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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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589

Denkmäler

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Mark kostet und in ein paar Jahren wieder vernichtet
werden muß, so daß also eine stattliche Summe nahezu
umsonst ausgegeben wird, muß man gegen diese Art, mit
einer historischen Architektur von höchstem Werte umzu-
gehen, lebhaften Protest einlegen. Man traut seinen Augen
nicht, wenn man sieht, wie zurzeit an der südlichen Partie
des Opernhauses breite Anbauten vorspringen, während
sich aus der Mitte des Hauses geradezu ein kleiner Wolken-
kratzer erhebt, der einen ungeheuerlichen Eindruck macht.
Eben darin liegt ja die Schönheit des Opernplatzes und
seiner Umgebung, daß alle Baulichkeiten ringsum mit
feinem Verständnis in der Höhe zueinander abgestimmt
sind. Es ist bewundernswert, wie die Berliner Architekten
des 18. Jahrhunderts das Höhenmaß, das zuerst im Zeug-
hause gegeben war, beibehielten. Um diese Harmonie
nicht zu gefährden, hat man ja auch schließlich, den Ein-
sprüchen der Kunstfreunde folgend, den Plan aufgegeben,
das große neue Opernhaus an den Linden zu erbauen.
Aber auch die jetzige »provisorische Zerstörung« des herr-
lichen alten Stadtbildes fordert lauten Widerspruch heraus.
Um so mehr, als man gegenüber beim Umbau der alten
Königlichen Bibliothek für die Zwecke der Universität
unbegreiflicherweise den gleichen Fehler begangen hat!
Auch hier ist das Dach viel zu sehr erhöht worden, so
daß die alte Giebeldekoration des friedericianischen Bau-
werks völlig sinnlos geworden ist. Es ist höchst bedauer-
lich, daß man in einer Zeit, die endlich die Notwendigkeit
der Erhaltung alter Baudenkmäler erkannt hat, in Berlin
immer wieder auf solche schlimmen Geschmacksfehler hin-
weisen muß. Im übrigen ist der innere Umbau der alten
Bibliothek jetzt nahezu beendet. An Stelle des früheren
langen Ganges, der im Erdgeschoß rechts zur Bücheraus-
gabestelle, links zum Katalog führte, ist eine breite Vor-
halle getreten, deren Fußboden mit weißen Steinplatten
belegt ist. Zu beiden Seiten dieses Vestibüls sind jetzt
Kleiderablagen angelegt. Ferner befinden sich im Erd-
geschoß die Portierloge, ein Professoren-Sprechzimmer
und zwei Auditorien und Seminare. Einen großen Teil
des ersten Stockwerks, zu dem breite Freitreppen hinauf-
führen, nimmt die umfangreiche neue Aula ein, die 1600
Personen aufnehmen kann. Hier eben hat man die Decke,
die dem Raum Oberlicht zuführt, so ungebührlich hoch
hinaufgerückt. Rechts und links von der Aula gliedern
sich dann sieben Räume an, die für Seminarien verwendet
werden sollen. Das zweite Stockwerk endlich umfaßt die
Empore der Aula und wiederum je zwei Hörsäle und
Seminarräume. Ende September soll alles fix und fertig
sein.

Die Kapelle des hl. Karl Borromäus und das
italienische Waisenhaus, zwei der schönsten Barock-
bauten Prags, sollen jetzt niedergerissen werden. Beide
Gebäude stammen aus dem Jahre 1617. Die Zentralkom-
mission zur Erhaltung der historischen Denkmale hat ent-
schieden gegen den Plan Stellung genommen. Handelt
es sich doch um kunstgeschichtlich überaus wertvolle Bauten
mit sehr beachtenswerten Stuckarbeiten. Außerdem würde
durch die Demolierung das Bild des schönen Platzes auf
der Kleinseite vollkommen zerstört werden.

Heimatschutz in Eger. Zum Schutze der alten
Stadt Wallensteins, die sich in ihren inneren Teilen in
großem Umfange das alte Gepräge bewahrt hat und eine
Anzahl malerischer Stadtansichten besitzt, aber in letzter
Zeit durch wenig glückliche Neubauten geschädigt worden
ist, hat jetzt der dortige Gemeindeausschuß Maßregeln
getroffen. Die neuen Vorschriften betonen mit aller Schärfe
den Standpunkt, daß das alte Gesamtbild bis in alle Einzel-
heiten gewahrt bleibe und Um- und Neubauten sich dem

historischen Charakter anzupassen hätten. Ferner soll an
das Arbeitsministerium eine Eingabe gerichtet werden, daß
mit aller Beschleunigung eine Gesetzesvorlage dem Reichs-
rat vorgelegt werde, die den gesetzlichen Vorschriften zur
Erhaltung des historischen Charakters der Bauten in den
Städten und auf dem Lande, wie sie in Deutschland be-
stehen, entspricht.

Die Krypta der Guildhall, des Londoner Rathauses
wurde nach vollendeten Ausbesserungen, Wiederher-
stellungen und Aufräumungsarbeiten zur Besichtigung für
das Publikum freigegeben. Der von gekuppelten Säulen
aus Purbeck-Marmor getragene Raum wird als der einzige
Überrest des 1411 entstandenen und 1666 durch Brand
vernichteten Baues betrachtet. Das Alter der Krypta bleibt
jedoch vorderhand zweifelhaft und scheint viel weiter
zurückzuliegen, als man bisher annahm, da bei dem Bloß-
legen des Mauerwerks normannische Uberreste, so nament-
lich Fenster, Bögen und Treppenmaterial zum Vorschein
kamen. Aller Wahrscheinlichkeit hat demnach an dieser
Stelle Londons bereits früher eine Baulichkeit gestanden.
Der Raum mißt 77X46 Fuß, ist 13 Fuß hoch und dehnt
sich so ziemlich in gleichem Verhältnis aus wie der über
ihm befindliche Saal. Es besteht eine natürliche Teilung
in eine Ost- und Westkrypta. Jene ist im Stil die archi-
tektonisch schönere und gefälliger ausgestaltet. Korre-
spondierend mit dem Obergeschoß, besitzt dieselbe Kas-
settierungen. Die westliche Krypta, die während des
großen Brandes zum Teil zusammengesunken war, wurde
als Vorratskammer benutzt. Der östliche unterirdische
Raum soll nunmehr zur Vergrößerung des städtischen
Museums mit herangezogen werden, um die in letzterer
Zeit entdeckten Fragmente, Reliquien und Funde alt-römi-
schen Ursprungs daselbst aufzustellen. Im Jahre 1911 wird
die Feier des 500jährigen Bestehens der »Guildhall« statt-
finden. O. v. Schleinitz.

DENKMÄLER

Für Klaus Groth wird in Kiel, wo er wohnte und
starb, ein Denkmal errichtet werden. Es wird, der »Köl-
nischen Zeitung« zufolge, in einem Monumentalbrunnen
bestehen, dessen Mittelpunkt das Standbild des Dichters
bildet. Ein schleswig-holsteinischer Künstler, Heinrich
Mißfeldt (Friedenau) ist mit der Ausführung beauftragt
worden. Die erforderlichen Geldmittel, 45000 Mark, sind
bereits vorhanden.

X Ein Denkmal für Wilhelm Raabe wurde kürzlich
errichtet. Die unter dem Namen »Brüder vom Großen
Sohle« vereinigten Freunde der Raabeschen Poesie stellten
unweit Eschershausen, des im Weserberglande gelegenen
Heimatsortes des Dichters, einen ca. hundert Zentner
schweren erratischen Block auf, dem das durch den Braun-
schweiger Bildhauer E. Müller geschaffene Reliefporträt
Raabes eingefügt wurde. Das schöne Denkmal steht gegen-
über einem schon vor einigen Jahren errichteten eisernen
Aussichtsturm, der gleichfalls des Dichters Namen trägt,
auf einer der höchsten Erhebungen im Hils.

Dresden. Am Eingange zum Ratskeller des neuen
Rathauses wurde eine Bronzegruppe von Professor Georg
Wrba aufgestellt, die in doppelter Lebensgröße auf einem
zu Boden gesunkenen Esel einen Dionysos zeigt, der eine
Traube und eine Trinkschale in Händen hält, eine präch-
tige, humorvolle Figur.

Ein Abraham a St. Clara-Denkmal ist in Kreen-
heimstetten, dem Geburtsorte des bekannten Kanzelredners,
enthüllt worden. Das Denkmal, eine bedeutende Schöpfung
des Bildhauers Franz Marmon (Sigmaringen), hat eine
 
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