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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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639

Vermischtes

640

Kongressisten auf die hervorragende Kupferstichabteilung
der Ausstellung alter Kunst. Er teilte mit, daß er einen
Druck entdeckt habe — Vorblatt des Buches von den
»Flandrischen Kriegen« —welches nach einerZeichnungvon
Rubens ausgeführt worden ist. Der Malerfürst hat nie
selbst gestochen, lernte aber vielfach andere zu Kupferstechern
an. Oraf Cavens verlangte, daß man auf zwei Seiten be-
malte Paneelbilder mitten durchsäge. Man erwiderte ihm
jedoch, daß solche gefährliche Prozeduren nur in Aus-
nahmefällen vorgenommen werden könnten. Auch be-
dauerte derselbe Redner, daß manche Kunstgeschichtler
oder Katalogredakteure sich mit Unrecht des Wortes
»Niederländer« bedienten, wenn sie von den Malern der
belgischen Provinzen des 17. Jahrhunderts sprächen. Man
sollte sie nicht einmal als »Belgier«, sondern geradeweg
als »Vlämen« bezeichnen. Sonst sprachen noch: Hulin
über Daten gewisser Werke von Van Dyck und Rubens
und über die der Rubensepoche zeitgenössische Cara-
vaggio-Bewegung; Fierens-Qevaert über Rubens und die
Kunst des 19. Jahrhunderts; Generaldirektor Van Overlopp
über die Spitze auf der Ausstellung der belgischen Kunst
des 17. Jahrhunderts; Destree: Die Elfenbeinkunst im
17. Jahrhundert; Kanonikus Thiery: Die vlämischen Wand-
teppiche aus derselben Zeit; L. Maeterlinck: Der Dämon
in den vlämischen Mysterien. Und so fort. Jedenfalls hat
dieser Kunstkongreß viele Anregungen geboten und damit
hat er seinen Zweck erfüllt. Alfred Ruhemann.

VERMISCHTES

Panoramen von Waterloo. In Brüssel hat sich
ein Komitee gebildet, welches die Zentenarfeier der Schlacht
von Waterloo im Jahre 1915 dadurch verherrlichen will,
daß es auf dem Schlachtfelde selbst ein Panorama errichtet.
Dieses Rundgemälde soll nach dem Projekt von Maurice
Dubois eine gewisse Stunde der Schlacht mit geschicht-
licher Treue wiedergeben; außerdem werden die verschie-
denen Episoden des Kampfes in 12 Dioramen festgehalten
werden. Die Ausführung der Malerei ist dem Maler Poilpot
übertragen worden, der sich die Mitarbeiterschaft mehrerer
belgischer und englischer Künstler gesichert hat.

Diese Nachricht muß durch eine zweite ergänzt werden,
die dasselbe Thema angeht. Es scheint zur Regel zu
werden, daß ein guter Oedanke im gleichen Augenblick
stets auf zwei Stellen zugleich gefaßt wird! Es heißt
nämlich, daß die belgische Regierung dem Maler des fran-
zösischen Marineministeriums, Dumoulin, vom 1. April
nächsten Jahres ab, ein Stück Land am Fuße des Löwen-
hügels von Waterloo verpachtet hat. Dumoulin will dort
ein Panorama der Schlacht aufstellen, zu welchem alle Vor-
studien bereits beendet sind. Dieses Rundgemälde dürfte
schon im nächsten Sommer der Besichtigung übergeben
warden können. Dumoulin war der Erfinder des Panoramas
der »Reise um die Welt«, einer der Sehenswürdigkeiten
der Pariser Weltausstellung von 1900 und mit dem Großen
Preise ausgezeichnet. Später machte sich derselbe Künstler
durch ein Rundgemälde des chinesisch-japanischen Krieges
bekannt. a. r.

Vom Ulmer Münster. Der offizielle Münsterbau-
bericht vom 1. April 1909 bis 31. März 1910 zählt folgende
Arbeiten auf, welche während dieser Zeit fertiggestellt oder
fortgeführt wurden. Die mühsamen Reparaturen der deko-
rativen Teile am Hauptturm nahmen ihren Fortgang, ebenso
der neue Fußbodenbelag im Innern des Münsters und die
Gestühlreparaturen. Dann wurde der Baldachin für die
Statue des Johann Sebastian Bach vollendet und zwei neue

Statuen in Arbeit gegeben: Jakobus d. J. gestiftet von Frau
Dorothea Kreißer geb. Bosch und auszuführen von Hof-
bildhauer Federlen in Ulm; Ulrich Ensinger, der Münster-
baumeister, ist dem Bildhauer Hermann Lang in München
in Auftrag gegeben worden. Von den schon seit einigen
Jahren begonnenen Rekonstruktionen an den Chorfenstern
ist ein weiteres fertiggestellt in der Glasmalerei von Zettler
in München und ein anderes vorbereitet. Das letzte große
Fenster in der nördlichen Seitenschiffhalle ist gleichfalls
aus Mitteln einer Privatstiftung in Ausführung begriffen.
Ein Gitter zum Brautportal an der Südseite des Münsters
ist in der Schmiedewerkstätte der Bauhütte in Arbeit. Das
so viel Aufsehen erregende Projekt einer Wiederherstellung
des sog. Kargenaltars ist durch die Zurückziehung des
Stifters glücklich beseitigt worden. Angeschafft wurden
ein Teppich für den Choraltar und eine Abendmahlskanne
nebst Kelch von Juwelier Merath. Weiter sind verschie-
dene Neuerungen an der Orgel beabsichtigt. Der Gesamt-
aufwand beläuft sich auf 43043 Mark. Erwähnt sei noch,
daß von dem alten berühmten Ölberg, welcher unter der
bayerischen Regierung beseitigt wurde, verschiedene Steine
beim Abbruch eines Hauses gefunden wurden, die neben
den schon längst in der Ulmer Altertümersammlung auf-
gestellten Prophetenfiguren eine schätzbare Ergänzung des
vandalisch zerstörten Denkmals bilden. — Anläßlich der
Stuhlreparaturen hat ein kunstverständiger Bürger von Ulm
— Herr Herrenberger, Kustos des Gewerbemuseums —
begonnen, die noch zahlreich erhaltenen Wappenschilder
der ehemaligen Stuhlbesitzer im Münster in Originalgröße zu
kopieren und durch Frl. Th. Flock in Farben ausführen lassen.
Ein wertvoller Beitrag zur Heraldik der bürgerlichen Ge-
schlechter Ulms. Max Bach.

Kunst-Uerstelgeruns

Die Versteigerung einer sehr wertvollen
und seltenen

Kupferstichsammlung

aus adligem, süddeutschem Privatbesitz
u. anderer wertvoller Beiträge findet am

Montag, den 10. Oktober und folgende Tage

je vorm. 10 Uhr und nachm. 3 Uhr anfangend, unter
Leitung des Unterzeichneten zu

Frankfurt a. M, Weserstr. 24 stau

Von alten Meistern des XV. u. XVI. Jahrhunderts sind zu
erwähnen: Ungewöhnlich SChÖne Dürer, prachtvolles Blatt
der »Melancholie« und des »Spazierganges«; Rembrandt,
ein prächtiges Exemplar von »Christus predigend« genannt
»La Petite Tombe«; Ostade, Rega, Leyden. Kleinmichon,

die Niederländischen Radierungen des XVII. Jahrh.; Inter-
essante Anonyme d. XV. u. XVI. Jahrh.; Serie äusserst
seltener Blätter von Martin Schongauer; Kleine Serie
französ. Porträts des XVIII. Jahrh.; Schöne galante

Schabkunstblätter. zum Schluss eine Partie Koavolute.

Besichtigung:

Samstag, den 8. Okt., vorm. von 10—I Uhr und nachm.
von 3—6 Uhr.

Sonntag, den 9. Okt., vorm. von n—i Uhr.

Illustrierter Katalog auf Wunsch franko durch

Philipp Bode, beeid. Taxator, Frankfurt a. M.

Weserstrasse 24 — Telephon 5823.

Inhalt: Berliner Brief. — Joh. Niessen f. — Personalien. — Sieger im Menzelpreisausschreiben; Ideenwettbewerb Berliner Architekten; Wettbewerbe:
Welt-Telegraphen-Denkmal, Wohn- u. Geschäftshaus in Meran, Rathaus in Mülheim a. R., Kurhaus in Karlsbad. — Denkmalpflege in Han-
nover und Baden. — Kaiser-Wilhehn-Denkmal in Köln; Bödiker-Denkmal in Berlin; Bismarck-Denkmal in Bremen; Beneke-DenkmalI m Bad
Nauheim. - Rom. Mosaikboden in Köln. — Zur alten Architektur Nordsyriens; Galvanoplastische Nachbildungen arretinischer GetaBe.
Ausstellungen in Düsseldorf, Stuttgart, Darmstadt, Paris, Kassel, London, Wien. — Suermondt-Museum in Aachen; Kunsthalle in Mannheim;
Führer durch das Berliner Kaiser-Friedrich-Museum. — Forschungen. — Kongreß für Kunstgeschichte. — Vermischtes. — Anzeige.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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