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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Kunstgerwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0085

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







Paul ISonnatz-Stuttgart

zeichnet sich ja das Werk selber — ist kein Katalog und
schließlich läßt sich ja beides, Katalog und Darstellung,
in gewisser Weise ganz gut vereinigen, wie es die von
Folnesics bearbeiteten Teile gezeigt haben, der auch auf
die mannigfachsten Werke in einzelnem aufmerksam ge-
macht hat. Aber freilich, zu einer solchen gehört eine
wirkliche Beherrschung und Verarbeitung des gesammelten
Materials nach den verschiedensten Richtungen hin. Das
aber ist es, was man bei den von Braun bearbeiteten Teilen
nur zu sehr vermissen wird. Und so erfahren wir denn,
um Beispiele zu nennen, im ersten Abschnitte der Manu-
faktur nichts wirklich Positives von dem Verhältnis dieser
ZU den Leistungen der Meißner Manufaktur, von der die
Wiener doch ausgegangen war, nichts von der oben er-
wähnten erstaunlichen Selbständigkeit derselben gerade in
dieser frühen Zeit, die für diese gerade ihren Hauptruhm
ausgemacht hat. Bei der Darstellung der Plastik ist eigent-
lich immer nur die Frage, um die sich alles dreht, wer hat
die und die Figur gemacht? Eine allgemeinere Charakte-
risierung, eine Feststellung ihres Wertes gegenüber der
übrigen Porzellanplastik dieser Zeit sucht man vergeblich,
selbst die verschiedenen Stilperioden sind wenig markant
voneinander abgesetzt, und alles dies muß man doch in
der Darstellung einer Geschichte an erster Stelle suchen,
o Es kann hier nicht die Aufgabe sein, das Werk im
einzelnen ZU besprechen und auf seinen Wert zu unter-
suchen. Es muß aber noch ein Wort über die Illustrierung

Schwurgerichtssaal für das Oroßh. Justizgebäude in Mainz

desselben gesagt sein. Die lllustrierung eines Porzellan-
werkes ist wohl mit die schwierigste, die es gibt. Farblose
Wiedergaben von Porzellanen fallen meist wegen des Weg-
fallens alles dessen, was den eigentlichen Reiz des Por-
zellans ausmacht, sehr flau und nichtssagend, ja selbst
ästhetisch unerfreulich aus. Farbige sind, falls nicht be-
deutende Kosten darangesetzt werden, wegen der auf Papier
nicht wiederzugebenden Leuchtkraft der Farben des Por-
zellans, meist recht schwächlich in der Wirkung. Porzellan
wird darum wohl immer eins der schwierigsten Gebiete
der Reproduktion bleiben. Für das Wiener Werk hat man
entschieden getan, was in dieser Beziehung zu tun möglich
war. Die Textillustrationen sind klar und deutlich und
stehen gut im Text, die Lichtdrucke sind durchaus be-
friedigend. Für die Farbentafeln hat man sich sowohl des
mechanischen »Dreifarbendrucks«, wie auch der alten
Chromolithographie bedient. Die Resultate sind beidemal
ausreichend ausgefallen. Ein Mehr kann von der heutigen
Technik kaum verlangt werden. Zu loben ist die Auswahl
der abgebildeten Gegenstände, die wirklich die für das
Wiener Porzellan charakteristischen Stücke vorführt. Nur
bei den Figuren dürften sich einige Lücken finden; da
mehrere der dort festgestellten Typen merkwürdigerweise
ganz ohne Abbildungen geblieben sind und widerspricht
doch etwas den Tendenzen des Textes, der in dieser Be-
ziehung doch gerade auf Vollständigkeit auszugehen scheint.

i. y.tmtitcniatiiu.
 
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