimere Reihe entlockt. — Ein anderer Künst-
ler von Ruf, Charles Cottet (geb. 1863 in Puy) bereitet
ebenfalls eine gelinde Enttäuschung; von seinen in einem
dunkeln braunen Ton gehaltenen Sachen ist die alte Frau
mit den harten, durch Arbeit und Kummer gefurchten
Zügen wohl noch am besten; doch vermißt man bei den
übrigen Sachen die herbe Größe, die sonst für seine Kunst
so charakteristisch ist.

Eine sehr beachtenswerte Leistung ist ferner das Blu-
menstück eines französischen Holländers, namens Bern.
Kiene (geb. 1870 in Amsterdam); es liegt etwas Großzügiges
in der breiten kräftigen Behandlung dieser großen gelben
Sonnenblumenkelche; wenn man in dem richtigen Abstand
steht, ist die reliefartige Wirkung geradezu überraschend;
von einer andern Seite zeigt sich derselbe Künstler in seinen
Porträtradierungen; das Porträt seines Freundes und Lehrers
Camille Pissarro, oder das Richard Wagners sind durch
ein feines Gefühl für Tonabstufungen und Erfassen des
geistigen Ausdrucks ausgezeichnete Leistungen. — Es er-
übrigt nun noch einen in seiner dekorativen Behandlung
Kiene etwas nahestehenden Künstler zu nennen, George
d'Espagnat (geb. 1870 in Melun); der in Auffassung
und Technik übrigens der modernste der Ausstellung ist;
prächtig ist sein Baumgarten, und ganz hervorragend ist
sein Stilleben von Blumen und Äpfeln und Birnen, das
einem Fantin-Latour Ehre machen würde. — Erwähnung
verdienen auch noch zwei Gouachen von Ferdinand Luigini
(geb. 1870). M. D. ff.

Die Steinmetz-Sammlung. Brügge ist um eine
Sehenswürdigkeit reicher. Im Hotel Arents daselbst, das
in ein Museum umgewandelt, wurde der erste Teil der
Sammlung Steinmetz ausgestellt, deren 17000 Radierungen
und Stiche seit vielen Jahrzehnten in den Kartons geschlafen
hatten. Dank der Fürsorge des bisherigen Oberkonserva-
tors des Brüsseler Kupferstichkabinetts, des gelehrten Henri
Hymans, wurde die berühmte Brügger Kollektion endlich
an das Licht gezogen. Hymans selbst sichtete und kata-
logisierte sie und wird ihre einzelnen Teile in periodischen
Ausstellungen dem Publikum vorführen. Die erste der-
selben hat soeben begonnen. Man findet dort Radierungen,
Stiche und Zeichnungen der vlämischen, deutschen, eng-
lischen und französischen Schulen, ferner seltene Zeich-
nungen Brügger Künstler. A. R.

Riga. Im Städtischen Museum zu Riga findet dem-
nächst eine Ausstellung von Gemälden des in Dresden
ansässigen Malers Paul Frh. v. Schlippenbach statt.

____ -».

SAMMLUNGEN
© Unter den neuen Erwerbungen des Berliner Kunst-
gewerbemuseums befinden sich einige hervorragende
Stücke, die auch an dieser Stelle erwähnt zu werden ver-
dienen. Ein Schreibtisch mit vortrefflich gearbeiteter und
außergewöhnlich gut erhaltener Marketerie, Chinoiserien
im Boucherstil, ein Werk des David Roentgen (1743—1807)
wurde aus römischem Privatbesitz erworben. Das Stück
ist aufs beste beglaubigt, als Geschenk der Königin Marie
Antoinette an Papst Pius VI. (1775—95). Aus gleichem
Besitz gelangte in das Museum eine wahrscheinlich vene-
zianische (oder spanische?) Truhe des 16. Jahrhunderts,
deren eine Hälfte schrankförmig eingerichtet ist. Der Stil
der Dekoration zeigt eine eigentümliche Mischung von
orientalischen, gotischen und Renaissanceformen. Endlich
sei eine spanische Schale mit Schmelzmalerei genannt, die
diese seltene Gattung, die bisher in dem Museum nicht
vertreten war, aufs beste repräsentiert. Die beiden letzten
Stücke sind abgebildet im Juliheft der Amtlichen Berichte
aus den Königlichen Kunstsammlungen.

O Elberfeld. Aus Anlaß der bevorstehenden Dreijahr-
hundertfeier der Stadt Elberfeld hat der Geh. Kommerzien-
rat Jung dem Museum ein Gemälde von Paul Signac ge-
schenkt.

Neuerworbene Perserteppiche im Metropolitan-
Museutn in New York. Anläßlich der Erwerbung von
drei hervorragenden Perserteppichen durch das New Yorker
Museum äußert sich das Mai-Bulletin desselben in syste-
matischer Weise (mit zahlreichen Literaturangaben) über
persische Teppiche im allgemeinen, und da wir in Deutsch-
land durch die hochinteressante und wichtige Münchener
Ausstellung für muhammedanische Kunst an persischen
Teppichen im Augenblick besonders interessiert sind, und
da ferner die persische Abteilung in der Brüsseler Aus-
stellung hervorragende Beachtung verdient, so wird der
Aufsatz des amerikanischen Bulletins etwas ausführlicher
wiedergegeben. Die persische Teppichweberei erreichte
ihren Höhepunkt, wie man allgemein annimmt, in den so-
genannten Jagdteppichen, in denen menschliche und Tier-
figuren zur Dekoration verwandt sind. Im Osten wurde,
im Gegensatz zu der europäischen Textilkunst, die Wahl
von aus dem Tier- und Menschenleben genommenen Mo-
tiven erst in einer langen Entwicklung erreicht, und die
Schwierigkeiten des Problems wurden mit dem im Orient
vorhandenen so außerordentlich entwickelten Gefühl für
die reine Dekoration gelöst. Die Liebe zu dem erzählen-
den Motiv ist ein stets hervorbrechender Ausdruck in der
 
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